Bübro! ich habe gar nicht gewusst, dass Du die Diskussionsrunde wieder eröffnet hast. Die Schreiberei hat mir gefehlt. Ich freue mich auf Diskussionen und werde wieder munter werden. Schöne Grüße aus Feldberg L. Ratai
Ja, lieber Lothar, ganz allmählich erwacht wieder Diskussionsgeist. Jeder kann wieder seine Meinung sagen. So zum Beispiel in Bezug auf die Annahme von 280 000 Euro von einem sehr stalinistischen ehemaligen Parteifunktionär und anderes....
Hallo Bübro,
es freut mich sehr, dass Du wieder aktiv bist und die trost- und diskussionslose Zeit momentan vorbei ist.
Leider hat deine Intention zu dem Erbe des Genossen Quandt bei mir einen Beigeschmack ausgelöst.
Du schwimmst doch sonst nicht mit und auf dem Mainstream der bürgerlichen Medien!
Das Erbe ist meiner Meinung nach eine Privatsache, zumal die Witwe meines Wissens das Erbe an die LINKE gab.
Bitte bedenke, wie viele Spenden die anderen Parteien zur konformen Verwendung im Interesse der Spender obligatorisch erhalten. Es ist kaum anzunehmen, dass eine/-r Verstorbene/-r mit einer Geldzuwendung an eine pazifistische Partei einen persönlichen oder lobbyistischen Zweck verfolgen kann.
Es krähen genug Dummbrote gegen das unverhoffte Erbe. Sei es aus Neid und Eifersucht oder aus Missgunst, dass eine nicht mit etlichen schwarzen Kassen ausgestattete Partei kurzfristig ein klein wenig über den Tellerrand sehen kann. Das allgegenwärtige Finanzamt wird sich sowieso noch schadlos halten.
Lasst es doch bewenden, bei einer sehr persönlichen Entscheidung, die ein verstorbener aufrechter Genosse einer unterfinanzierten Partei gab.
Lieber Kata, Du schreibst: Hallo Bübro, es freut mich sehr, dass Du wieder aktiv bist und die trost- und diskussionslose Zeit momentan vorbei ist.
Meine Antwort: Wir hatten das Forum still gestellt, um nicht mit weiteren ernsthaften Kritiken am Verlauf der Linken MV die Ergebnisse der Wahlen zu stören. Ich war nicht etwa glücklich damit, dass meine Voraussagen zutrafen. Die Linke ist in keiner weise zu einer neuen ‚Schlagkraft aufgestiegen. Was eine linke Partei in der Mitte eines hoch entwickelten Großkapitalstaates erforderlich ist, muss in einem „Freien linken Forum“ wieder und noch energischer geführt werden.
Weiter schreibst du: . Leider hat deine Intention zu dem Erbe des Genossen Quandt bei mir einen Beigeschmack ausgelöst. Du schwimmst doch sonst nicht mit und auf dem Mainstream der bürgerlichen Medien! Das Erbe ist meiner Meinung nach eine Privatsache, zumal die Witwe meines Wissens das Erbe an die LINKE gab. Bitte bedenke, wie viele Spenden die anderen Parteien zur konformen Verwendung im Interesse der Spender obligatorisch erhalten. Es ist kaum anzunehmen, dass eine/-r Verstorbene/-r mit einer Geldzuwendung an eine pazifistische Partei einen persönlichen oder lobbyistischen Zweck verfolgen kann.
Meine Antwort: Beim Fall Quandt-Geld geht es doch nicht um Mainstrean. Die Genossen, die da verkündet haben, das Geld des ehemaligen Super-Stalinisten als Stoff für die nächsten Wahlen einzusetzen, liefern dem Gegner einen fetten Beweis, dass sich die Nachwende-Partei nicht zu einer neuen Partei entwickelt hat. Mehr noch – sie hat die einmalig günstige Gelegenheit abgestoßen, sich als Austretender aus der Vergangenheit zu erweisen. Gerade die Tatsache, dass der Verzicht auf 280 000 Euro schmerzlich sein würde, würde die Glaubwürdigkeit unserer neuen Partei aufwerten. Wer unter erprobten Politikern weiß da nicht, dass die Glaubwürdigkeit einer Partei wertvoller als Geld ist. Wie können sich unsere Leitgenossen ähnlich wie die kapitalistischen Politiker kaufen lassen.
