Wieder die Chance verpasst
Gysi bei Jauch zu 2,3-%-Pleite und Piratenpartei (Teil 1)

„Ach, das ist wieder mal eine Protestpartei , ja, wir hatten innerparteiliche Querelen, mit uns selber zu viel zu tun, und sind im Westen ja sowieso noch schwach...“ Das und ähnliche faule Ausreden musste man vom Chef unserer Partei im gestrigen Talkshow des Günter Jauch anhören.
Wieder mal hat weder die SPD noch die Linkspartei den Schneid, die Wahrheit zu sagen. Die Millionen von Bundespürgern sind wieder einmal scharfsichtiger als die Parteien, siehen nicht in der SPD noch in der Linkspartei ihren Mann. Was die 30-%-Partei der Mittelklasse anbelangt, so sind die Piraten ja keine Not, sie brauchen sich nur rauszuhalten. Uns Linke aber trifft nicht ein spontaner, vergänglicher „Protest“. Den gibt es auch, aber er richtet sich nicht gegen die Linken sondern gegen die kapitalistische Wirklichkeit. JWas die Linken trifft, so ist es die politische Unzufriedenheit, Zweifel, Misstrauen, Geringschätzung. Wir haben nicht überzeugt. Wir haben in 22 Jahren nach der Wende das Vertrauen der Menschen, das die SED verspielt hatte, nicht zurück gewonnen. Darum geht es! Darüber hätte Gysi im Fernsehen sprechen müssen.
Die da Anno 1989 riefen: „Wir sind das Volk“, haben jetzt keine linke Partei. Die Linke, die es gibt, stäßt sie ja immer noch als Konterrevolutionäre ab!

Daher hier (zum zweiten Mal) Teil 2:

Es gab zum Ende der DDR eigentlich nur einen Ausweg: die Aussichtslosigkeit des Sozialismus-Versuches rechtzeitig, spätestens mit Beginn der Perestroika in der UdSSR zu erkennen, dem Westen Bedingungen zu nennen, unter denen die DDR aufgelöst wird, um unter den kapitalistischen Verhältnissen einen neuen Weg zur Überwindung der Profitwirtschaft zu gehen, wozu wir ja letzten Endes gegenwärtig ohnehin gezwungen sind. Und es war Stalinismus, dass die Parteiführung das nicht verstanden hat, und es ist Stalinismus, dass unsere Partei heute noch eine negative Haltung zur Wende einnimmt, anstatt in ihr auch unsere Befreiung zu erkennen, Befreiung von einer Last und einer Verantwortung, die wir schon lange nicht mehr tragen, bzw. nur noch mit immer mehr Machtmissbrauch aufrecht erhalten konnten. Der Ruf "Wir sind das Volk" war keine Konterrevolution, sondern eine marxistische Erkenntnis, die immer mehr auch auf den Westen übergreif





DDR Teil 3:

Aber, wie gesagt, all dem standen objektive Umstände entgegen, die sich aus der größten Rechtsverletzung der Nachkriegszeit ergeben haben, aus der willkürlichen Spaltung Deutschlands in einen reichen, großen und einen fast mittellosen kleinen Teil durch die Adenauer-Regierung. Unsere Partei hat allen Grund, dem Volk der DDR dankbar zu sein, dass es durch die Wende dieses Unrecht beseitigt hat. Der Kampf um die Überwindung des seit 6 000 Jahren bestehenden privaten Ausbeutungsprinzips hat im höchsten Kapitalzentrum seit 1989 mehr Chancen als zuvor."
Wenn es uns nicht gelingt, den Bürgern in Stadt und Land glaubhavt zu vermitteln, dass wir selbst das Unrecht der letzten Jahre der DDR eingestehen, dass der russische Weg nicht noch einmal gegangen wird, wir uns also von jeglicher Nostalrie trennen, glauben uns die Menschen nicht.
Gysi hätte gestern abend statt der Ausreden eine herzliche Solidarität für die Piraten erklären und überzeugend gegen den Schwindel auftreten müssen, es gäbe im heutigen Deutschland nicht genügend Geld für die berechtigten Forderungen der Piraten.
Die Piraten sind nicht dasselbe aber doch sehr ähnlich den WASG-Streitern von 2007-2009. Marx predigte nicht umsonst, dass man das Neue hüten und fördern muss. Ehe es zhu spät ist.(GB)
(alle drei Teile nach "Neues Denken in der Linken", 201o,GB)

Ich fand Gregor schwach, vor allem im Disput mit FDP-Lindner. Der politische Geschäftsführer der Piraten ist wirklich ein interessanter Typ. Wenn die Piraten mehr davon haben, werden sie sich etablieren.
Die Gesellschaft differenziert sich immer weiter aus, und das hinterlässt Spuren im Parteiensystem. Die Piraten haben ein bestimmtes Klientel, das in den vergangenen 15 Jahren entstanden ist und sich bislang durch keine Partei vertreten fühlte. Da haben vor allem DIE LINKE und die Grünen eine große Chance verpasst. Im Kern sind die Piraten links und man sollte sie sowohl politisch bekämpfen als auch in bestimmten Fragen/Koalitionen mit dieser "Partei neuen Typs" zusammenarbeiten.
Übrigens sind unsere Erfolge in Thüringen, die sich so krass vom Versagen der Linken in S-H abheben, m.E. ein Beleg dafür, dass wir durch unsere Arbeit in den vergangenen 22 Jahren doch viel Vertrauen in der Bevölkerung zurückgewinnen konnten.

Ich habe ja fünfmal Veranstaltungen der Piraten besucht. Außerdem habe ich guten Internet-Verkehr mit ihrem Politikforum und dem Sprecher Martin. Die Truppe ist nicht einseitig. Merkwürdig! Eigentlich war sie so etwas wie eine Interessengemeinschaft. Und dann erbag es sich, dass ihre Internet-Politik mit ihren eigentlich an Internet gebundenen Forderungen mit den Wünschen der alltäglichen Bundesbürger übereinstimmen. Alle, die ich hier in Rostock kennen gelern habe, weisen es weit von sich, dass sie etwa Linke wären. Bloß nicht als Linker erscheinen! "Wir nennen uns Liberal". Das ist urkomisch, denn ihre Forderungen sind durchweg Bisse in die kapitalistiscdhe Wirklichkeit. Dabei sollten wir sie schön lassen und sogar unterstützen. Sind sie erst mal im Landtag, werden sie oft unsere Forderungen akzeptieren und wir die ihrigen - das stelle ich mir als günstig vor.
Sollen wir nicht mal einen Abend "Wir und die Piraten" veranstalten?
Natürlich in dem Geist, den Du offensichtlich mit mir ähnlich hast.