"Jetzt hebt er seine gewaltigen Arme und fegt die Stolzen weg samt ihren Plänen. Jetzt stürtzt er die Mächtigen vom Thron und richtet die Unterdrückten auf. Den Hungernden giebt er reichlich zu essen und schickt die Reichen mit leeren Händen fort."
"Ihr verkauft ehrliche Leute als Sklaven, nur weil sie ihre Schulden nicht bezahlen können, ja, ihr verkauft einen Armen schon, wenn er euch eine Kleinigkeit wie ein Paar Sandalen schuldet. Ihr giert sogar nach der Asche auf dem Kopf der Verzweifelten und wendet jeden Trick an, um die Schwachen um ihr Recht zu bringen."
So weit zwei Sprüche aus der Bibel. Könnten sie nicht heute geschrieben sein? Dabei ist der obere Adwent-Spruch etwa 1500 Jahre alt und wurde von der Jungfrau Maria gesprochen. Der zweite mag sogar 3 000 Jahre alt sein und wurde von dem Propheten Amos ausgerufen.
Karl Marx aber hinterließ uns den Spruch "Religion ist das Opium für das Volk". Wie passt das zusammen?
Nach meiner Erinnerung hat Marx geschrieben "Relegion ist wie Opium für das Volk" und erleutert später wie die Relegion von den Herrschenden missbraucht wird damit das Volk sich nicht auflehnt und auf ein besseres Leben nach dem Tod hofft.
Einer solchen Auslegung kann ich folgen, müsste aber noch einmal nachlesen. Weiß jemand wo das Zitat steht?
Hallo Jürgen, Leider hat Marx das nicht so schon deutlich geschrieben. 'Die Folge ist gewesen, dass in der ganzen Zeit des Sozialismus unsere Einstellung zum Christlichen Glaugen und zu gläubigen Christen völlig falsch war. Richtig korrigiert haben wir diesen stalinistischen Fehler bis heute noch nicht.
Ach so, hier noch zu deiner Frage:
Religion als „das Opium des Volkes“ ist eine Aussage von Karl Marx. Das Zitat stammt aus der um die Jahreswende 1843/44 verfassten Einleitung zu seiner Schrift Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Diese Einleitung hat er 1844 in der zusammen mit Arnold Ruge herausgegebenen Zeitschrift Deutsch-Französische Jahrbücher veröffentlicht. Häufig wird das Zitat mit der späteren leninschen Variante Religion ist Opium für das Volk[1] verwechselt (Wikipedia).
BüBro
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Zum Thema "Ist Religion eine geistige Verirrung" hatte ich in einem der größten Politikforen (Forum-net)gestern forgendes Duill:
Zitat von Unschlagbarer Weshalb schreibst du als angeblicher Atheist ein solches Buch??
dazu ich: Ja, ich bin Atheist und sogar ein Roter. Das Buch "Die Bibel ohne Weihrauch" (Verlag Reinhard Thon, Schwerin) habe ich geschrieben, um den materiellen sachlichen Inhalt vom religiösen Weihrauch" mal zu trennen, der ja nur Erscheinungsform damaliger Denkweise ist. Dabei kam heraus, dass das Buch von vorn bis hinten den Kampf eines noch heute existierenden Volkes um seine Freiheit schildert und somit höchst wertvoll für den Kampf ist, den wir heute noch führen. Glauben tu ich dabei eigentlich nur, dass dieses Buch tatsächlich in der Zeit geschrieben wurde, als die "Kinder Israel" zuerst gegen die ägyptische und später gegen die römische Sklavenhalterei aufgestanden sind. Ob da alle Einzelheiten wissenschaftlich belegt sind, glaube ich nur zeilweise.
Zitat von Unschlagbarer Glaubst du an Prophetie, durch Gott suggeriert, glaubst du an die Geburt eines Gottessohnes, glaubst du all den Käse aus dem Neuen Testament??
dazu ich: Es ist erwiesen, und im alten Testament sowie auch noch in der Offenbarung des Johannes gibt es Beweise dafür, dass die Menschen der damaligen Zeit Träume als Anweisungen, ja sogar Befehle Gottes, sog. Prophezeihungen verstanden. Ich glaube daran natürlich nicht, ebensowenig wie an Käse-Weisheit.
Zitat von Unschlagbarer N.S.: Ich sehe gerade, dass du dich als "Urchrist" ausweist. Ich hatte auf meinem Spickzettel Atheist stehn. Hab ich mich da verguckt oder hast du deine Anschauung geändert?
dazu ich: Die Urchristen waren Kommunisten. Sie bewirkten im Verlaufe von 300 Jahren den politischen Verfall des Sklavenhaltertums. Der Übergang zum Feudalismus vollzug sich in Rom, an die Stelle des Sklavenhaltertums trat die Halbfreiheit der Flonarbeiter. Ein kolossaler gesellslchaftspolitischer Fortschritt. Diesen revolutionären Gehalt des Urchristentums untergrub dann die Kirche, deren Führer zu Handlangern des Feudalismus mutierten.
Tja, man glaubt nicht, wieviel falsche Anschauungen es über das Christentum gibt. Unsere Partei muss dagegen, besonders unter jungen Menschen, viel tun. Denn - immer mehr Menschen suchen fälschlicher weise Trost bei der Kirche, anstatt bei uns, die wir die wahren Christen sind. Auch dazu ist so ein Forum eine echte Chance. Gerade auf der geistigen Arena dürfen wir nicht länger dermaßen faul sein.
