Gedicht und Krieg? Peter Dornbruch motiviert mich. Ich war man gerade sieben Jahre alt: Sommersonne am 21. Juli 41, plötzlich Göbbels Radio-Stimme... Zehn Jahre danach erinnerte ich mich:
Lied vom Glück
Schmiegst dich an mich, zart und warm, liegst wie Sonne auf dem Arm. Kenne deine Noten nicht, hörte deine Texte nie, lebst in mir wie Glückserinnern, dünngewebte Phantasie. Doch da erschallt ein Marsch wie Blech, er klirrt vorbei in Reih und Glied. Und er zerstampft mit Stiefelschritten dich, mein kleines Lied.
-------------------------- Wir brauchen keine Millionäre
Gedicht und Politik? Da war ich FDJ-Sekretär des Dolmetscher-Institutes von Leipzig und hatte gerade die Geheimrede des Genossen Nikita Sergejewitsch gelesen.
Ein Schuldiger
Düster tunkt sich die Stadt in das Meer des Nebels. Die Bäume der Allee verschwinden im Tunnel über der Straße. Ganz weit in die Ferne gerückt - die Mündung nur als Tor ins Licht.
Vom anderen Ende flackert ein Fünkchen vom einen zum anderen Haus. Mit müden Zügen schreibt es in die Wände das Wort: Verzeihung!
Die enge Stirn des Mannes dort, der an Türen und Fenster klopft, die Schlafenden wecht, ist geborsten. Die Augen, nur Nahes zu sehen gewohnt, sind geweitet, ein Götzenbild, aus Glas und Rahmen - gebrochen.
Und doch noch ein offenes Fenster: Verärgert die wach Geweckten... Er ruft, die Hände erhoben: "Ich wollte doch immer das Beste!" Die Antwort: "Wir wussten es besser." Der Nachbar: "Wie war es denn möglich?"
Im Haus gegenüber: "Ihr hattet vergessen,woher ihr gekommen." Und schließlich: "So gelte in Zukunft: Mehr Freiheit dem Wort, das uns hilft, im Dasein die Wahrheit zu finden."
(stark gekürzt - GB)
-------------------------- Wir brauchen keine Millionäre
Du bringst mich ja echt in Verlegenheit: War es falsch, dass ich beim Schuldgefühl eines KLEINEN Schuldigen stehen gebleiben bin? Mein Gedicht zu stark gekürzt?
-------------------------- Wir brauchen keine Millionäre
Wie ein erfüllter Wunsch liegt die Sonne auf dem Tal, und mein Gemüt ist leicht, befreit von Winterqual. Es schaugelt wie ein Käferlein auf einem Samenblättchen und landet wie ein Schmetterling in einem Blütenbettchen.
(GB, 1961)
-------------------------- Wir brauchen keine Millionäre
Um das Jahr 1952-53 schrieb ich mal als FDJler über gewisse Zeitgenossen folgendes:
Im Politikschutzpunker
Was immer wir sagen - Du willst es nicht hören. So sehr wir auch rütteln - du lässt dich nicht stören. So rasend wir stürmen - du gehst nicht schneller. So licht unsre Höhen - du sitzt wie im Keller.
Du sprichst von übler Erfahrung? Die war geschnauzt aus Kaiser`s Bart, aus braunen Hemden gewaschen, aus längst verfallnen Konten gegriffen. Da gingen Lügen hoch auf Stelzen, Verbrecher waren Volkstribun - am besten war´s, man hatte mit niemand was zu tun.
Nun sprichst du voller Zweifel: "Was wird, wenn es mal anders kommt". So schufst du gegen Politik dir einen Luftschutzbunker: die Balken aus krummen Vergleichen, ein Drückeberg ist das Gewölbe, vor Angst die Wände beben.
Doch nicht wie eine Bombe kommt sie zu dir, die Bolitik. Sie dringt dir in die Kleider, aus jedem Wort, aus jedem Blick. Du fliehst vor jeder Drohung und jedes Dunkel trübt die Augen. Das Glück ist eingegraben, Du hast mit niemand was zu tun.
-------------------------- Wir brauchen keine Millionäre
Gedanken am Soldatengrab Peter Dornbruch (05.08.2010)
Nachdenklich steh' ich vor deinem Grab, überwuchert mit Efeu, fremder Soldat. Für dich vorbei dein Kampf, deine Qual. Geblieben die Ziele und die Moral.
Du fremder Soldat, gefallen als Held? Kämpftest für eine bessere Welt? Das Kreuz zerschlagen, hattest alles gegeben, dass Söhne und Enkel in Frieden leben.
Die Zahl 45 in Stein gemeißelt, zu Tausenden erschossen und gegeißelt. Söhne des Volkes, eure Mütter weinen,- heut' kommt ihr zurück in der Fahne aus Leinen,
denn heute kämpfen wieder Soldaten für Geld, für Orden – für Heldentaten. Oder hattest auch du dich überzeugen lassen, statt zu lieben, andere Völker zu hassen?
Der Krieg als eine Simulation: Der Klick mit dem Finger, was macht dass schon... Ob Freund, ob Feind, die Tränen sind gleich - es gibt nur das eine Totenreich.
Fremder Soldat, ich gedenke dem Leid in jener und in heutiger Zeit. Der Mensch als Rädchen zum kleinen Preise, es wird gestorben auf gleiche Weise.
Was ich will: Ein Sozialismus, der wirtschaftlich effektiv, politisch demokratisch, moralisch sauber und in allem den Menschen zugewandt ist!
Hallo, Peter Dornbruch, Das Gedicht gefällt mir sehr. Es sollten mehr Menschen diese Gedichte kennen lernen. Warum wird es nicht von der Linken Partei veröffentlicht. Hast Du schon mal daran gedacht, dich an einem Lyrikwettbewerb zu beteiligen ? Heutzutage sind die Gedichte der jungen Autoren zwar oft recht ver- schwurbelt und gewöhnungsbedürftig. Deshalb fällt ein so geradlinige Sprache wahrscheinlich auf, aber- wenn es gut ist, ist es doch eine Bereicherung. Mit Gruß Verena
Das Gedicht über Goebbels Stimme ist interessant. So war also die Wahrnehmung damals für Kinder. Aber was war damals für dich als Kind "Warm wie Sonne auf dem Arm" -etwa die Stimme von Goebbels ? Hat man sich so von Goebbels Stimme berauscht gefühlt? Mit Gruß Verena
Vielen Dank, Verena, für Deine anerkennenden Worte. Meine Gedichte stelle ich der Öffentlichkeit gerne zur Verfügung und wenn die Leserinnen und Leser meinen, diese zu verbreiten, so soll es geschehen. An einem Wettbewerb habe ich noch nicht teilgenommen und habe mir darüber auch noch keine Gedanken gemacht ... Herzliche Grüße, Peter