Weiter schreibst Du:
Es krähen genug Dummbrote gegen das unverhoffte Erbe. Sei es aus Neid und Eifersucht oder aus Missgunst, dass eine nicht mit etlichen schwarzen Kassen ausgestattete Partei kurzfristig ein klein wenig über den Tellerrand sehen kann. Das allgegenwärtige Finanzamt wird sich sowieso noch schadlos halten. Lasst es doch bewenden, bei einer sehr persönlichen Entscheidung, die ein verstorbener aufrechter Genosse einer unterfinanzierten Partei gab.
Meine Antwort: Wer kann neidisch werden, wenn sein SED-Genosse nach über 20 Jahren man gerade noch 280 000 Westgeld zum verschenken hat?
-------------------------- Wir brauchen keine Millionäre
Bübro, Du enttäuscht mich sehr. Ein Mann der als aufrechter Kommunist im KZ saß sollte mehr Respekt erhalten.....Er forderte 1989 die Erschießung der Genossen, die das Dilemma verursacht hatten (Honni und Co.)
Zitat von Gast im Beitrag #6Bübro, Du enttäuscht mich sehr. Ein Mann der als aufrechter Kommunist im KZ saß sollte mehr Respekt erhalten.....Er forderte 1989 die Erschießung der Genossen, die das Dilemma verursacht hatten (Honni und Co.)
Nun enttüschst ja DU mich noch vielmehr. Ich hatte schon weggelassen, dass Quandt ja nicht nur "seine Genossen" sondern auch DDR-Bürger erschießen lassen wollte, nur weil sie reichlich leben wollten wie Bundesbürger. Ich glaube, dass wir beide darüber diskusieren sollten, warum sich der Sozialismus nicht durchsetzen konnte. Dafür den noch so stalinistischen Köpfen der SED mit dem Erschießen zu drohen, halte ich für sehr ungerecht und superstalinistisch. Ich hoffe, dass Du hier im Forum meinen Beitrag "Die größte Lüge, unser größter Feind" gelesen hast. Ich habe da kritisiert, dass meine aus 8 Jahren jeurnasistischer Arbeit in der SU nicht genug beachtet wurden. Ich bin schon 1978 zu der Erkenntnis gekommen, dass der Sozialismus gegen die haushoch günstigere natürliche Unterlage nicht besiegt werden konnte. Es wäre zu einem blutigen Untergang gekommen, hätte man auf Quandt gehört. Vorerst mal nur SO viel zu deiner Meinung. An einer weiteren Diskussion wäre ich sehr interressiert
-------------------------- Wir brauchen keine Millionäre
Übrigens habe ich vor 15 Jahren schon einmal eine Broschüre mit dem Titel "Der Untergang der 2. Welt" zu dem oben genannten Thema gewschrieben. Es wukrde nicht genügend gedrukckt. Ixch sende Dir un d allen Bürgern hier mal die Kurzfassung, obwohl sie mittlerweie nicht ganz modern ist und auch manche Korrektur braucht. Das Lesen sollte sich aber auch so lohnen:
Günter Brock Der Untergang der 2. Welt
Ein Gespenst geht um in deutschen Landen – die „Ostalgie“, und das ob-wohl der Osten, d. h. der Sozialismus bzw. die 2. Welt untergegangen ist. Und auch obwohl jeder weiß, warum er untergegangen ist, weil er nämlich den Rückstand, den er hinter der 1. Welt hatte, nicht aufgeholt hat. So weit herrscht wohl Einmütigkeit überall. Weit auseinander aber gehen die Mei-nungen darüber, warum die sozialistischen Länder diesen ja immerhin nur relativen Rückstand hinter den ja immerhin reichsten Nationen der Welt nicht wettzumachen imstande waren. In der Tat – welches waren denn dafür die wirklich entscheidenden Ursachen? Dieser Frage neu nachzugehen, ist nicht etwa müßig oder scholastisch, wie man es in Diskussionen häufig hören muß. Die richtige und allseitige Ant-wort auf diese Frage ist vielmehr die Voraussetzung dafür, daß jetzt nach der Wende das Richtige geschieht, um den Rückstand vielleicht noch nachträglich aufzuholen, sprich: den Lebensstandard der Russen, Letten, Polen, Tschechen an den westeu-ropä-ischen Stand heranzuführen. Viele Zeitgenossen sehen nur das eine: In der 2. Welt bestand die Plan-wirtschaft, in der 1. Welt die Marktwirtschaft – das sei der deutlichste Un-terschied gewesen, und das sei auch der Grund dafür, dass der Sozialismus schei-terte. Nun haben wir aber in Polen seit 29, in Rußland, Ungarn und der Tsche-chei seit 24 Jahren und im DDR-Gebiet seit 20 Jahren keine Planwirt-schaft, keine kommunistischen Betonköpfe und keine trägen, ”arbeitsbummelnden Werktätigen” mehr, und was ist das Ergebnis? Das Resultat einer nun schon langjährigen Wendepolitik sind Übel, die mit dem Sozialis-mus oder mit Planwirtschaftsfolgen nicht mehr erklärt wer-den können: Massenarbeitslosigkeit, Staatsverschuldung, Bettlertum, Prostitu-tion, Firmenpleiten, Produktionsrückgang, Kriminalität, Perspektivlosigkeit der Jugend und das alles, wie es in Neudeutsch heißt, ”in Größenordnun-gen”. Inzwischen nun auch eine Weltwirtschaftskrise wie 1930.