Ich bin in einer atheistischen Familie aufgewachsen. Bereits mein Großvater ist 1905 (damals war er katholischer Hilfsprediger in Bayern) aus der katholischen Kirche ausgetreten. Die religiösen Gefühle eines jeden Menschen respektiere ich und habe volles Verständnis dafür, dass viele das ideelle Konstrukt "Gott" als Fixpunkt ihrer ethischen Überzeugungen und Grundsätze benötigen, auch als Halt in einer zu großen Teilen nicht durchschaubaren Umwelt. Ich halte aber nichts davon, politische Entscheidungen mit Zitaten aus religiösen Schriften zu begründen. Mit sochen Zitaten ließ und lässt sich in vielen Religionen einschließlich des Christentums alles Mögliche rechtfertigen, von aufopfernder Sorge für Andere bis hin zu Verbrechen. In den vergangenen 1000 Jahren deutscher Geschichte war die christliche Religion zwar auch Leitfaden für zivilisatorischen Fortschritt (z.B. Epoche der "Aufklärung") bis hin zu revolutionären Bestrebungen (z.B. Bauernkriege), überwiegend aber Instrument der Machtausübung der jeweils Herrschenden. Die Bemerkung vom "Opium des Volkes" kennzeichnete die letztere Tendenz, die Nutzung der Religion dazu, die unterdrückten, ausgebeuteten Schichten davon abzuhalten, die wahren gesellschaftlichen Verhältnisse zu erkennen und selbst für die Verbesserung ihrer Lage zu kämpfen.
Was Du schreibst, kann ich voll nachempfinden. Mehr noch, ich könnt eine ähnliche eigene Erfahrung auf dem Gebiet nachzeichnen. Mir geht es aber seit langer Zeit speziell um die Einstellung unserer Partei zuder christlichen Lehre und zu den echt Gläubigen aus dem einfachen Volk, also zu den Menschen, die wir für denselben Kampf gewinnen müssen, den Christus (so es ihn überhaupt gegeben hat, was ich wenig bezweifle)in den Evangelien geführt hat. Dazu muss man ganz streng das Christentum bis zum Jahr 330 n.Chr. und die Kirche danach trennen. Die Führer des Christentums mutierten damals von Revolutionären zu Handlangern der damals entstandenen Feudalherrschaft. Diesen radikalen Verrrat an der eigentlichen christlichen Lehre müssn wir viel deutlicher machen. In der westeuropäischen Welt ist das ja dem Normalverbraucher fast nicht mal bekannt. Du stößt dich (wie viele) daran, dass man die Bibel für politische Aussagen gebrauchen kann. Das wäre aber für uns als Linke sehr richtig. Unser Gegner macht das, und zwar mit Geschick zur Verdrehung der kristlichen Lehre. hier ein Beispiel: Sehr bezeichnend die Weihnachtsausgabe der "Bild"-Zeitung: Titel "Die Weihnachtsgeschichte nach Lukas": "Heute ist euch...der Retter geboren." Gerissen wie immer, lässt das Springerblatt natürlich weg, gegen wen und gegen was denn da ein Retter geborebn sei!!! Ein gutes, ich meine ein mitten im Kapitalismus wirklich angekommenes "Neues Deutschland" müsste das sofort aufgreifen und die von mir hier ganz oben dargebotenen Verse daneben stellen. Leider aber kann man sich solcher schlagfertiger Entlarvung der Medienpolitik nur selten erfreuen.
Unser Sprachrohr, "Die Linke MV", hat dieser Tage folgende Nachricht gesendet:
"Die Landtagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion, Simone Oldenburg, hatte zu einem Advents- und Weihnachtsbasteln in Wismar eingeladen. Bei einem gemütlichen "Plausch" haben die Großen und Kleinen hübsche individuelle Überraschungen angefertigt. Sie haben sich damit eine persönliche Freude für die vorweihnachtliche Zeit gemacht, wollten aber auch ihre kleinen "Kunstwerke" zur Ausgestaltung z.B. für den Klassenraum nutzen."
Sehr erfreulich so eine Aktivität der Wismarer Linken. Die "Linke MV" hat leider kein Wort von dem gemütlichen Plausch der großen und kleinen Teilnehmer hinzu gefügt. Sollte man nachholen, meine ich mal. Auch wir Mitglieder der kommunistischen Plattvorm Rostock haben fast am selben Tag so etwas wie eine Advent-Stunde abgehalten. Natürlich war das alles andere als gemütlicher Plausch, aber bestimmt auch sehr nützlich. Es ging nämlich um die Frage, was ist an Christus und der Bibel glaubwürdig, wichtig für unsere Bildung und wertfoll für unsere Stellung zu den Christen von heute. Ich werde mich dazu noch äußern.
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Horst S.
