Gestern sagte Herr Jauch in einem Talkshow sinngemäß: Auch im Sozialismus gab es eine Kluft zwischen Armen und Reichen. Und er nannte einige Zahlen dazu. Darauf antwortete unsere Sprecherin Kattja Kipping sinngemäß: Auf DEN Sozialismus stehe ich nicht. Und sie fügte hinzu: Wir sind nicht für Gleichmacherei.
Wie müssen wir diese Antwort verstehen?
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Selbstverständlich, Carsten! Es ist für mich geradezu erschütternd, dass so ein Ausspruch, wie ihn die Kattja vor bestimmt Millionen Menschen regelrecht hingehaucht hat. Du weißt ja, dass ich durchaus kritisch zum gewesenen Sozialismus gestanden habe. Ihn aber einfach abzutun, noch dazu in einem Zusammenhangt, der haushoch für die DDR spricht, das ist mir sehr wohl ein Gegenstand für ernsthafte Diskussion.
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Immerhin geht es doch darum, was wir als Linke von unserer sozialistischen Vergangenheit halten. Ich habe darüber in diesem Forum und zehn Jahre lang in anderen, öffentlichen Politikforen geschrieben. Das Thema einfach abtun, habe ich schon mehrmals bei Leuten angetroffen, die keinen Grund hatten, darüber nachzudengen. Zum Beispiel die Mitglieder der ML-Partei. Für diese Kämpfer ist der Sozialismus mit dem Tode Stalins beendet. Dem hochgebildeten und intelligenten Führer der ML-Partei habe ich geantwortet: „Bravo, ginge es also nach Euch, würden die Sowjets immer noch mit dem GULAG regieren!“ Eine weitere, wie Kattja denkende Partei war die WASG. Da sagten mir die Mitstreiter oft, sie hätten ja mit dem gewesenen Sozialismus nichts zu tun gehabt. Das konnte ich gut nachvollziehen, waren sie doch im ursprünglichen Bestand ehemalige westdeutsche Linke der SPD und Gewerkschafter. Na ja, aber –können sie sich das weiterhin so leicht machen? Die meisten alltäglichen Bundesbürger sagen mir : „Manches war ja in der DDR besser gestaltet als jetzt, aber die Linken hängen nach wie vor an der DDR. Wenn wir sie wählen, werden sie wieder Diktatur einführen, eine Mauer bauen u. ä. ...“ Alle drei Gruppen leiden an ein und demselben Fehler, der Einseitigkeit und Oberflächlichkeit. Vor allem meine ich damit die Erscheinung, dass der vergangene Sozialismusversuch nach dem Geschehen in dem sogenannten Überbau beurteilt wird. Das ist ein Ausdruck für mangelnde marxistische Bildung. Anders ist es nicht zu begreifen, dass ein hochgebildeter Journalist wie Herr Jauch das Einkommen von, sagen wir, Honecker mit dem Einkommen von, sagen wir, der Familie Quant gleichsetzt! Beide sind ja „Regierende“. Ist es da nun denkbar, dass der eine rund 100 mal klüger und fleißiger sein könnte als der andere? Natürlich nicht. Dass die Beiden und dass die BRD und die DDR aus einem ganz anderen, viel triftigeren Grund so unterschiedlich sind, liegt doch eigentlich sehr nahe. Es ist laut Marx die materielle Basis, die ein Volk für seine mehr oder weniger erfolgreiche Arbeit im eigenen Land vorfindet.
Darüber müssten wir in einer linken Partei viel mehr sprechen. Daraus würde sich auch viel leichter ergeben, wie wir in einem sozialistischen Gesamt-Deutschland leben könnten, wie hinfällig z. B. ein Mauerbau wäre u. ä, ...
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Guter Artikel!, und gute Idee mit dem Aussprechen, auch müsste man sich marxistisch weiterbilden, soähnlich wie früher das Parteilehrjahr. Das Manifest hab ich ja noch gelesen, aber das Kapital alle Bände zu lesen,da hat man gar nicht die Zeit dazu. Gemeinsam mit anderen würde es sicherlich Spass machen! Gruss: LIAZ!!