Und für all das - kein Ende abzusehen. Der Rückstand, den die Länder der 2. Welt vor der Wende hatten, war relativ (etwa wie zwischen ”Wartburg” und ”Mazda”), jetzt ist er himmelhoch (mit Ausnahme von Deutschland Ost, wo Subventionen in 100-Milliarden-Höhe die wahre Lage abgetäuscht, aber nicht an der Wurzel bereinigt haben).Nehmen wir als Beispiel nur das Land Mecklenburg-Vorpommern:
Vor der Wende: Nach der Wende:
- 60 bis 70 hochseegehende Schiffe nur noch 20-25 Stapelläufe liefen vom Stapel der 6 Werften
- rund 25o ooo Tonnen Seefisch angelandet (aus weltweiten Entfernungen) etwa 13 5oo Tonnen/Jahr
- rund 2o ooo Neubauwohnungen etwa 6 ooo WE pro Jahr
3 Millionen Schweine im Stall nur noch 0,4 Mio Schweine (Export nach dem Westen) (60 % des Bedarfs des Agrar- landes werden importiert!)
über hundert Handelsschiffe nur noch eine Reihe von Fähr- im Einsatz auf allen Weltmeeren schiffen im Ostseeraum
Von zahlreichen Produktionsarten, die liquidiert wurden, ganz zu schwei-gen, z. B. Faserplatten in Ribnitz, Plasterzeugnisse in Schwerin, Möbel, Lederwaren, Baustoffe, Molkereiprodukte, Stärke u. a. an vielen Orten. Gewiß arbeiteten die genannten Produktionszweige nicht für den heuti-gen, sondern für den sozialistisch bestimmten Markt, d. h. z. B. nicht nach Gewinn jedes einzelnen Betriebes und nicht durchweg nach den Spitzen-werten der Weltmärkte, aber die Leistungen wurden vollbracht, Massen von Men-schen hatten einen Lebensinhalt, und bestehende Bedürfnisse wurden be-friedigt, wenn auch nicht die hochgeschraubten Anforderungen der Men-schen in den sieben bis zehn reichen Ländern der 1. Welt. Müß-ten aber die Einwohner der jetzigen östlichen Bundesländer vom Erlös der Erzeugnisse leben, die sie heute produzieren, so würden sie zweifellos am Hungertuch saugen, und sie wären wohl kaum besser dran als die Polen und Tschechen und ebenso verschuldet. Die Frage ist erlaubt: Warum hat nicht ein einziges Land der 2. Welt nach der Wende die gleiche stürmische Entwicklung genommen, wie die Län-der der 1. Welt nach 1945? Auch damals ging es doch dort bei Null los, alles war zerstört (”marode”), mehr noch: Massen von Facharbeitern wa-ren vernichtet, Subventionen fehlten weit mehr als heute. Es ist erstaun-lich, wie gering mit insgesamt 13 Milliarden Dollar (für ganz Westeuropa in fünf Jahren!) die Summe der Marshall-Plan-Hilfe war. Und trotzdem: ein Boom ohnegleichen, Vollbeschäftigung, das berühmte: ”Wir erhöhen das Bruttosozialprodukt”. Wenn das die Wirkung des marktwirtschaftlichen Sy-stems war, warum wirkt es dann heute nicht genauso? Warum ist in den Ländern der ehemaligen 2. Welt nichts davon zu spüren? Nun hatten die Länder der 2. Welt ja alle vor dem II. Weltkrieg schon ein-mal die Marktwirt-schaft, zumindest das, was es damals in Ost und West als Privatwirtschaft gab. Und auch da ergibt sich die Frage: Warum war damals in die-sen Ländern nicht die gleiche ”Wunderwirkung” der kapitali-stischen Wirt-schaftsform zu beobachten? Statt dessen: schon damals: Höchststand in denselben füh-renden sieben Ländern, in allen anderen Ländern der Erde: zwar auch Privatkapital und freier Markt, aber anson-sten: Massene-lend und Konkur-renzunfähigkeit: Schließlich muß man ja ferner sagen, daß heute fast alle Länder dieser Erde die Wirtschaftsform haben, die wir nicht mehr Kapitalismus nennen sollen. Warum dann wie eh und je wiederum: Höchststand nur in den be-kannten sieben Ländern, Konkurrenzunfähigkeit und Massenelend in 100 Staaten?