(
Gast
)
Beiträge:
03.12.2012 23:13
#8 RE: Die Bibel ohne Weihrauch, Adwent in Wismar und KPF Rostock
Ich will jetzt erst einmal ein bisschen erklären, warum unsere Adventstunde in Lütten Klein so interessant und auch hitzig war:
Über dieses Thema zu diskutieren, ist ungeheuer schwer. Das liegt nicht am Wesen dieser beiden Erscheinungen, sondern daran, dass beide vom Menschen und von der Politik mißbraucht und dementsprechend hundertfach ausgelegt worden sind und auch noch werden. Einer der Hauptfehler besteht darin, dass man die Bibel als Geschichtsbuch oder wissenschaftliches Werk ansieht. Beide Testamente sind weder von unmittelbaren Augenzeugen noch von Wissenschaftlern, Dichtern oder Forschern geschrieben. Beide Teile sind ganz einfach Agitation und Propaganda der „Kinder Israel“, die im alten Testament an der Flucht vor den Pharaonen und im Neuen Testament im Kampf gegen die römische Herrschaft viehisch gelitten haben. Das aus der Bibel heraus zu erkennen, ist durch mehrere Faktoren erschwert. Erstens und vor allem durch den Irrtum, das Buch sei ein Religionskataster. Die Helden des Buches sowie auch die Verfasser kannten keinerlei Naturwissenschaft, konnten sich wie 30 000 Jahre lang alle Menschen Entstehung und Beschaffenheit von Himmel, Erde und Mensch nicht anders erklären als von einem oder mehreren übermenschlichen Kräften geschaffen. So konnten sie auch ihre Erlösung von den Sünden der Herrscherklasse nur von Gott und seinen Engeln erhoffen. Die Bibel hat also keinerlei neue Religion gebracht.
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Schon vor 12 Jahren habe ich eine Broschüre über die Bibel beim Reinhard Thon Verlag Schwerin drucken lassen "Die Bibel ohne Weihrauch"). Kein Bücherladen wollte sie verkaufen, im Internet-Forum wurde sie sehr schnell gesperrt, mein Kreisvorsitzender lies sie im Papierkorb. Jetzt habe ich die zweite Ausgabe fertig. Ich sende Euch, liebe User, das Schlusskapitel als Lektüre für die Feiertage. Es ist das spannendste Kapitel. Ach so - der Erzähler ist ein Lehrer, der behauptet, in seinem ersten Leben das Alte Testament verfasst hätte. Mehr als den folgenden Text nimmt des Forum nicht auf.
Und so ward also der scheintote oder vergiftete Jesus Christus vom Kreuze genommen. Der reiche Patrizier Josef aus Arimathäa, der den anscheinend leblosen Körper in einer Privat-Gruft unterbrachte und ihn dort vor den Augen selbst der nächsten Anverwandten verborgen hielt, wäre der einzige Mensch auf Erden, der bezeugen könnte, dass Jesus Christus nach Erfüllung seiner historischen Mission unbeschadet wieder erwacht sei oder nicht. Leider werden wir das nie erfahren Alle vier Evangelisten beteuern stattdessen übereinstimmend, dass die Anverwandten des Menschensohnes die Grotte nach drei Tagen leer vorgefunden haben. Leer. Wenig später (oder viel später, wegen der Heilperiode) soll Christus den Jüngern zwar noch einmal erschienen sein und damit die These von der Wiederauferstehung nach dem Tode belegt haben, aber das wird von der übereinstimmenden Aussage dieser Chronisten ins Zweifelhafte gezogen, da nämlich die Jünger den "Herrn", als er sich ihnen zeigte, nicht sofort erkannt haben. Und so liegt die Vermutung nahe, dass da jemand als Jesus Christus eingesetzt worden war, um die These vom wiederauferstehenden Messias künstlich zu belegen. Die alles entscheidende These. Die Glaubwürdigkeit der Wiederauferstehung war sozusagen die Lackmus-Probe für das Christentum. Genau darauf spielten auch in allen vier Evangelien die Zuschauer der Kreuzigung mit ihren Hohnrufen "Bist du Gottes Sohn, so hilf dir selbst!" an, und siehe da, es ist den Organisatoren des Jesusschen .Leidensrnarsches" gelungen, seine Identität mit dem prophezeiten Messias zu proklamieren! Er ist den Jüngern erschienen, und die haben bekannt, dass sie ihn nach einem Augenblick der Ungewissheit- dennoch wiedererkannt haben. Kapitel 10: Da war er nun der Sohn Gottes, der Messias, der Erlöser, der Herr und Befreier! Eine kolossale Leistung! Und es vergingen nur wenige Jahrhunderte, da die jüdischen Pharisäer Recht erhielten mit ihrer Annahme, dass der "König der Juden" der gefährlichste Gegner des römischen Kaisers war. Denn es war das Ur-Christentum, das die ganze römische Gesellschaftsordnung Schritt um Schritt untergrub, bis daraus nach 300 Jahren der erste feudalistische Staat der Welt geboren wurde. Schade, dass ich nicht auch zu jener Zeit "auferstanden" bin. Wenn man die "Apostelgeschichte" liest, zieht man fast in jedem Kapitel den Hut vor den Ur-Christen, mit welchem Mut, Glauben und welcher Klugheit sie vorgegangen sind. Ich habe herausgelesen, dass es drei Säulen waren, auf denen ihr Kampfgeist, ihre Ausdauer und Leidensstärke beruhten: - Vor allem