Liaz, Meinst Du das etwa ernst, von wegen Parteilehrjahr und so. Glaubst du wirklich, es macht Spaß, das Kapital zu lesen. Oder hast du das scherzhaft gemeint ?
Eine Polemik gerichtet an diejenigen, die in unserem Landesverband eine innerparteiliche Opposition etablieren wollen: (Meine Geduld und meine Nachsicht sind am Ende.) ___________________
Das Problem besteht mal wieder darin, dass einige nicht verstehen können, dass die vermeintlich "guten Seiten" der DDR mindestens eine dunkle Kehrseite hatten. Honeckers "Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik" hat die DDR ruiniert. (Man lese "Ansichten zur Geschichte der DDR" Band 3, herausgegeben 1994 von der PDS-Bundestagsfraktion.)
Sobald jemand in seiner Kritik an der DDR über die in unserer Partei allseits üblichen Lippenbekenntnisse über die Verurteilung des Stalinismus hinausgeht, steht man bei einigen autoritär geprägten Genossen sofort im Verdacht, nicht wirklich links zu sein. (Und man akzeptiert nur diejenigen, die man nach eigener selbstgerechter Einschätzung als wirklich links ansieht.) Wie lautet ein Zitat sinngemäß: "Stalin war zwar gestorben, aber er hat den Raum nie wirklich verlassen."
Wenn ich einige der schriftlichen Äußerungen lese, die in den letzten Tagen über das Internet innerhalb des Landesverbandes so herumgeistern, frage ich mich, warum einige überhaupt noch in der Partei sind. Ich frage mich, ob sie wirklich etwas Besseres für die Zukunft wollen, oder ob sie nur ihr verklärtes Geschichtsbild von der DDR bis zu ihrem Ableben konservieren wollen. Was dieses Geschichtsbild betrifft, schmort man anscheinend in macher BO in der eigenen Soße. Man merkt nicht, dass man mittlerweile die DDR schöner redet, als sie jemals war.
Man ist nicht in der Lage, eigenverantwortlich mit Vernunft und Kompetenz zu agieren. (Wie auch? Man hat es nicht wirklich gelernt.) Man verwechselt die Partei mit einer Kindergartengruppe und vermisst den "allwissenden Erzieher", der einem natürlich Recht geben würde, wenn man als diszipliniertes Gruppenmitglied in vorauseilendem Gehorsam diejenigen diffamiert, die eigenständig denken und verantwortungsvoll handeln können und damit dann auch noch Erfolg haben. Man bezichtigt andere des Verstoßes gegen das Parteiprogramm und merkt nicht, dass man es selbst nicht verstanden hat. Wie soll es auch anders sein, wenn man darauf wartet, dass einem ein Parteilehrjahr vorgesetzt wird? Nur nicht von allein auf die Idee kommen, dass man sich ja selbst weiterbilden könnte. Nur nicht von allein auf den Gedanken kommen, dass man selbst dafür verantwortlich ist, sich in einer Art und Weise zu informieren, dass man sich ein eigenes differenziertes Bild von den Dingen machen kann. Man verachtet die Leser der BILD-Zeitung, aber selbst will man auch nur das hören, was der eigenen Weltsicht entspricht.
Da man insgeheim eine grundsätzlich ablehnende Haltung zur Bundesrepublik hat, hat man auch eine Abneigung, sich mit Regularien einer demokratischen Willensbildung zu befassen. Wäre es anders, hätte es auf den letzten beiden Landesparteitagen nicht Anträge zu Satzungsänderungen gegeben, die gegen Grundrechte verstoßen hätten.