Die Antwort lautet:
An der Wirtschaftsform liegt es erst in zweiter Instanz. Hohe oder gar höchste Produktivität der menschlichen Tätigkeit und daraus erwachsen-der Brei-tenwohlstand haben zu 60 bis 80 Prozent andere Ursachen als politi-sche oder politökonomische. Produktivität hat vielmehr damit zu tun, daß jeg-liche Produktion - immer und auch nach beliebig vielen techni-schen Neue-rungen - Umwandlung von Natur in Lebens- und Produktionsmittel ist. Und je nach dem, wie günstig oder ungünstig für die-sen Pro-zeß die natürlichen und historischen Bedingungen geartet sind, fällt die Arbeit gewinnbringend oder konkurrenzunfähig aus. Zu den zehn natürli-chen Grundbedingungen hoher Arbeitsproduktivität gehören:
1. billiger Zugriff zu den Rohstoffen, z. B. aus eigenem Aufkommen, durch geringe Transport- und Energiekosten 2. gemäßigtes Klima (um 18.0 °C), z. B. Golfstrom-Einzugsgebiet 3. Vegetationsperioden von möglichst zehn Monaten 4. kurze, unbehinderte Transportwege zwischen den Zentren der Bevöl-ke-rung, der Rohstofflager und der Weltmärkte, am besten viele Was-ser-wege 5. eisfreie Häfen, bewohnbare Küsten nahe den Handelswegen 6. reiche, auf das Jahr verteilte Niederschläge (800 - 1000 mm/J 7. günstige Bodenklassen 8. Fischreichtum der nahen Gewässer (billigste Eiweißversorgung) 9. Energiereichtum der Flüsse (Gefälle) 10. tektonische Ruhe Wo in der Welt treffen diese Bedingungen vollständig oder fast vollständig zu? In den sieben Ländern, die ich nannte und (erst neu genutzt) in China. - Ost- und Westküste der USA - Großbritannien - Westdeutschland - Südostküste von Kanada - Norditalien - Frankreich - Japan, bedingt noch: Holland, Belgien, Norwegen, Österreich, Südschwe-den. Allen anderen Ländern der Erde (Spanien, Griechenland, aber auch Landesteile wie Süditalien, Nordkanada und eben auch Ostdeutschland) fehlen mehr als zwei der entschei-denden Produktivitätsfaktoren. Deshalb sind sie auch unter den Platzhir-schen des Weltmarktes nicht anzutreffen. (Ausnahmen sind Län-der und Klein-Regionen, die durch Konzentration des Handels, des Bank-wesens oder des Ölexports reich geworden sind). ”Nachwuchs” für Hoch-produk-tivität kann sich ergeben, wenn sich die fernöstliche Region um Ja-pan als eigenständiges Weltmarktzentrum festi-gen sollte (Südkorea, Fernostküste von Rußland (Wladiwostok), Ostküste Chinas, Taiwan). Aber im Prinzip bleibt es bei den genannten sieben bis zehn Ländern, die von der Natur begnadigt sind. Eine prinzipielle Wende dieses Zustandes war und ist zu erwarten durch den Wechsel des Wertschöpfungszentrums von der Schwerindustrie zur Elektronig-Industrie. Sie hängt nicht so schwer von der Rohstoffbeförderung und vom Wetter ab. Was aber ist eingetreten? Die elektronische Produktion hängt enorm von unermesslichem Startkapital und Know-how ab. Wieder also haben die bislang führenden Industrieländer die Nase vorn. Ein sagenhafter Reichtum an den teuersten und seltensten Rohstoffe für Elektronik brachte das zuvor mittelmäßige Finnland auf die Weltbühne. Ja, wieder mal die Naturgewalt.