hatten Kreuzigung und Auferstehung Christi als Beweis gedient, dass es zur Erschaffung einer neuen, besseren Zeit kommen wird, die sie sich natürlich nicht anders vorstellen konnten als von einem Gott kommend. - Kolossale Bedeutung hatte zweifellos die Masse der "Wunder", von denen der Auftritt sowohl der Erzpriester im Alten, als auch des Jesus Christus im Neuen Testament begleitet waren. Inwieweit sie tatsächlich so zahlreich und so vielfältig waren, muss kritisch betrachtet werden. Wir Verfasser des Alten Testamentes waren erstens selber gläubig und trauten einem göttlichen Wesen alles zu, prüften also kaum all die Wundertaten, die uns berichtet wurden, wie es Kriminalisten getan hätten. Das verhielt sich zu Zeiten Christi nicht viel anders. Ferner darf man annehmen, dass manches auch sowohl von dem unerkannt im Hintergrund tätigen "Herrgott" im Alten Testament wie auch von den Organisatoren der Revolution in Jerusalem gestellt wurde. Vor allem aber muss man ins Kalkül ziehen, dass es ja zu Zeiten beider Testamente noch so gut wie gar kein Gesundheitswesen für das einfache Volk gegeben hat, sodass jede Heilung wie ein Wunder wirkte. Und die hat es ganz bestimmt gegeben, denn sowohl Christus als auch die Führer der Erhebung gegen den Pharao hatten die Möglichkeit, die damals schon hoch entwickelte Heilkunst der ägyptischen Priester zu studieren. Sehr oft erwähnt wird zum Beispiel die Genesung durch das Hand- Auflegen. Das war auch bei den Essenern schon bekannt. - Großen Eindruck auf die Bevölkerung des Römischen Reiches hatte ferner die Lebensordnung der Urchristen, vor allem ihre Solidarität für alle Hungernden und Leidenden. Sie teilten ihr Brot, Bessergestellte verkauften Eigentum, damit alle Gemeindemitglieder zu essen und zu trinken hatten. Fast übermenschliche seelsorgerische und agitatorische Überzeugungsarbeit leisteten die hoch geehrten Sprecher der Gemeinden und vor allem die als Missionare im ganzen Römerreich umher wandernden Apostel, die sich durch Überzeugungskraft, Mut, Furchtlosigkeit, Aufopferung auszeichneten. Vorbildlich auch ihre Selbstlosigkeit und Bescheidenheit. Rührend fand ich da, wie Paulus sein eigenes Verhalten in seinem Brief an die Gemeinde Thessalonich geschildert hat: "Ich habe keine Mühe gescheut und habe Tag und Nacht für meinen Lebensunterhalt gearbeitet, um keinem von Euch zur Last zu fallen. Dabei hätte ich sehr wohl das Recht gehabt, Unterstützung von Euch zu verlangen ... Ich habe es ausdrücklich gesagt: Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen." (3,7-8) Der Apostel war es, der das wohl massenwirksamste erdachte: "Vor Gott sind alle Menschen gleich" Das ist jedenfalls seinem Ausspruch vor den Nicht juden in der Apostelgeschichte 10,34 zu entnehmen: "Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Jesus keine Unterschiede macht. Er liebt alle Menschen, ganz gleich, zu welchem Volk sie gehören, wenn sie ihn nur ernst nehmen ... " Wenn alle Menschen gleich sind vor Gott, dann können halt nicht die einen Sklaven und die anderen die Herren sein. Und so mussten die Herren den Armen und ehemaligen Sklaven vorerst wenigstens eine halbe Freiheit und einen Teil von Grund und Boden zubilligen. Jesus Christus allerdings konnte das nicht mehr erleben, auch wenn er am Kreuz wirklich nicht gestorben sein sollte. Dafür ist es ihm aber auch erspart geblieben zuzuschauen, wie aus seinem revolutionären Erbe die Staatskirche für eine neue Generation von Ausbeutern konstruiert wurde. Womit denn auch die inzwischen etablierten Kirchenherren den eigentlichen großen Sündenfall begingen, den Verrat an der Sache des göttlichen Jesus Christus. Und die Unsterblichkeit,das "Ewige Leben"? Da gibt es drei Thesen. Allen dreien ist eines gemeinsam - die Menschen wollen die Unsterblichkeit, Gott aber enthält sie ihnen vor. Die erste These lautet: Irgendwo in der Natur gibt es ein Mittel, ein Kraut oder eine Tinktur, die man einnehmen oder mit der man sich einreiben muß, und dann wird man unsterblich. Nun ja, seit Tausenden von Jahren hat man diesen Stoff gesucht, aber nicht gefunden. Trotzdem - es war bekanntlich nicht umsonst. Immerhin hat der Mensch durch Medizin aller Art seine Lebenskraft und seine Lebensdauer beträchtlich vergrößert. Die zweite These stammt von den Kybernetikern und Genetikern und lautet: Lasst uns erst einmal den genetischen Code aufgeschlüsselt haben, dann werden wir lernen, das Altern des Menschen (was ja auf die Abnutzung des genetischen Codes zurückzuführen ist) aufzuhalten, wenn nicht ganz zu verhindern. Die dritte These wird in der Bibel verkündet, und zwar im letzten und deshalb aufregendsten Kapitel, in der "Offenbarung des Johannes" (in der modernisierten Ausgabe "Gute Nachricht Bibel" von "Deutsche