Eine Partei ist eine Vereinigung von Menschen zur politischen Willensbildung und Interessenvertretung. Sie ist kein Meinungsbestätigungsverein. Wir wollen eine plurale Partei sein, aber einige agieren immer noch so, dass man den Eindruck gewinnt, sie wollten andere Meinungen unterdrücken. Konstruktive Diskussion? - Fehlanzeige! Interesse an der anderen(!) Meinung? - Fehlanzeige!
Ich habe wirklich den Eindruck, dass einige mental immer noch in der SED sind. Man trägt den Begriff "Basisdemokratie" wie eine Monstranz vor sich her, meint damit aber eigentlich die Durchsetzung einer autoritär geprägten Geisteshaltung, die nur äußerlich links ist. Man verwechselt das Benutzen von Parolen und Schlagworten mit konstruktiver Kritik. Man meint, es wäre eine legitime Meinungsäußerung, wenn man Beschuldigungen ohne Beweise in Pamphleten über das Internet verbreitet, und merkt dabei nicht, dass man die Grenze der üblen Nachrede oder Verleumdung überschreitet. (Auch die Freiheit der Meinungsäußerung hat ihre Grenzen, nämlich dann, wenn man die Unwahrheit zum Nachteil anderer Personen behauptet.) Man bemüht sich nicht einmal, den Dingen auf den Grund zu gehen. Der Vorstand hat immer schuld und der Landesvorsitzende sowieso. So denken hier einige.
Und von diesen fallen dann einige auch noch auf die Leute herein, die diese Situation für sich ausnutzen wollen. Die mit markigen Sprüchen, Interviews in Zeitungen und einstweiligen Verfügungen den dicken Max markieren, aber nichts weiter im Sinn haben als ihre eigene Machtposition zum Schaden der gesamten Partei. Willkommen unter den Lemmingen bei den Sektierern!
Was derzeit in unserem Landesverband vor sich geht, ist keinem Außenstehenden mehr zu vermitteln. Es ist ein trauriger Beleg für die fehlende Emanzipation und mangelhafte politische Kompetenz einiger Mitglieder unserer Partei. Man kann nach wie vor nicht mit anderen Meinungen umgehen und versteht nicht, wie demokratische Willensbildung innerhalb einer Partei zu erfolgen hat. Man will nicht verstehen, dass es dabei Regularien gibt und geben muss. Man redet von Verstößen gegen das Grund- und Parteiengesetz, hat sich aber nicht einmal die Mühe gemacht, sich die juristischen Grundkenntnisse anzueignen, um sie zu verstehen. Man agiert aus dem Bauch heraus so wie in früheren Zeiten, als es funktionierte, beim SED-Sekretär mal mit der Faust auf den Tisch zu hauen oder Eingaben zu schreiben.
Man gibt die Schuld an schwindender Zustimmung bei den Wählern der Parteiführung und kommt nicht einmal ansatzweise auf den Gedanken, dass man mit unqualifizierten Äußerungen den gewollten oder ungewollten Eindruck vermittelt, man wolle die DDR wieder zurück haben. Man ist nicht in der Lage, sich selbst im Erscheinungsbild bei den Wählern zu reflektieren. Selbst in der Hochzeit der PDS in M-V, als uns jeder vierte Wähler seine Stimme gab, war es trotzdem nur ein Viertel der Wählerstimmen. Es war keine Mehrheit!!! Und immer noch glauben einige, man könnte mit altmodischer Propaganda einen Blumentopf gewinnen. Es gab nach der Landtagswahl 2006 eine Wahlanalyse unserer Partei. Ich habe sie gelesen. Es gab ein Alleinstellungsmerkmal der PDS-Wähler: Sie waren auch damals schon mehrheitlich über 60 Jahre alt! (Analog zur Alterstruktur unserer Partei und einzigartig unter allen Parteien.) Man braucht sich überhaupt nicht zu wundern, wenn die Wählerstimmen schwinden - sie sterben einfach aus. Und da man in manch einer BO die Versammlungen immer noch in der Tonart einer SED-Versammlung durchführt, braucht man sich nicht zu wundern, wenn man keine neuen Mitglieder gewinnt. Hauptsache man hat sich mal wieder selbst beweihräuchert und gegenseitig bestätigt, wie schlecht die Welt doch geworden ist. Mir hängt der Spruch: "Wohin sind wir nur gekommen?" zum Halse raus. Damit gewinnt man keine neuen Mitglieder. Ein junger Mensch von 20 Jahren, politisch gebildet, mit Kenntnissen in Kommunikation und interessiert an erfolgsorientierter Diskussion, schaut sich das "Schauspiel" einmal an und kommt nie wieder. Macht nur weiter so, Ihr "erfahrenen" Genossen...