Nun sagte mir an dieser Stelle der Diskussion ein Kollege:
”Hör doch auf mit deiner Natur!
Hängt etwa die High-Tech-Elektronik vom Fischreichtum der Gewässer ab?” Auf den ersten Blick natürlich nicht. Auf den zweiten führt uns aber gerade diese Frage zum Kern der Problematik. Denn: wenn nicht auch vom dummen Hering, wovon hängt es dann ab, daß nicht in Tibet, nicht in Peru und nicht im Kongo, sondern in den USA, in Japan und in West-deutschland die Masse der elektronischen Entwicklungen entstanden ist? Weil dort eine höhere Sorte vom Homo sapiens geboren wurde? Spaß beiseite: Die Mikroelektronik ist am höch-sten entwickelt, wo dafür die größte Masse an freiem Kapital angehäuft und in Forschung und Ent-wicklung gesteckt werden konnte. Und dieses Kapi-tal wurde vorher erwirt-schaftet, bevor es die Mikroelektronik gab, also im Stadium der technisch niedrigeren Entwicklungsphasen u. a. auch durch die harte körperliche Ar-beit der Fischer. Es ist durchaus kein Zufall, daß die führenden Industri-enatio-nen gleichzeitig fast alle auch führende Fischereinationen sind (England, Japan, USA, Holland, Kanada, Westdeutschland...) Mit einem Wort: im Stadium der ursprünglichen Akkumulation des Kapitals zählten die Natur-vorzüge der Nationen kolossal. Und solch ein Sta-dium hat jeder außerge-wöhnliche industrielle Aufschwung in der Weltgeschichte zum Ausgangs-punkt gehabt. Berühmte Beispiele sind: zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde England zum Beherrscher des Weltmarktes für Textilien. Grundvoraussetzung dafür war die Massen-produktion von Wolle, wie sie kaum woanders auf der Welt möglich war als auf den ausgedehnten, fruchtbaren Weiden Englands, die mit gemäßigtem Klima, 1ooo mm Niederschlag und fast volljähriger Vege-tationszeit ge-segnet waren. zu Beginn des 2o. Jahrhunderts begannen die USA sich zum Markt-herrscher für die Automobilindustrie zu entwickeln, Grundvorausset-zung dafür waren u. a. vor allem das fast von allein austretende Erdöl im Süden der Staaten und die riesigen Eisenerzvorkommen an der Ost-küste. nach der letzten Jahrhundertwende überraschte Japan die Welt durch eine überwältigende industrielle Entwicklung; die das Land zwar etwas später als die westeuropäischen Staaten, aber immerhin mit imponie-render Wucht in die Reihe der führenden Industrienationen einbrachte. Grundvoraussetzung waren der Reichtum an Fisch und Reis, aber auch die Tatsache, daß Japan konkurrenzlos und zu Dumpingpreisen Kohle und Erz aus Australien erwerben und mit maschinengetriebenen Großraumschiffen auf dem billigen Seeweg zu den (vorteilhaft an der Küste konzentrierten) Produktionsstätten transportieren konnte. die Steinkohle und das gleich ”daneben” liegende Eisenerz machte gleich dreimal in der deutschen Geschichte das Ruhrgebiet zum Quell-becken der Akkumulation von Kapital: um 1870, nach 1918 und nach 1945. Unsere westdeut-schen Schwestern und Brüder sollten nicht vergessen, daß sie seit dem II. Weltkrieg 7 Milliarden Tonnen Stein-kohle, gesamtdeutsche Steinkohle, verheizt haben, manchmal auf den Halden mehr als in den Öfen.