Bibelgesellschaft" 1997 wird die Überschrift richtiger mit "Offenbarung an Johannes" wiedergegeben). Ich wurde darauf aufmerksam gemacht von einem Menschen, den ich sehr hoch geachtet und nie vergessen habe. Er war unser Katechet, als wir in den Nachkriegsjahren von der "Jungen Gemeinde" der Kirche unserer Heimatstadt betreut wurden. Dieser Mann hat all seine Liebe und seinen Glauben aufgewendet, um uns zu gläubigen Christen zu erziehen. Wie oft seilten wir mit ihm Gottesdienste, fuhren in weit entfernte Kirchen, streiften durch Wälder und Felder, übernachteten in Herbergen oder Scheunen! Nur unsere politischen Fragen verstand er nicht oder wich ihnen absichtlich aus. So trennten sich noch vor dem Abitur unsere Wege und Weltanschauungen. Darunter hat er unsäglich gelitten, und er ist sehr vorzeitig von dieser Erde gegangen. Kurz zuvor habe ich aber noch ein langes Gespräch mit ihm gehabt. Ich stellte ihm die Frage: "Sag mir bitte, lieber Otto, was soll ich in der Bibel besonders aufmerksam lesen, um den Kern der christlichen Lehre zu begreifen?" Darauf antwortete er wie aus der Pistole geschossen: "Lies, auch wenn es mühsam ist, die Offenbarung an Johannes!" Das habe ich gemacht, und heute weiß ich, dass dieses Vermächtnis unseres Katecheten Otto Boyn sehr tiefe Gründe hatte und warum er wohl der Politik aus dem Wege gegangen ist. Er wird wohl die Konsequenzen gefürchtet haben, die sich aus einer politischen Betrachtung der Bibel generell und vor allem auch für ihn persönlich ergeben hätten. In diesem Kapitel schließt sich nämlich der Kreis, der vom ersten Bibel-Vers, den wir Chronisten vor 3000 Jahren geschrieben haben, ausging: Der Apostel Johannes beschwört die Menschheit, dass sie nicht ohne die harte Hand eines allmächtigen Gottes zur ewigen Glückseligkeit gelangen kann und gelangen darf. Es ist ein schauriges Kapitel, und wir sündigen Menschen der modernen Konsum-, Drogen-, Krimi-, Horror- und Pornowelt müssten vor Angst erstarren, wenn wir lesen, was uns blüht, wenn Gott alle Gestorbenen zum Jüngsten Gericht ruft, "wenn die Bücher geöffnet werden, in denen alle Taten aufgeschrieben sind": "Der Verzagten aber (bei "Gute Nachricht": im Sinne von "der Zweifler aber") und Ungläubigen und Greulichen und Totschläger und Hurer und Zauberer und Abgöttischen und aller Lügner, deren Teil wird sein in dem Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennt; das ist der andere (in "Gute Nachricht. .. ": der zweite, der endgültige) Tod. "(Offb. 21, 8 nach Luther)) Ja, da kann einem schon übel werden. Und - Hand aufs Herz - wer von uns wird sich da schon zu denen zählen können, die "im Buch der Lämmer" eingetragen sind und in die goldene Stadt Jerusalem einziehen darf, weil er ohne Fehl und Tadel durchgehalten hat? Dabei wäre es ach so schön, zu den Seliggesprochenen zu gehören: "Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen; und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein ... "(Offb. 21, 4 nach Luther) Da haben wir die Antwort auf die Frage, die wir Bibelschreiber damals im Alten Testament aufgeworfen haben: Wer unsterblich wird, bestimmt Gott, und er bestimmt das nach unseren Taten, und die bewertet er sehr, sehr streng ... Bleibt also zu hoffen, dass die Kybernetiker und die Genetiker uns gnädiger gestimmt sein werden. Das "Jüngste Gericht" - eine blutige Revolution Bei näherer Betrachtung der "Offenbarung" ergibt sich allerdings eine noch viel härtere Auslegung dieses letzten Kapitels der Bibel. Dazu ist es allerdings notwendig, dass wir Heutigen noch stärker von der religiösen Verbrämung des Stoffes abstrahieren als bis hier. Dabei müssen wir noch bewusster von der Tatsache ausgehen, dass die Menschen sich vor 3000 Jahren Kosmos, Erde, Leben und Mensch gar nicht anders vorstellen konnten, als dass diese schier unermessliche Wirklichkeit anders als von einem über allem schwebenden Superwesen geschaffen worden sei. Erstens sahen sie ja, dass ihre eigenen Hütten, Werkzeuge, Waffen und Felder auch erst einmal durch bewusste, also zielgerichtete Arbeit geschaffen worden sind. Zweitens hatten sie keinerlei Erkenntnis davon, dass die massenhaft vielfältige Materie, aus der ja alles besteht, ihr eigenes Leben führt, bestimmt von den ebenfalls unermesslich vielfältigen Eigenschaften jedes Moleküls, vom gegenseitigen Einwirken der Moleküle aufeinander und von den ewigen Bewegungsgesetzen der Natur. Dass also die Natur sich selbst schafft und formt. Berücksichtigen müssen wir auch, dass es für viele Dinge, Erscheinungen, Umstände, Prozesse und gesellschaftliche Kräfte und Probleme nur sehr verschwommene oder noch gar keine Vokabeln gab. Die Menschen teilten die gesellschaftliche Wirklichkeit in Gute und Böse, Arme und Reiche, Gläubige und