Noch ein Wort zum 13. August 1961: In Bezug auf die Akzeptanz der Idee eines demokratischen Sozialismus ist es absolut irrelevant, aus welchen Gründen man die Mauer gebaut hat. Man kann es drehen und wenden wie man will - der Bau der Berliner Mauer war der in Beton gegossene Ausdruck einer menschenrechtsverletzenden Gesetzgebung in der DDR. Wenn man einen demokratischen Sozialismus wirklich will, dann muss einem klar sein, dass ein solches Projekt in dem Augenblick gescheitert ist, wenn man auch nur in Betracht zieht, auf solche Maßnahmen zurückgreifen zu wollen. Diesen Eindruck vermittelt man aber beim Wähler, wenn man zum Beispiel sich dem Gedenken an die Opfer der Grenze verweigert. Das Gleiche gilt für die Stasi: Wer, in welcher Form auch immer, die Existenz und das Agieren des MfS unreflektiert relativiert oder rechtfertigt, setzt sich dem Verdacht beim Wähler aus, er würde diese Methoden im Zweifelsfall (wenn er die Macht dazu hätte) wieder einsetzen. Sprecht endlich mit den Leuten auf der Straße, aber nicht mit denen, die Eurer Meinung sind sondern mit den anderen. Merkt Ihr nicht, dass Ihr Euch selbst betrügt???
Und: Hört endlich damit auf, die Unterschiede in politischen Ansichten zwischen Mitgliedern innerhalb der Partei stärker zu bewerten als die politischen Differenzen mit anderen Parteien. Die Zeiten einer Einheitspartei sind vorbei. Es gelten jetzt andere Gesetze! (Wenn Ihr damit nicht leben könnt, dann gründet bitte Eure eigene Partei. Das wäre zumindest konsequent.)
Wunderbar! Die richtige Analyse am richtigen Ort. Ab damit in alle Kreiszeitungen, damit einige mal wieder zu sich kommen! Schließlich stehen wir vor einer Bundestagswahl und da interessiert es den Menschen da draußen recht wenig, wer der linkeste der Linken ist. Wir müssen unsere Vorschläge für eine gerechtere und sozialere Gesellschaft endlich kommunizieren, anstatt in den Hinterstübchen zu hocken und der "guten alten Zeit" nachzuweinen. Hören wir endlich auf die verrottete Leiche DDR zu verteidigen! Wir leben im Hier und Jetzt und brauchen endlich eine moderne linke Partei!
„Gut gebrüllt, Löwe“ kann man da nur sagen. Die vielen „man“ und „einige“, die Du in Deinem Beitrag abgekanzelt hast, werden vor Angst zittern, da nun Deine Geduld und Nachsicht am Ende sind. Dein Reservoir an Beschimpfungen ist ja recht umfangreich. Deiner Meinung nach ist jeder, der es wagt, Entscheidungen und Äußerungen von Mitgliedern des Landesvorstands oder anderer Funktionsträger für falsch zu halten und das auch noch parteiöffentlich zu vertreten, ein Stalinist, verklärt die DDR, schmort mit seiner ganzen BO im eigenen Saft, benötigt und wünscht einen „allwissenden Erzieher“, hat weder das Grundgesetz noch das Parteiprogramm verstanden, hat keine juristischen Grundkenntnisse, verhält sich wie Lemminge usw. usf. Von einem „politisch gebildeten jungen Menschen mit Kenntnissen in Kommunikation und interessiert an erfolgsorientierter Diskussion“ (die 20 wirst Du vielleicht schon überschritten haben) kann man offenbar nicht verlangen, dass er sich sachlich mit Argumenten auseinandersetzt, ihm reicht so ein allgemeiner Rundumschlag, um sich als Sieger zu fühlen. Schade, dass Du das innerparteiliche „Leben“ in der verflossenen SED vermutlich nicht mehr erleben konntest, sonst wäre Dir noch ein Totschlagsargument eingefallen: „Genossen, Da liegt ihr schief!“ Und als Nachsatz zu Deinem vorletzten Satz „…dann gründet bitte Eure eigene Partei“ würde sich gut machen: „Wir weinen euch keine Träne nach!“ (ND im Sommer 89). Wahrscheinlich ahnst Du gar nicht, wie dicht Du selbst an den alten Vorstellungen von innerparteilichen Beziehungen aus SED-Zeiten bist, die Du anderen unterstellst. Ich würde mich gern mit den Vorwürfen auseinandersetzen, die Du in Deinem Beitrag erhebst, aber leider bist Du ja so unkonkret, dass konkrete Antworten auch nicht möglich sind. Vielleicht kommen wir später mal zu einer sachlichen Diskussion darüber.
also ich bin 44 Jahre alt und ich habe den unwürdigen Umgang mit Menschen in der SED noch erlebt. Ich habe nach 1990 aber auch selbst erlebt, wie man unter Menschen besser miteinander umgehen kann (auch in politischer Hinsicht). Leider muss ich auch nach über 20 Jahren immer noch erleben, dass der eine oder die andere in unserer Partei nichts aus dem Untergang der DDR gelernt hat und auch nichts daraus lernen will. Man ist immer noch der Meinung, damals alles richtig gemacht zu haben.
Die Überschrift meines Beitrags lautete:
ZitatEine Polemik gerichtet an diejenigen, die in unserem Landesverband eine innerparteiliche Opposition etablieren wollen:
1. Es ist eine Polemik
2. Ich kann nicht alle, die ich meine, namentlich aufzählen. (Und ich will es auch nicht.)
3. Die in jüngster Vergangenheit über das Internet verbreiteten Meinungsäußerungen einiger Parteimitglieder offenbaren ein derart katastrophales Unverständnis politischer, gesellschaftlicher und geschichtlicher Zusammenhänge und ihrer Bewertung, dass man nur noch die Hände über den Kopf zusammenschlagen kann. Aber diese Leute fühlen sich berufen, z.B. den Rücktritt des Landesvorstandes zu fordern.
Ich habe nichts gegen Basisdemokratie. Nur Basisdemokratie hat zur Voraussetzung, dass man sich (an der Basis) eigenverantwortlich engagiert und erst mal bei sich selbst anfängt, die eigene Sicht der Dinge zu hinterfragen, bevor man andere kritisiert. Nur davon ist bei einigen ja nichts zu merken. Die ideologischen Scheuklappen sind bei einigen so groß, dass sie schon um den ganzen Kopf herumreichen. Ich habe genug Beispiele für verbohrtes Verhalten im eigenen Umfeld erlebt. Einige wollen eben nichts dazulernen, weil sie dann ihr eigenes Leben und Agieren in der DDR in Frage stellen müssten, und eine solche Courage haben autoritär geprägte Menschen eben nicht.
Ich hatte gehofft, nach dem Göttinger Parteitag würden einige zur Besinnung kommen. Das Gegenteil ist der Fall. Einige fühlen sich bestärkt, in ihrer destruktiven Art weiterzumachen. Ich werde dazu nicht schweigen!
