Schulkinder, die als Berufswunsch Dschihadist angeben: Frankfurts oberster Staatsschützer fordert, notfalls müsse man salafistischen Eltern die Kinder wegnehmen. Der Kinderschutzbund warnt vor einem Religions-Rabatt bei solchen Entscheidungen.
Von Volker Siefert (hr-iNFO)
Mit ihren beiden Kindern im Schlepptau und einer Rohrbombe im Gepäck wird eine Mutter 2014 bei der Ausreise in den Dschihad geschnappt. Nun wartet sie auf ihren Prozess vor dem Landgericht Frankfurt. Seit die Frau aus der Untersuchungshaft entlassen ist, leben ihre Kinder wieder bei ihr.
Das ist einer von mehreren Fällen, in denen Wolfgang Trusheim eine neue Herausforderung für die Gesellschaft sieht. Der Leiter der Staatsschutz-Abteilung im Polizeipräsidium Frankfurt und seine Mitarbeiter beobachten bei ihrer Arbeit immer mehr Fälle sogenannter Hass-Kinder.
Diese Kinder werden nach Trusheims Darstellung von ihren Eltern von Kindesbeinen an zur Ablehnung aller "Ungläubigen" und zu Hass auf die Gesellschaft erzogen. Spätestens in der Schule sei mit diesen Kindern fast nicht mehr umzugehen. Sie malten Kämpfer der Terrormiliz IS in Kampfmontur und fantasierten von ihrem zukünftigen Leben als Dschihadisten. "Sie bekommen zu Hause eingetrichtert, dass sie andere Kinder nicht akzeptieren sollen, weil sie Ungläubige seien", sagte Trusheim zu hr-iNFO.
Polizist sieht Jugendämter in der Pflicht
Noch handelt es sich laut Trusheim um Einzelfälle. Aber der Staatsschützer warnt vor einem zunehmenden Problem. Weil salafistische Paare gemäß ihrer Ideologie viele Kinder wollten, werde die Zahl der Hass-Kinder in Zukunft steigen.
Der Polizist sieht die Jugendämter und Familiengerichte in der Pflicht, gegen solche Eltern vorzugehen. "Es kann nicht sein, dass Menschen, die versuchen, in den Dschihad auszureisen, ihre Kinder in Obhut behalten", findet Trusheim. Im Zweifelsfall müssten die Behörden die Kinder aus solchen Familien herausholen. Seines Wissens gibt es in Frankfurt keinen Fall, in dem das geschehen ist.
Keine Auskunft von Sozialdezernentin
Die Zuständige in Frankfurts Stadtpolitik, Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld (CDU), äußerte sich zu dem Thema nicht. Sie hat für ein Interview keine Zeit. Das hessische Sozialministerium antwortet auf das konkrete Problem auf Anfrage von hr-iNFO mit allgemeinen Informationen zur Prävention im Extremismusbereich.
Der Deutsche Kinderschutzbund fordert ein konsequenteres Vorgehen gegen radikal salafistische Eltern. "Wenn es konkrete Hinweise gibt, dass Eltern ihre Kinder gewaltverherrlichend erziehen, müssen Jugendämter im Interesse des Kindes handeln", betonte Kinderschutzbund-Präsident Heinz Hilgers. Dabei dürfe es keinen Rabatt für vermeintlich religiöse Besonderheiten geben.
Hass-Prediger profitiert von Kindern
Die ehemalige Bundesfamilienministerin Kristina Schröder hält die geltenden Maßstäbe für Kindeswohlgefährdung für richtig. "Aber sie müssen auch in uns fremden kulturellen und religiösen Milieus konsequent angewandt werden", sagte die CDU-Bundestagsabgeordnete. Im Notfall müssten Jugendämter auch bereit sein, die Kinder aus solchen Familien herauszunehmen.
In einem Fall hat ein Frankfurter Hass-Prediger sogar von der Tatsache, dass er Kinder hat, profitiert. Die Ausweisung des Marokkaners ist bislang ihretwegen gescheitert. Dass er sie wohl zu Hass gegen Ungläubige erzogen hat, spielte keine Rolle.
Isländer sagt:
PI-News warnt schon seit langer Zeit, aber da war das ja noch "rechte Hetze"...