Ungläubige, Sünder und Gerechte, Freie und Sklaven, Könige, Priester, falsche und heilige Propheten ein. Bei näherem Hinschauen waren aber fast immer oder sehr oft Dinge und Erscheinungen gemeint, die heute zu unseren Erkenntnissen der Gesellschaftswissenschaften gehören: Politik, Diktatur, Demokratie, Kapital, Mehrwert, Gewinn, Profit, Ausbeutung, Revolution, Sklavenhalterei, Feudalismus, Privateigentum und sogar auch Klassenkampf. Deshalb ist es total legitim, den Wortschatz der damaligen Menschen gelegentlich in die heutige Sprache zu übersetzen. Nur so wird die Offenbarung auch für uns Heutige verständlich, dass mit dem "Jüngsten Gericht", um das es in diesem Kapitel der Bibel geht, nichts anderes als die Vision von einer gigantischen Revolution und dem damit verbundenen Machtkampf gemeint war. Die sog. "Offenbarung des Johannes" (von der "Deutschen Bibelgesellschaft" mit "Offenbarung an Johannes" übersetzt) ist von Anfang an als Vision deklariert. Apostel Johannes muss das als Traum "gesehen" und wohl selber als Offenbarung gedeutet haben, die sein Gott ihm im Schlaf hat zukommen lassen. " ... sofort nahm der Geist von mir Besitz, und ich sah: Im Himmel stand ein Thron ... " (Offb. 4,2) Zuerst übermittelt der Hellseher je einen Brief an die damals (etwa 80 J n. Chr.) schon gegründeten sieben Gemeinden, in denen die Urchristen sowohl gelobt als auch kritisiert werden. Fast in jedem Brief wird erwähnt, wie die Menschen in dieser von der römischen Sklavenhalterei bedrückten und verfolgten "Ordnung" leiden. Sie sind es aber auch, die immer dann gemeint sind, wenn von "sieben goldenen Leuchtern, sieben Sternen, sieben Engeln Gottes, sieben Siegeln, sieben Posaunen und schließlich von den sieben Schalen mit dem Zorn Gottes" die Rede ist. Jedes der jeweils sieben Machtinstrumente bedeutet einen erbarmungslosen Vernichtungsschlag gegen das "Große Tier" und die "Große Hure", sprich die Babylonische Regierung der Reichen, gegen die Armee und die falschen Propheten, heute würden wir vielleicht sagen Massenmedien. Mehrmals fällt da die Maßangabe "ein Drittel", z. B. die Vernichtung eines Drittels der Menschen, der Erde und sogar "der Meere". Zweifellos bildete damals wie heute die herrschende Schicht und ihr Anhang ein Drittel des Volkes. In den sieben Urgemeinden "sieht" Johannes die Schlachtkräfte des Jüngsten Gerichtes wie auch den Kern der "gerechten" Menschheit, die in das "vom Himmel kommende", also heilige Jerusalem einziehen werden. Gegen wen sich, gemessen am Text der Bibel, der geradezu zerstörerische Hass der damaligen "Mühseligen und Beladenen" richtete, ist damit schon gesagt. Eine der reichsten Städte der damaligen Welt war Babyion. Sie erscheint dem Hellseher Johannes als Zentrum von Handel und Wandel, von Reichtum und Schmarotzerleben, Ausbeutung und Mord, Zügellosigkeit und Sünde, Heuchelei und Betrug - ein zweites Sodom und Gomorra. Es wird beherrscht von dem "Großen Tier" und der "Großen Hure". Dazu gehören die Könige der Erde, die hier "Unzucht getrieben und im Luxus gelebt" haben, die einflussreichsten Kaufleute der Erde, die "durch ihre Geschäfte in dieser Stadt reich geworden" sind und alle, "die Schiffe auf dem Meer haben" (Offb. 18). Wir Heutigen würden zweifellos die Eigentümer von Konzernen, Banken, die Börsenspekulanten, die Profitmacher, kurz die Ausbeuter, die Herrschende Klasse und ihre Politiker nennen. Aber diese Worte gab es damals noch nicht. Und überhaupt: Als Quelle der Wertschöpfung galt ja nicht die Arbeit der Millionen Sklaven, die ja nicht als Menschen anerkannte waren und ja auch nicht bezahlt wurden, sondern gehalten wie Vieh. Für die Besitzenden war, was ja rein äußerlich bis heute der Anschein ist, die Wertschöpfungs- Quelle der Markt. Daher ja die mehrmalige Erwähnung der Kaufleute als Träger der ökonomischen Macht und des Einflusses auf die Regierenden. All das wird nun auf über zehn Bibelseiten, in der Vision des Johannes, als Rachefeldzug geschildert, mit dem Gott das sündige Babyion dem Erdboden gleich machen lässt. "Das Blut der Propheten und der Menschen aus Gottes heiligem Volk ist in dieser Stadt geflossen. Sie ist für das Blut aller Menschen verantwortlich, die auf der Erde ermordet worden sind." (Offb. Johannes, 18,24) Unerbittlich und erbarmungslos lässt der göttliche Richter mit der Stadt auch alle Menschen untergehen, die sich nicht bereit zeigten, dem Großen Tier den Rücken zu kehren und sich dem göttlichen Führer der Revolution anzuschließen. "Dann hob ein starker Engel einen Stein auf, der war so groß wie ein Mühlstein. Der Engel warf ihn ins Meer und sagte: BabyIon, du mächtige Stadt! Genauso wirst du mit aller Kraft hinunter geworfen, nichts wird von dir übrig bleiben!" (Offb. 18,21). Des Öfteren hörte