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Dieses Thema hat 6 Antworten
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BüBro Offline



Beiträge: 1.510

22.02.2012 10:13
Gauck wird Präsident? Antworten

Ich bin ja der Letzte, der nicht wüsste, dass uns der ehemalige Pastor und spätere Beamte für Stasi-Fragen manchem unserer Parteimitglieder schlaflose Nächte bereitet hat. Und so kann ich auch voll verstehen, dass wir ihn nicht gerade lieben oder gar fördern möchten, aber in der Politik geht es nicht immer danach, was man für richtig hält, es muss gelegentlich danach gehen, wie es das Volk sieht. Und da sind wir jetzt in der selben Lage wie vor knapp zwei Jahren, als es um die Wahl des Bundespräsidenten ging. Wir müssen, auch wenn es weh tut, endlich das Ausmaß von Ungerechtigkeit realisieren, das die SED-Führung mit der übertriebenen Sicherheitspolitik angerichtet hat. Ausgehend davon müssen wir zweitens endlich mal ein Zeichen dafür setzen, dass wir diese schwere Schuld erkannt haben und um keinen Preis noch einmal begehen wollen.
Schon, wenn wir uns aus der ganzen Angelegenheit heraus halten, wäre das ein Fortschritt, denn es könnte in der Presse nicht sofort wieder heißen: „Aha, da seht ihr wieder, wie wenig die Linken aus der Geschichte gelernt haben.“ Besser und überhaupt nicht schmählich wäre es aber, wenn wir auf die Frage, wie wir zu dem Aufruf stehen, in etwa sagen würden: „Pastor Gauck hat große Verdienste in der Wende erworben, indem er sich für die Losung „Keine Gewalt“ eingesetzt hat, obwohl er erleben musste, wie vor seinen Augen sein Vater von der Staatssicherheit verhaftet, ohne Schuld verurteilt und nach Sibirien verbannt wurde.“
Vorausblickend würde ich ein ähnliches Verhalten unserer Partei empfehlen, wenn es dazu kommen sollte, dass Joachim Gauck noch einmal als Kandidat für den Posten des Bundespräsidenten vorgeschlagen werden sollte. Ich will hier nicht lange darauf eingehen, dass ich mit meiner Vorwarnung vor zwei Jahren Recht hatte. Unsere damalige Entscheidung hat uns in mehrfaltiger Hinsicht Schaden gebracht. Ich denke dabei nur mal an unser außerparteiliches Verhältnis zur SPD, das man damals wesentlich hätte verbessern können. Es bestand ja damals mindestens die Chance, die schwarz-gelbe Koalition so zu schwächen, dass die Forderung nach Neuwahlen hätten verlangt werden können.
Ich erwarte, dass dieser Brief im Kreis-, Landes- und Bundesvorstand bekannt gemacht wird.

Antort eines Users:
Habe ich so noch nicht betrachtet, ist aber nachdenkenswert. Problematisch ist für mich aber eben nicht vorrangig Gaucks Tätigkeit als Stasi-Beauftragter (ist ja auch schon recht lange her), sondern seine Ansichten zu Hartz IV, Afghanistan usw. Wird eine schwierige Wahl.

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Jochen ( Gast )
Beiträge:

22.02.2012 18:23
#2 RE: Gauck wird Präsident? Antworten

Habe ich so noch nicht betrachtet, ist aber nachdenkenswert. Problematisch ist für mich aber eben nicht vorrangig Gaucks Tätigkeit als Stasi-Beauftragter (ist ja auch schon recht lange her), sondern seine Ansichten zu Hartz IV, Afghanistan usw. Wird eine schwierige Wahl.

BüBro Offline



Beiträge: 1.510

22.02.2012 22:13
#3 RE: Gauck wird Präsident? Antworten

Deine Einwende sind berechtigt. Ich habe zu seinen von dir erwähnten Aussagen auch so meine eigenen Ansichten. Bloß - UNSERE Meinung und die Politik muss eine Partei miteinander abwägen.
Nehmen wir Harz 4. WIR wissen, dass das übelste Versklawung ist. Ehe ich aber Broschüren mit dem Aufruf "Harz 4 - weg!" herausgebe, muss ich prüfen, wie das beim Volk ankommt. Nach den Demos gegen Hartz 4 wurde diese Maßnahme sowei variiert und aufgewertet, dass mindestens eine Million perspektivloser Bürger in Hartz 4 längst eine zuwelen sogar genehme Grundversorgung erblicken. DIE werden uns auf keinen Fall wählen.
Oder nehmen wir den Fall Afghanistan. Er begann 1980. War er damals ein Krieg oder nicht? Können wir also den Mund aufreißen,wenn es heute um die selbe Frage geht? Was denken dann die politisch wenig geschulten Bürger von uns? Sie werden uns nicht wählen.
Oder nehmen wir so einen Fall: Was meinst du wohl haben hunderttausende Hessen gesagt, als wir eine Frau als unseren Kandidaten nominiert haben, die Jahre lang einen Westsender geleitet, einen phanatisschen antisowjetischen Mann geschult und zum Star-Moderator gemacht sowie einen einstündigen Regklamefilm über Schabowski gedreht und moderiert hat?

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Carsten Penzlin Offline



Beiträge: 75

23.02.2012 10:25
#4 RE: Gauck wird Präsident? Antworten

Laut OZ-Umfrage sind 58 % der Rostocker gegen eine Ehrenbürgerschaft Gaucks. Man sieht also, dort wo man sich intensiver mit der Person Gauck auseinandergesetzt hat (das würde im Westen niemand tun), kennt man seine Schwächen. In der Süddeutschen Zeitung von gestern war ein herrlich böser Kommentar: "Pastor der Unschärfe". Vor allem ist er ein Mann von gestern, sein eigenes Denkmal. Wenn DIE LINKE ihn als Präsidenten ablehnt, ist sie nicht isoliert.
Übrigens kenne ich viele junge GenossInnen, die Gauck ablehnen. Nicht unbedingt wegen seiner Vergangenheit. Es geht hier also nicht vorrangig um unsere eigene Vergangenheitsbewältigung.

BüBro Offline



Beiträge: 1.510

23.02.2012 14:01
#5 RE: Gauck wird Präsident? Antworten

Ja, ja, habe ich auch schon erfahren. Verstehst DU mich auch noch falsch. Ich habe einen feuchten Käse davon, ob er Ehrenbürger wird oder nicht. Die politische Frage ist doch, ob WIR gegen ihn auftreten sollen und wie DAS im Volk ankommt.

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BüBro Offline



Beiträge: 1.510

26.02.2012 14:39
#6 RE: Gauck wird Präsident? Antworten

Hallo Carsten,
leider habe ich dein Telefon nicht.
So teile ich dir auf diesem Wege mit, dass ich Deinen Beitrag, natürlich umgeschrieben, verwendet habe für einen Strang im Politikforen.net. Im gegensatz zu unseren stupiden Parteibrüdern - sofort: massive Diskussion, Zuschriften und Leser jede Menge, hin und her, dafür und dagegen!Mit den Beschimpfungen, die das ZDF gesendet hat, haben wir nun natürlich überhaupt keine Chance mehr, Gauck näher zu kommen, im Gegenteil, er wird sich in seiner Forderung nach strafferer kapitalistischer Wirtschaftsführung bestärkt fühlen. Ich fürchte, dass wir das noch bereuen werden.
Musst du unbedingt lesen!!!

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BüBro ( Gast )
Beiträge:

12.03.2012 20:44
#7 RE: Gauck wird Präsident? Antworten

Lieber Genosse A,

Schönen Dank für Deinen Brief. Von den Anlagen konnte ich leider nur den letzten daunladen.
Aber, es genügt auch so, um zu erkennen, warum Genosse Medling Dich bewegt hat, mit mir zu sprechen.
Das versuchen gegenwärtig viele. Alles Leute, die nicht hinhören, wenn ich spreche. Es geht mir einen feuchten Kehricht um einen Herrn Gauck. Mir geht es aber auf den Nerv, wenn ich sehen muss, dass wir uns selber unmöglich machen. Unmöglich machen beim Volk, das wir nach 40 Jahren so total enttäuscht haben, dass es sich von uns losgelöst hat. Und das in einer Situation, da unser wirklicher Gegner, das Großkapital, sich von seiner übelsten und verbrecherischen Seite produziert. Da suchen die Menschen Halt und Ausweg – aber nicht bei uns, sondern bei den Grünen, bei den Piraten und beim Papst. Kein Wunder! Wahrlich kein Wunder, wenn führende Genossen solche Dinger raus hauen wie „Wenn wir noch einmal Sozialismus haben, werden wir wieder eine Stasi brauchen (Frau Jelpte vom „Junge Welt“), „Die DDR ist nicht nur unsere Vergangenheit, sondern auch unsere Zukunft“ (ein Genosse von der „kommunistischen Plattform“) oder eben „Gauck ist ein Inquisitor“ (dieser Tage im Fernsehen). Ich will hier nicht noch mehr solcher politischer Analphabetismen aufzählen. Mit der WASG haben Tausende von ehemaligen Linken der SPD und kämpferische Gewerkschafter gezeigt, wie man in diesem Land vorgehen muss. Beiseite diese misslungene Vergangenheit, rann an die Ausbeuter. Wir sind kein Geschichtsverein, sondern eine heutige politische Partei. Da muss man auch mal zurückstecken und aufs Volk hören. Aber das haben wir ja bei Väterchen Stalin nicht gelernt. Ich habe es schon auf der letzten Tagung des Landesvorstandes gesagt: „Wenn es uns nicht gelingt, so schnell wie möglich unser Volk davon zu überzeugen, dass wir aus der Geschichte gelernt haben und um keinen Preis die Fehler der SED wiederholen werden, dann können wir einpacken“.Ich würde natürlich auch lieber sehen, dass sagen wir Genosse Bisky unser Präsidenten-Nominant wäre. Das würden die Wähler wenigstens verstehen. Aber der ist zurückgetreten, warum, wurde nicht erwähnt. Unserer Partei war eine fest mit Israel und Sarkocy verknöpfte Dame lieber.

Mit traurigen Grüßen – Günter Brock, 12.03.12

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