"Die Erfahrungen des real gewesenen Sozialismus, speziell der DDR, können nur dann wahrheitsgetreu eingeschätzt werden, wenn wir nach marxistischer, sprich: nach materialistischer Weltanschauung vorgehen. Demnach sind die Erscheinungen des Überbaus immer mehr oder weniger das Produkt der materiellen Basis, auf der die Ereignisse vor sich gehen. Hier also mal eine kurzgefasste Liste von materiellen Vorzügen, die die BRD von Anfang bis Ende des kalten Krieges hatte, die DDR aber nicht oder fast nicht: Rund sieben Milliarden Tonnen bester Steinkohle aus eigenem Aufkommen (d.h. Gelderlös blieb im Land), rund 600 Millionen Tonnen Eisenerz (dito), jährlich 200-250 000 Tonnen Edelfisch vor der Haustür (Nordsee, wo DDR gesperrt war), zehn Wasserkraftwerke allein am Rhein, eisfreie Hochseehäfen und –Werften, dicht am Ruhrgebiet, an den Zulieferbetrieben und am Weltmarkt, fast die gesamte Schwermetallurgie Deutschlands (links die Kohle, rechts das Erz), Tausende von nicht ausgeräumten Industriebetrieben, doppelte Gleise zwischen allen kleinen und großen Städten, jährlich 12 Millionen Hl Markenweines, Überfluß an Süßwasser in den Industriegebieten, 800 mm Niederschlag in der Landwirtschaft (DDR: 600 mm), von Marshall-Plan, Hitlergold und Rückzahlung der Kriegsgewinne an die Großbetriebe, massiven Investitionen der eigentlichen Siegernationen ganz zu schweigen (Auszug aus meiner Schrift „Der Untergang der 2. Welt“, 1999, Reinhard Thon Verlag Schwerin). „Wer das Ruhrgebiet hat, hat Deutschland“, soll mal ein alter Kölner Separatist gesagt haben und agitierte für die Gründung eines Deutschen Rheinstaates.
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Blieb also nur die Beschränkung der Freiheit. Es gab also eigentlich nur einen Ausweg: die Aussichtslosigkeit des Sozialismus-Versuches rechtzeitig, spätestens mit Beginn der Perestroika in der UdSSR zu erkennen, dem Westen Bedingungen zu nennen, unter denen die DDR aufgelöst wird, um unter den kapitalistischen Verhältnissen einen neuen Weg zur Überwindung der Profitwirtschaft zu gehen, wozu wir ja letzten Endes gegenwärtig ohnehin gezwungen sind. Und es war Stalinismus, dass die Parteiführung das nicht verstanden hat, und es ist Stalinismus, dass unsere Partei heute noch eine negative Haltung zur Wende einnimmt, anstatt in ihr auch unsere Befreiung zu erkennen, Befreiung von einer Last und einer Verantwortung, die wir schon lange nicht mehr tragen, bzw. nur noch mit immer mehr Machtmissbrauch aufrecht erhalten konnten. Der Ruf "Wir sind das Volk" war keine Konterrevolution, sondern eine marxistische Erkenntnis, die immer mehr auch auf den Westen übergreif
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. Es war nicht das System des Sozialismus, was versagt hat. Im Gegenteil: unter den Bedingungen, in die die DDR gestürzt wurde und sich selbst stürzte, wäre sie ohne streng geplanter Wirtschaft, ohne Verhinderung von privater Milliarden-Abschöpfung, ohne Vollbeschäftigung aller Arbeitsfähigen Bürger, ohne kostenfreie Ausbildung und Gesundheitspflege und vor allem - ohne das zweifellos doch sehr verbreitete politische Bewusstsein von Millionen Parteimitgliedern und Parteilosen schon 1970 zusammengebrochen. Aber, wie gesagt, all dem standen objektive Umstände entgegen, die sich aus der größten Rechtsverletzung der Nachkriegszeit ergeben haben, aus der willkürlichen Spaltung Deutschlands in einen reichen, großen und einen fast mittellosen kleinen Teil durch die Adenauer-Regierung. Unsere Partei hat allen Grund, dem Volk der DDR dankbar zu sein, dass es durch die Wende dieses Unrecht beseitigt hat. Der Kampf um die Überwindung des seit 6 000 Jahren bestehenden privaten Ausbeutungsprinzips hat im höchsten Kapitalzentrum seit 1989 mehr Chancen als zuvor." (alle drei Teile nach "Neues Denken in der Linken", 201o,GB)
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Hier mal ein Auszug aus meiner Diskussion im Internet-Forum net
Zitat von Brotzeit showthread:
Deshalb schoß man Peter Fechter auch eine ganze Salve in den Körper und ließ ihn verbluten ............
Kein demokratischer Staat hat soviel wirtschaftliche und militärische Kraft und Geld in seine Grenze investiert wie die DDR! Die Grenze der DDR und deren archaische Befestigung diente nur dazu , daß die sozialistischen Staatssklaven aus dem Gefängnis DDR nicht in die Freiheit entrinnen konnten!
Antwort Brock: Noch nicht ein einziger User hat mir bisher eine Alternative zur Mauer nennen können, die damals für die DDR gangbar gewessen äre, ohne dass Schlimmers hätte geschehen können.
Nur ein Österreicher, der schrieb kurz und bündig: "Die BRD hätte die DDR anerkennen müssen..."
__________________ gute Arbeit, guten lohn
dazu Brotzeit: Die Bundesrepublik Deutschland durfte lt .Grundgesetz (Gott sei Dank) die Sowjetzone -genannt DDR- nicht als eigenen Staat anerkennen. Dies ermöglichte die Wiedervereinigung.
dazu Brock: Ja, ja, Die Möglichkeit der Wiedervereinigung ermöglichte dem Volk der DDR die Wende. VERBOTEN war aber eine separate Staatsbildung und damit die Spaltung Deutschlands in einen großen reichen und einen kleinen mittellosen Teil. Annektionistisch war auch die Proklamation einer "Alleinvertretung" des westlich besetzten über den sowjetisch kontrollierten Teil Deutschlands. Das provozierte und sanktionierte sogar den Mauerbau und seine Folgen.
Es bleibt also bei der bisher einzigen Friedensalternative des österreichischen Users:
"Die BRD hätte die DDR anerkennen müssen"! __________________ gute Arbeit, guten lohn
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