ich in heutigen Predigten und musste es sogar im .Brockhaus'' lesen, dass die von Johannes beschriebene Revolution als Apokalypse bezeichnet und somit als Untergang der Welt dargestellt wird. Das ist eine der größten und eindeutig tendenziösen Fälschungen der Bibel. Ja, sie spricht dem weiteren Gang der Vision geradezu Hohn. Der Inhalt der Vision ist das ganze Gegenteil: Der Beginn eines neuen Lebens auf Erden, eines Lebens in Gerechtigkeit, Wohlstand für alle und des Friedens. Der Weg ist frei für den Einzug der Menschenwürde in das neue Jerusalem, das Johannes nunmehr in schillernden Farben beschreibt: "In dem Licht, das von der Stadt ausgeht, werden die Völker leben ... Pracht und Reichtum der Völker werden in diese Stadt gebracht ... Der Engel zeigte mir auch den Strom mit dem Wasser des Lebens, der wie Kristall funkelt ... An beiden Seiten des Flusses wachsen Bäume: der Baum des Lebens aus dem Paradies. Sie bringen zwölfmal im Jahr Frucht, jeden Monat einmal, mit ihren Blättern werden die Völker geheilt. In der Stadt wird es nichts mehr geben, was unter dem Fluch Gottes steht". (Ofb. 21 u. 22). Fast alle Literatur, die sich seit Jahrhunderten in den Regalen wälzt, beschäftigt sich immer nur mit Fragen wie: "Ist das alles wirklich geschehen, was da geschrieben ist?" "Stimmt es mit der Geschichtsschreibung überein?" "Gibt es da nicht viele innere Widersprüche?" "Gibt es einen Gott, gibt es Engel, einen Himmel?" "Hat Jesus Christus wirklich gelebt, hat er all die Wunder vollbracht?" Das ist sehr oberflächlich. Wir haben vor mehreren Jahrtausenden kein Geschichtsbuch geschrieben. Die ganze große Bibel hat nur einen einzigen, durchgehenden Dokumentationswert: Der heutige Leser erfährt, was WIR damals GEDACHT haben, welche Sorgen die einfachen Menschen damals gehabt haben, wie sie gelitten haben und worin SIE einen Ausweg sahen. Dafür ist die Offenbarung das schlagendste Beispiel. Eine Vision! Und da wären also ganz andere Fragen zu stellen als die, die ich oben genannt habe: Was war das damals für eine Gesellschaftsordnung? Wie konnte es zu so einer himmelhohen Schere zwischen Arm und Reich kommen? Warum sahen die Menschen keine andere Hilfe als eine himmlische? Warum ersehnten sie sich ein göttliches "Jüngstes Gericht"? Wie konnten sie sich wünschen, dass dieses Gericht ein Blutbad sein müsste?" Was ist die Alternative für die offensichtlich grausame "Erlösung"? Was muss man von einer neuen Welt und ihrer Führung verlangen? Was für eine Einstellung zum Leben müssen die Menschen erlernen? Haben wir es nicht heute mit ähnlichen Nöten, Sorgen und Problemen zu tun? Müssen wir nicht unter "Befreiung von der Sünde" die Befreiung von Ausbeutung und Schmarotzertum, oder wie es der wortgewaltige Marx ausdrückte - die Expropriation der Expropriateure, verstehen? Wenn wir über solche Fragen mehr nachdenken und für unser heutiges und künftiges Erdenwandeln die richtigen Schlussfolgerungen ziehen, erfüllen wir auch in noch mal 3 000 Jahren das Vermächtnis der Bibel besser als mit noch so gelehrten geschichtswissenschaftlichen Wortspaltereien. Trotz vieler Unstimmigkeiten zwischen den Texten der unterschiedlichen Bibel-Autoren ergibt sich aus dem Ganzen Werk und speziell aus der Bergpredigt des Haupthelden eine große und aktuelle Übereinstimmung: die Menschen damals und heute wollen ein langes glückliches Leben in Eintracht, Gerechtigkeit, Wohlstand und Frieden, eine Solidargemeinschaft in einem gesicherten Sozialstaat. ----------------------------------------------------------------------------------------- Sachliches Nachwort des Autors Die vorliegende Streitschrift habe ich Fiktion genannt. Sie ist aber nicht eine reine Erfindung oder willkürliche Auslegung, sondern auch Erkenntnis nach persönlicher Lektüre. Vorausgesetzt, die in der Bibel geschilderten Aktionen hätten tatsächlich vor 3000 bzw. 2000 Jahren stattgefunden, so können sie meiner Prüfung nach nur verständlich und glaubhaft sein, wenn man sie von der religiösen Umrahmung trennt, das Gesamtwerk also ohne Weihrauch betrachtet. Das erheischen sowohl die damaligen Erkenntnissen über die Entstehung des Bewusstseins in der Genesis, als auch die Gewalttaten der "Kinder Israel" beim Einmarsch in das "Gelobte Land", vor allem aber der Aufstand der Juden gegen das Römer-Imperium. Zu dem Letzteren seien deshalb hier noch einige Belege genannt: Zur Geburt Jesu Christi und Johannes des Täufers: Beide Mütter (Elisabeth und Maria) hatten zuvor laut Lukas 1, 26 ff.) einen Traum. Ein Engel verkündete ihnen, dass der "Geist Gottes über die gekommen" sei. Beide waren glücklich, wurde doch dadurch Elisabeth von dem Gerücht, ihr Mann sei impotent und Maria von dem Makel gefreit, ihre Empfängnis sei vorehelich. Hoch beachtlich