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Dieses Thema hat 4 Antworten
und wurde 199 mal aufgerufen
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BüBro Offline



Beiträge: 1.510

02.02.2012 23:51
Nostolgiker die heutigen Bonapartisten Antworten

Die Nostalgiker – die Bonapartisten von heute

Vergleiche hinken zwar immer, aber es gibt da zwischen unseren Nostalgikern und den ehemaligen Bonapartisten so graffierende, teils rührende, aber eben auch schädliche Ähnlichkeiten, dass man sich mal damit beschäftigen soll.
Eine rührende Ähnlichkeit ist zweifellos die Treue zur Sache, sprich – zum eigentlichen Gegenstand der beiden Revolutionen, die sie durchmachten, die einen zur kapitalistischen, die andern zur sozialistischen. Daran sollten sich alle Linken ein Beispiel nehmen. Na gut, wird mir sofort jemand ins Wort fallen: „Die Nostalgiker hängen aber eben auch am gewesenen stalinistischen Sozialismus. War denn das der Sozialismus, wie ihn sich das Volk vorgestellt hat?"
Ja, da liegt leider der Hase im Pfeffer.
Noch tiefer im Pfeffer lagen die getreuen Hasen des Napoleon Bonaparte: Mit der herrlichen Losung „Freiheit Gleichheit Brüderlichkeit“ haben sie die Bastille gestürmt, die Feudalherren hingerichtet, die Truppen der Preußen geschlagen und Moskau erobert. Überall waren sie überzeugt, dass die Menschen aller Länder sie mit Begeisterung begrüßen und dem Code Napoleon zujubeln werden, Fehlanzeige – die fremden Völker sahen nur den fremden Eroberer, der ihnen seine Weisheit aufzwingen will. Und so kam es zum Erfrieren an der Beresina, zur Völkerschlacht bei Leipzig und zum Kampf gegen die Engländer und die Preußen bei Waterloo. Ein pfiffiger Herr Rotschild ahnte, wie es endet, raste nach London, setzte alles Geld, das er auftreiben konnte, als Einziger gegen Napoleon und wurde Multimillionär, Napoleon dagegen hatte das Nachsehen, von einer einsamen Insel aus.
Und seine treuen Hasen?
Die kamen geschlagen nach Paris zurück. Und da war Freiheit, aber nicht mehr für alle, Freiheit der jungen Kapitalisten auf Grund und Boden und Ausbeutung freier Arbeit, Gleichheit der Armen, statt Brüderlichkeit – „Jeder ist sich selbst der Nächste“. Die Fans des großen Feldherrn wollten es nicht fassen, riefen zurück nach Freiheit für alle, nach Gleichheit und Brüderlichkeit, hofften, das der Träger des Codes doch noch einmal zurückkommen wolle. Noch mancher gab ihnen Recht, es wurden derer aber immer weniger. Noch einmal blutige Revolution? Noch mal zigtausende von Toten in noch einem Krieg? Was wollt ihr denn – wir sind die Feudalherren los, überall gibt es Arbeit, die Wirtschaft blüht auf, die Preußen schießen nicht mehr! Aber die Bonaparten, sie gaben nicht auf. Begriffen einfach nicht, dass die Vergangenheit, also die Napoleonische Kaiserlichkeit, Vergangenheit ist, dass man sich also umstellen, das hohe Ziel auf anderem Wege, von ganz neuem Blickwinkel aus, konzentriert auf die neuen konkreten Sehnsüchte der Menschen angehen muss. Sie konnten sich nicht von der Vergangenheit trennen, so trennten sie davon die neuen Machthaber. Und das bitterböse, mit Verfolgung, in Kerkern und Marmorbrüchen.
Ein schlimmes, ein ungerechtes Schicksal! Der Herr behüte unsere Nostalgiker. Na ja, sie hatten ja keinen Krieg vom Zaun gebrochen, und Marmorbrüche gibt es hier nicht.
Aber – es steigen in der Partei die Mitgliederzahlen nicht. Die Überzeugten überzeugen nur noch die Überzeugten.
Da kam eine Chance.

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BüBro Offline



Beiträge: 1.510

03.02.2012 17:46
#2 RE: Nostolgiker die heutigen Bonapartisten Antworten

Näheres lies in
"Mal was Ausführlicheres" in diesem Forum

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BüBro Offline



Beiträge: 1.510

04.02.2012 11:37
#3 RE: Nostolgiker die heutigen Bonapartisten Antworten

Was war die große Chance?
Das war ab 2008 die Entstehung der WASG. Massen von linken Mitgliedern der SPD und Gewerschafter wendeten der SPD den Rücken lzu, als die den "Packt mit dem Teufel", also mit der CDU abschloss, anstatt mit der Linken und den Grünen zu gehen. Das war eine Partei, die frei war von der Vergangenheit, entschlossen und konsequent nur ein Ziel sah: das Großkapital und seine "Neoliberation" zu bändigen, für Arbeit und soziale Gerechtigkeit zu kämpfen.
Aber - die Chance wurde falsch angepackt.
Grundsätzlich dazu: Es ist der alte stalinistische Fehler, unter Einheit vor allem die organisatorische Einheit und ideologische Gleichschaltung zu sehen wie 1946 mit der SPD und 2007 mit der WASG. Die Vorstellungen vom Sozialismus und vom Weg zur Überwindung der Macht von Großkapital und Hochfinanz sind nun einmal unterschiedlich, und da soll man jeder linken Gruppe ihre Identität gönnen. Entscheidend ist die Aktionseinheit, sie ist das richtige Erfolgsrezept. Ihm verdanken wir beispielsweise unseren Aufstieg von 5 auf 12 Prozent im Jahr 2007 (der nachfolgende Aufruf zur Fusion und deren Durchpeitschung hat zum Austritt von rund 3 000 Gründungsmitgliedern der WASG und zur Stagnation der Partei geführt). Die linke Aktionseinheit verlangt nicht nur gemeinsame Zielstellungen, sondern auch gegenseitige Achtung, Wertschätzung und Toleranz.
Ein Paar Worte noch zur Massenwirkung unseres Programms:
Der Wert des Programmes liegt meiner Meinung nach vor allem in der Analyse des heutigen Kapitalismus und in dem Versuch, Wesen und Ziel des demokratischen Sozialismus konkret zu machen. Da steckt viel Arbeit drin und wirklich auch neue Erkenntnis. Nirgendwo anders kann der Bundesbürger solche Fakten und Zusammenhänge finden.
Wie bringen wir das in die Breite? Ich sagte schon oft: "Was heutzutage nicht auffällt, fällt durch". Bis jetzt sind die Inhalte des Programmes außerhalb unserer eigenen Parteiwelt noch nicht „aufgefallen“.
In der Massenwirksamkeit sind wir unserem Gegner einfach nicht gewachsen. Er versteht es meisterhaft, für seine Ziele Aufsehen zu erregen. Da dürfen wir uns nicht hinter der Tatsache verstecken, dass wir zweifelsohne weniger materielle Mittel haben. Im Internet zum Beispiel, da haben wir doch genauso wenig oder genauso viel Mittel wie der Gegner. Aber wir sind trotzdem nicht genügend präsent.
Aktuelles Beispiel dafür ist es, dass unser neu gegründetes Politikforum "linke in mv" zwar schon über 600 Mal gelesen wurde, aber nicht einmal ein Zehntel der Leser in die da mögliche Diskussion eingegriffen haben.

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Carsten Penzlin Offline



Beiträge: 75

04.02.2012 16:51
#4 RE: Nostolgiker die heutigen Bonapartisten Antworten

Ich teile Deinen Eindruck nicht ganz, dass wir unsere Programmatik nicht in die Öffentlichkeit tragen. Wir hatten hier in MV die Volksinitiativen zu Kultur und Mindestlohn. Gegen den drohenden Einmarsch in Syrien haben einige MdB sehr öffentlichkeitswirksam protestiert. Und DIE LINKE stellt sich den Nazis in den Weg, so in Dresden. Machen wir uns nicht kleiner als wir sind!

BüBro Offline



Beiträge: 1.510

05.02.2012 00:16
#5 RE: Nostolgiker die heutigen Bonapartisten Antworten

Den Eindruck, dass die Linkspartei tatenlos ist, darf ich niht erwecken. Fakt ist aber, dass wir nicht nur stagnieren, sondern sogar von 12 auf 6 Punkte in der Beliebtheit der Partei zurüückgesacht sind. Es hat also keinen Zweck, sich nun mit etwas zu trösten. Wir müssen über grundsätzliche Fehler nachdenken und neue Aktivitäten entfalten. Daran fehlt es unsäglich. Ich fürchte sogar, das wir das Jahr 2013 als Unglücksjahr erleben könnten, wenn nicht neuer Geist einzieht.

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