Auf diese und ähnliche naturgegebene Weise aus dem Vollen zu schöp-fen und den ”Vorschuß” für die künftige technologische Überlegenheit zu schaffen, war und ist den Ländern der 2. und der 3. Welt nicht gegeben gewesen. Und das sind die Hauptgründe für die einschneidenden Niveau-unter-schiede zwischen den Völkern der beiden Lager, die leider durch nichts ausgeglichen werden konnten, auch nicht durch bunte Wimpel und Aktivistenehrungen im sozialistischen Wettbewerb oder freiwillige Ar-beitsleistungen a la Subbotnik, MMM, Hennecke-Schichten und Neuererbewe-gung.…. Was uns aber zum Nachdenken über die Zukunft der Länder der ehemali-gen 2. Welt veranlassen sollte, sind
die naturbedingten Faktoren.
Wenn nämlich sie es sind, die nach wie vor zu 80 Prozent die Lebenslage der Völker be-stimmen, dann muß man in jedem Land untersuchen, wel-che Naturfaktoren man stärken oder nachschaffen und welche man um-gehen, mildern oder ausschalten kann. Diese Weisheit ist nun schon über 200 Jahre alt, seit nämlich die französischen sog. Geografischen Determi-nisten um Montesquieu den Zusammenhang zwischen den Gesetzen und der Natur auf der Erde erforscht haben (siehe Anlage „Vom Geist der Ge-setze“). Marx hat sie bekanntlich kritisiert, weil sie die Naturbedingun-gen für ewig und unab-änderlich gehalten haben. Eine berechtigte Kritik. Leider führte sie dazu, daß die Kommunisten meinten, Marx habe die geo-grafi-schen Determini-sten überhaupt abgelehnt. Weit gefehlt: Marx hat sich bei der Begründung, warum sich die kapitalistische Warenwirtschaft vor-zugs-weise in Westeuropa entwickelt hat, ausdrücklich auf die Schluß-fol-ge-rungen gestützt, die die Männer um Montesquieu aus dem Studium der Produktivkräfte des Erd-balls gezogen hatten. Es war ein Fehler der Kom-munisten, in diesem Punkt von Marx abzuwei-chen und zu glauben, man könne mit sozialisti-schem Bewußtsein Barri-eren beseitigen, die nun mal von Natur und Geschichte gegen die Produktivität in den Ländern der 2. und 3. Welt auf-gerichtet waren. Nachteile, wie sie hier herrschten und herr-schen, können nur durch gewaltige, zen-tralisierte Investitionen und mas-siv eingeführte neue Technologien aus-geglichen werden. Einer, der das begriffen hatte, war der bestgehaßte, mit Recht gehaßte Genosse Dshu-gaschwili: Kraft-werke, Elektrifizierung, Ka-näle, Bewässerung, Waldstrei-fen - das alles war mehr wert als all die ND- und Prawda-füllenden Partei-tagsreden. Und alle Kampagnen gegen sol-che Korrekturen der Natur sind entweder Schein-heiligkeit oder von dem Be-streben getragen, die Länder der 2. und der 3. Welt von ei-nem Weg ab-zuhalten, auf dem die ”großen Sieben” einst sel-ber zum heutigen Hoch-stand gelangt sind. Wer hat Dei-che ins Meer gebaut, wer hat den Rhein zehnmal gestaut, wer hat 60 Mil-lionen Bison-büffel abge-schlachtet, weil sie dem Eisenbahnbau und der Landwirtschaft im Wege standen, wer hat den Kaiser-Wilhelm-Kanal ge-graben und sich einen feuchten Kehricht um die Wanderwege der Kröten geschert.?
Die Menschen standen und stehen vor der Wahl: Entweder sie begnügen sich mit Wenigem, oder sie korrigieren die der Produktivität im Wege ste-henden Naturfehler. Und die sind in vielen Ländern wie z. B. in Tibet him-melhoch, in manchen Ländern aber auch überwindbar oder wenigstens ausgleichbar.
Damit sind wir bei den Unterschieden zwischen den zwei Ländern, die sich im Kalten Krieg als Speerspitze gegen Speerspitze gegenüber standen. Komi-scherweise war sich dieser Rolle der Osten mehr bewußt als der Westen. Wohl weil sich der Osten eben von Anfang an schwächer und bedrohter fühlte und die Tatsache viel direkter empfand, daß das ganze ein Spiel auf Le-ben und Tod war. Und so war auch der Bau der unglück-seligen Mauer eine Tat aus Schwä-che und Lebensangst, eine Tat in poli-tischer Zwangslage. Hätte nicht die DDR-Führung die Grenze zugemacht, hätten es die Sowjets ge-macht, aber wohl nicht, ohne vorher in Ost-deutschland eine Militärregierung zu errichten. Die SED-Führung tat ihn selbst, den sündigen Schritt zur Selbsterhaltung, und zwar sowohl als Ab-wehr gegenüber dem Westen wie auch ge-genüber dem Osten. Man sollte doch nicht vergessen, daß es 1960 schon keine Butter und kein Fleisch mehr gab in der DDR und daß die Fachleute in Scharen zum Westen überliefen und oft Patente und Erfindungen mit sich nahmen! Aber alle 17 Millionen konnten ja nicht rüber laufen! Können sie ja heute auch nicht, obwohl es ihnen nach wie vor im Osten schlechter geht. Der ”schäbige Rest” mußte ja irgendwie leben! Was also hätte die DDR ande-res tun sollen? Nun ja, Vorschläge hat es gegeben: Konfödera-tion beider deut-scher Staaten, hatte Ulbricht gefordert. Bafög für Hoch- und Fach-schul-kader, die Verpflichtung also, im Falle der Auswanderung aus der DDR das Geld für die Ausbildung zurückzu-zahlen. Das hätte die Mauer viel-leicht überflüssig gemacht. Aber, lieber Westen, so gib doch zu, dass es dein erklärter Wille war, die Notlage der DDR nicht zu beseitigen, sondern sie damit in Be-drängnis zu halten, und so setzte die DDR die Schießerei an der Grenze fort. Eine Weile hat ihr dann die Entwicklung Recht gege-ben: es ging auf-wärts. Es gab Zuwachsraten, wie man sie vorher nur im Traume sah. Die 5-Tage-Woche wurde eingeführt mit vollem Lohnausgleich. Aber eben - 178 di-rekte Tötungsopfer an der Mauer. Heute ist diese Tatsache so hoch hin-aufstilisiert, daß sie oft schon auf eine Stufe gestellt wird mit den Verbre-chen des Faschismus. Und es ist geradezu ein Wagnis, den Versuch ei-ner Relativierung oder Gegenüber-stellung zu unternehmen. Bloß, gibt es nicht jeden Tag seit eh und je Op-fer, wenn ein Regime in Existenznot oder in eine andere Zwangslage ge-rät? Wer zählt die Toten des Kolonial-krie-ges der Engländer gegen Irland, wer die Opfer der Gründung eines jüdi-schen Staates im Herzen der arabi-schen Welt, die Opfer der ”Polizeiaktion” ge-gen Pa-nama? Wer trauert um die 110, einhundertzehn (!) jungen Deut-schen, die Mann für Mann in den Tod gejagt wurden, damit die Lockheed Company ihr Rüstungsgeschäft mit dem maroden ”Starfighter” machen konnte? Ist das nicht auch alles als kaltblütiger poli-tischer Tot-schlag ein-zustufen? Im Zusammenhang mit den Gerichtspro-zessen von Moabit fiel oft das Wort ”Siegerjustiz”. Nirgends trifft es so zu wie in bezug auf die Wertung unse-rer jüngsten Vergangen-heit: Nirgends so viel ein-seitige Verdammnis des besiegten Gegners wie hier. Die Kopf-losigkeit der Mas-sen, die die über-stürzte Wiedervereinigung bewirkt hat, ist Schuld daran, daß die histo-rische Chance verspielt wurde, auf beiden Seiten dar-über nachzudenken, was man ändern muß. Die Quittung: Mas-senar-beitslosig-keit, Massenver-schuldung der Kommunen und des Staa-tes, massiver Verrat an den Ar-beitnehmern durch Kapital-export sowie Prosti-tution, Drogentod, Unkultur. Nein, Systemfehler gab es hüben wie drüben, sie lassen sich zumindest locker aufwiegen. Die maßgeblichen Unterschiede zwischen 1.und 2. Welt, zwischen Ost- und Westdeutschland, die sich nicht gegeneinander aufrechnen lassen, waren und sind andere.
Es ist geradezu Schwermut erweckend,
wenn man die Differenzen ge-genüberstellt, die zwischen Ost- und West-deutschland in puncto der von Natur und Geschichte gegebenen Ressour-cen und Kapazitäten bestanden! Hier ein Vergleich vom Vorkriegs-stand:
Produktionszweig Prozentanteile für die Gebiete: DDR-Gebiet BRD Größenverhältnis der Pro-duktion der BRD zur DDR Eisenerzeugzung 5,4 94,6 17mal so groß Steinkohleförderung 2,9 97,1 33mal so groß Roheisenerzeugung 1,9 98,4 61mal so groß Walzstahlerzeugung 8,3 91,7 11mal so groß Schiffbau 3,1 96,9 31mal so groß Zement 16,5 83,5 5mal so groß
Noch niederschmetternder die Daten vom Nachkriegsstand um 1950 (laut Statist. Jahrbuch der DDR 1987): niederschmetternder die Daten vom Nachkriegsstand um 1950 (laut Statist. Jahrbuch der DDR 1987):
Bübro, jetzt übertreibst du es aber mit deiner Konsequenz. Wenn es keine nähreren Angehörigen gibt, wem sonst sollte das Geld in die Hand gegeben werden als einer linken Partei. Ich habe außerdem eine tief eingegrabene Achtung vor den Genossen der ersten Stunde und verzeihe ihnen Fehler in einer späteren Zeit. Wir wären außerdem b e i d e sitzengeblieben auf den Stühlen, als es um die gemeinsame Ehrung der Maueropfer diesseits und jenseits der Mauer ging, so wir die Gelegenheit dazu gehabt hätten. Und da fängt mein Wundern allerdings an: Ich kann mich noch gut an den empörten Aufschrei unserer Schweriner Parteileitung erinnern als einige wenige GenossInnen den Mut hatten, sich diesem Beweis der "Regierungsfähigkeit" der Partei zu verweigern. Aber wie sagte schon Kaiser Vespasian: So was Schönes non olet.
„jetzt übertreibst du es aber mit deiner Konsequenz. Wenn es keine nähreren Angehörigen gibt, wem sonst sollte das Geld in die Hand gegeben werden als einer linken Partei. Ich habe außerdem eine tief eingegrabene Achtung vor den Genossen der ersten Stunde und verzeihe ihnen Fehler in einer späteren Zeit. Wir wären außerdem b e i d e sitzengeblieben auf den Stühlen, als es um die gemeinsame Ehrung der Maueropfer diesseits und jenseits der Mauer ging, so wir die Gelegenheit dazu gehabt hätten. Und da fängt mein Wundern allerdings an: Ich kann mich noch gut an den empörten Aufschrei unserer Schweriner Parteileitung erinnern als einige wenige GenossInnen den Mut hatten, sich diesem Beweis der "Regierungsfähigkeit" der Partei zu verweigern. Aber wie sagte schon Kaiser Vespasian: So was Schönes non olet.“
Meine Meinung:
‚Also. Ich zweifle weiter an der „Regierungsfähigkeit“ unserer Partei. Ich habe ja nichts dagegen, dass die Witwe des Genossen Quandt der Linkspartei eine Werbesumme überreicht. Die Partei kann die hohe Summe auch übernehmen – so weit kein Problem. Was ich für meine Partei schädlich und deshalb für Leitungsunfähigkeit halte, ist die erklärte Absicht, mit dem Geschenk eines zum Töten von Bürgern und Genossen aufrufenden Mannes in den nächsten Wahlkampf zu gehen. Mit so einem Wahlkampf können wir doch mehr Wähler verlieren als gewinnen. Viele werden doch sofort ausrufen: „Da habt ihr die angeblich neue Linkspartei. Wenn´s ums Geld geht, dann ist ihnen auch ein fanatischer Stalinist recht.“ Als längst abgeschobener kleiner Parteisoldat würde ich der Genossin Quandt sagen: „Sind Sie einverstanden, dass wir mit dem Geld Menschen helfen, die unter stalinistischen Verfolgungen gelitten haben.“
Gruß GB
-------------------------- Wir brauchen keine Millionäre