die beiden Ansprachen der Eltern, Maria bei Lk. 1, 51-54, Zacharias bei Lk. 1, 73-79. Und Simeon (Lk 1, 33-38) wusste sogar schon, dass Maria "der Kummer um das Kind wie ein scharfes Schwert durchbohren" wird. Alle schon eingeweiht? Zur Verhaftung des Helden der Geschichte: Alle vier Evangelisten sagen aus, dass Christus sich vorsätzlich verhaften und hinrichten lässt, "damit die Schrift erfüllt werde". Folglich ist also auch sein mehrmaliger Hinweis auf einen Verrat durch Judas als gewollte Denunziation, oder, wie es der Vatikan vor kurzem selbst eingeräumt hat, als "Gottes Auftrag" aufzufassen. Ob Christus selbst nun aus religiösem Glauben oder aus patriotischer Überzeugung gehandelt hat, sei dahin gestellt. Anhaltspunkte gibt es für beide Varianten. Das Gleiche kann man bedenkenlos für sein Verhalten vor Pilatus und den Pharisäern sagen. Typisch dafür in Mt. 27, 11 und Mk. 15,2 seine Antwort "Du sagst es" auf die Frage: "Bist du der König der Juden" oder auch in Joh., 18: "Ich bin ein König, aber mein Reich ist nicht von dieser Weit". Er verteidigt sich nicht, sondern bewirkt absichtlich (Mt, 27,11), dass er ans Kreuz kommt und die Schuld die Pharisäer trifft. Dazu Joh. 19,12-15: "Unser einziger König ist der Kaiser", woraufhin Pilatus nicht umhin kann, Jesus auszuliefern. Zum Vorgang der Kreuzigung: Es verläuft alles minutiös nach "der Schrift" in nahezu allen vier Evangelien: römische Soldaten nageln Christus an, verteilen und verlosen die Kleidung, Sonnenfinsternis, Erdbeben, Verspottungen, und schließlich: Essig statt Wasser auf die Bitte nach Getränk (Mt. 27,48, Mk. 15,27, Joh. 19,30 .Jesus nahm davon ... ") Zum Letzten Wort: Sehr unterschiedlich: .Lerna sabachtani"= "Warum hast du mich verlassen" bei Matthäus, Aufschrei bei Markus, "Mein Leben in deine Hand" bei Lucas. Nur bei Johannes: "Es ist vollbracht". Guter Beweis dafür, dass jeder Evangelist einen anderen Zeugen befragt hat. 03.11.12
Seite 34 von 34 Zu den beteiligten Personen: Die öffentliche Erklärung des Jesus als Erlöser nahm ein gewisser Simeon vor, der schon lange "auf die Errettung Israels wartete"(Lucas 2, 25 ff.). Beherrschende Nebenfigur, wenn nicht Führer der gesamten Geschichte ist zweifellos der von allen Evangelisten gleich beschriebene hochgestellte, wohlhabende, "heimliche Jünger" Josef von Arimathäa (Mt. 2757, Mk. 1542, Lk. 23,50, Joh. 19,38). Hinzu kommen ein Nikodemus (Joh., 3), ein namenloser junger Jünger (Joh., 19,26), den Jesus "besonders geliebt hat".
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75 Mal ist nunn schon von den Lesern geklickt wordeen. Istder Text zu kompliziert? Wie schon gesagt, ist die "Offenbarkung" der letzte und wohl auch der erregendste Teil der ganzen Bibel. Gleichzeitig aber auch das Kontra zu dem vorhergegangenen, nämlich dem "2. Testament". Beide sind zwei mögliche, aber total unterschiedliche Handlungen, über die es speziell für uns nachzudenken nötig ist. Gute Lektüre, wünscht Euch Günter Brock. Ach so, der Erzählerler ist wieder der von mir erfundene Lehrer, der angibt, in seinem ersten Leben das 1. Testament geschrieben zu haben.
Das Neue Testament - Erfüllung des Alten? Im Alten Testament haben wir Bibelschreiber verkündet, dass den Kindern Israel Rettung kommen wird durch einen Sendboten Gottes. Es war geweissagt, dass dieser Messias in Bethlehem geboren wird und die Errichtung des Reiches Gottes vorbereiten soll. Mehr haben wir im Alten Testament nicht versprochen. Propheten nach uns müssen sich da genauer ausgekannt haben: dieser Messias sei Gottes Sohn, werde von einer Jungfrau Maria geboren, deren Verlobter, ein Zimmermann und Bauleiter Joseph nie mit ihr geschlafen habe. Die Familie werde nach Ägypten fliehen, Jahre später zurückkehren. Der Messias werde sich als König der Juden an die Spitze des Volkes stellen, auf einem Esel in Jerusalem einziehen, um das Volk zu befreien. Die herrschenden Pharisäer und Schriftgelehrten würden aber das Volk verwirren, den Messias ans Kreuz heften und töten. Der aber werde vom Tode auferstehen und in den Himmel fahren, Platz nehmen zur Rechten Gottes und am Jüngsten Gericht teilnehmen, wo zwischen Spreu und Weizen, d. h. zwischen den Schuldigen und den Unschuldigen geschieden werde. Die Schuldigen würden ins Fegefeuer verdammt, die Unschuldigen ins Ewige Leben überführt. Kapitel: Eintausend Jahre nach solcherart Prophezeiungen ergab es sich, daß die ganze damalige Welt unter dem Joch der allmächtigen Römerherrschaft stöhnte. Hunderte von kleinen und größeren Völkern mußten den Römern Ablaß- und Sklavendienste leisten. Not, Verzweiflung, Unmut und Haß, soweit man sehen konnte. Da war der Wunsch groß, der versprochene Heiland möge endlich kommen. Die ärgsten Feinde der Römer waren die Ägypter. