Immer weniger, die dabei waren,als "Hitler das Genick gebrochen wurde", wie Ernst Thälmann es im KZ vorausgesagt hatte. Gestern waren über zehn russische Juden und Jüdinnen dabai, als Rostock am Soldatengrab den Tag des Sieges begingen. Rostocker und die zehn Veteranen des 2. Weltkrieges trafen sich anschließend im Haus der jüdischen Gemeinde, um ein Buch zu eröffnen, das im letzten Jahr unter Leitung des greisen Historikers Arkadi Tsfasman geschaffen wurde. Es schildert das erschütternde Schicksal von 18 Kindern, die das Grauen überlegt haben. Auch in Rostock und ganz Deutschland leben noch Menschen, die den 8. Mai 1945 überstanden haben, die meisten von ihnen auch schon nur als Kinder. Man sollte es nicht versäumen, die Erinnerungen an jene historische Zeit festzuhalten. Ich selbst bin unserem Nico Burmeister sehr dankbar, dass er meine derartige Aufzeichnung im Newsticker abgedruckt hat. Da fiel mir gestern ein, dass ich ein Lied nicht erwähnt habe, das damals die sowjetischen Solldaten auf jedem Panzer und auf jedem Panjewagen gesungen haben. Ich weiß noch, dass mir dieses Lied nach all dem Schrecken des Einmarsches begreifen ließ, was meine Mutter damals zu uns Kindern gesagt hatte: "Seid ruhig, die Russen hätten uns alle totschlagen können, nach dem, was die Unsrigen dort angestellt haben." Leider kenne ich nur die erste Strophe, ich singe sie oft so vür mich auf Russisch, habe sie aber ins Deutsche übersetzt. Hier ist sie:
"Hin zum Stellplatz, zum letzten Kuss, hat sie ihn noch gebracht. Und sie schwörten die Treue sich in des Kriegs kalter Nacht. Und schon fern, schon bei Lampenlicht, hat er sie noch gesehn, denn sie blieb, bis der Zug verschwandt, auf der Freitreppe stehn."
Im weiteren Text hieß es in etwa, dass SIE dort noch lange, noch oft und vergeblich gestanden haben soll.
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Schönsten Dank für Deinen Beitrag, lieber Nico. Ja, es darf nichts vergessen werden. Erschütternd das Schicksal der Kleinstatt Demmin - man kann das gar nicht zuende denken. In meinem Atelier steht immer noch das Porträt des Retters der Stadt Rostock, Semjon Dmitrewski. Wo mag der Bronze-Guss hin gekommen sein?
Wie geht es in Deiner Jugendgruppe voran? Ich denke noch sehr gern an die beiden Abende zurück, dal wir "Alten" Euch aus der Vergangenheit erzählen durften. Ich würde gern wieder mal zu Euch kommen. Es gibt da ein sehr aktuelles Thema: der Boykott der Olympiade 1980, die ich ja in Moskau erlebt habe. Sie war nicht berechtigt, sondern ein Akt des Kalten Krieges, für den die Wahrheit über den Eingriff der Sowjetarmee in Kabul sowohl im Westen wie leider auch bei uns verschwiegen wurde.
Na, lass mal von Dir hören - Günter
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