Es geht tatsächlich nicht darum, wer "der linkeste Linke" ist. Es geht darum, wer Politik für die Masse der Menschen machen will und wer seine persönliche karriere fördern möchte. Was die Diskussion über die DDR angeht - dass sich auch heute noch gerade die älteren damit beschäftigen (nachdem sie teilweise ihr ganzes Leben i.d. DDR verbrachten) - ist logisch und menschlich. Gerade wir Jüngeren sollten uns hüten mit irgendwelchen Kraftausdrücken, wie "verrotteten Laichen" zu sprechen. Auch so ein Unsinn trägt nicht zu einem innerparteilichen Fortschritt in der Diskussion bei. :-)
Ohne unfair älteren Genoss_Innen gegenüber sein zu wollen: mit dem stetigen Generationswechsel in unserer Partei werden auch die Debatten über die DDR nachlassen. Oder wieso redet niemand über die Münchner Räterepublik oder andere Versuche? Sicher nicht, weil sie nicht so lange überdauert hat.
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"Es herrscht ein Klassenkampf. Und meine Klasse - die Klasse der Reichen - gewinnt eindeutig."
Warren Buffett Multimilliardär - zweitreichster Mensch der Erde
An Swen H. Du hast Recht, wenn Du sagst, dass eine Diskussion im Internet nichts weiter ist als eine Bolemik. Wie aber die bisjherige Diskussion in unserem Politikforum zeigt, ist die Polemik auch schon ein Erfolg. Wieviel ich schon beschimpft wurde und wieviel linke Sozialisten immer noch hinter dem Berg halten, na, ich lass das mal weg. Meine Frage an Kattja habe ich natürlich auch nur als Stoff für Polemik in die Welt gesetzt. Und da bin ich zwar nicht mit allem einverstanden, was Du geschrieben hast, habe mich aber sehr gefreut, dass wir eine produktive Polemik eingeleitet haben. Ich habe ja in diesem Forum schon mehrmals meine Einstellung zur gewesenen DDR dargelegt. Meine Meinung von der Nostalgie deckt sich rein sachlich fast voll mit Deiner Kritik an den „Unbelehrbaren“. Es ergibt sich aber eine heikle Frage. Wie soll der Weg zum demokratischen Sozialismus ohne Rückblick aussehen? Bisher sehe ich nur Wiederholungen der Fehler, die schon vor 1933 begangen wurden. Die sogenannten Reformer erscheinen mir bisher als Anpasser an den sozialdemokratischen Sozialismus. Sie bauen sich breit auf, treten aber nicht mit offenen Sondermeldungen hervor, viele geben sich nicht einmal als Verfechter des Reformweges zu erkennen. Dagegen habe ich vor kurzem hier im Forum Zitate aus dem Buch „Die eiserne Ferse“ von Jack London eingepracht. Dazu hat sich nicht ein einziger „Reformer“ geäußert. Auch Deine Meinung dazu hätte ich gern (auch jetzt noch) gelesen.
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ZitatEs ergibt sich aber eine heikle Frage. Wie soll der Weg zum demokratischen Sozialismus ohne Rückblick aussehen?
Ja natürlich geht es nicht ohne Rückblick. Nur muss man bei diesem Rückblick auch an einer wahrhaftigen Sicht interessiert sein. Ich verlange nicht von früheren SED-Mitgliedern (ich war ja auch mal eins), dass sie jeden Tag mit "Mea culpa - mea culpa" herumrennen. Was ich mir wünsche, wäre eine sachliche Betrachtung der Geschichte, nach der man dann zu Schlussfolgerungen kommt. Nach dem Motto: Dieses oder jenes war damals nicht richtig - es hat zu diesem oder jenem geführt - und das wollen wir auf keinen Fall wiederholen - deshalb müssen wir heute und in Zukunft anders handeln.
Das fängt nach meiner Meinung aber schon beim Anspruch des einzelnen Parteimitglieds an sich selbst an: An erster Stelle steht dabei für mich der Anspruch an sich selbst, sich so gut wie es nur irgend geht, selbst zu informieren und weiterzubilden und diese Kenntnisse an andere weiterzugeben, was wiederum beim anderen voraussetzt, dass er vom anderen lernen will. Und ich meine damit nicht nur Politik und Geschichte.
Ein Beispiel: Man wundert sich im Nachhinein ja manchmal darüber, dass 1989 so viele Menschen in DDR auf die Straße gegangen sind, und heute ist es so schwer, Menschen für Proteste gegen Hartz IV u.ä. zu mobilisieren. Das ist überhaupt nicht verwunderlich, wenn man sich mit menschlichem Verhalten genauer auseinandersetzt. Da mich diese Frage umgetrieben hat, habe ich versucht, in der Geschichte Anhaltspunkte zu finden. Und siehe, man hat schon in der Weltwirtschaftskrise in den frühen dreißiger Jahren soziologische Studien darüber durchgeführt. Wenn man möchte, dass sich Menschen politisch engagieren, darf man ihre Bedürfnisstruktur nicht ignorieren. Menschen sind so wie sie sind. Das muss man respektieren, man kann sie sich nicht propagandistisch zurechtbiegen. Das funktioniert vielleicht kurzfristig aber nicht auf lange Sicht. Was ich damit sagen will: Man muss als Parteimitglied von sich aus daran interessiert sein, über den Tellerrand hinwegzublicken. Man muss andere als die jahrzehntelang propagierten "Wahrheiten" zumindest einmal in Betracht ziehen und eigenständig auf Richtigkeit überprüfen. Solange man sich aber an einer Geschichtssicht festhält, die ideologisch geprägt ist, wird es nichts werden. _________________
Ich halte nichts von unserem parteiinternen Streit "Reformer" gegen ??? (ja gegen wen eigentlich). Worum geht es bei diesem Streit eigentlich? Darum, dass die eine Seite der anderen vorwirft, vom Pfad der Tugend abgekommen zu sein??? Uns verbindet die Idee des demokratischen Sozialismus, wobei dieser auch nach Parteiprogramm nicht eindeutig definiert ist. Ganz grob steht dort: Eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung. Wir werden ihn, wenn überhaupt, nur mit der Mehrheit der Bevölkerung gemeinsam gestalten können. Nur davon sind wir doch meilenweit entfernt. Wir werden nur von einer kleinen Minderheit gewählt. Die Menschen erkennen die von uns auf die Agenda gesetzten Probleme an, aber sie glauben nicht, dass wir sie lösen können. Und viel zu viele glauben, wir wollten die DDR zurück. (Dies vor allem im Westen.) Also müssen wir doch zuallerst damit anfangen, den letzteren Irrglauben zu widerlegen. Das geht aber nur, wenn wir uns offensiv mit der DDR-Geschichte auseinandersetzen. Und das wiederum geht nur, wenn wir die alten "Wahrheiten" schonungslos auf den Prüfstand stellen und sie nicht nur nach den früheren Kategorien von "Gut & Böse" betrachten. Und wir müssen unsere politische Kompetenz weiterentwickeln. Das geht aber nur durch Mitmachen. Natürlich macht man dabei Fehler, aber nur auf diesem Weg kann man auch dazulernen. Voraussetzung dafür ist aber auch, dass man eine Atmosphäre schafft, in der man ruhig und sachlich miteinander reden kann. Nur wie sieht es denn tatsächlich in unserem Landesverband aus? Da ist man doch ganz schnell mit Vorwürfen und Beschuldigungen. Man ist ganz schnell mit der Einschätzung: "Das ist aber falsch!" Viel besser wäre ein: "Vielleicht könnte es so besser sein?" ___________________
Und ganz allgemein sei noch hinzugefügt: Wir haben derzeit doch alle Hände damit zu tun, die gegenwärtigen Unbilden des Kapitalismus abzuwehren. Das sollte uns zuallerst beschäftigen.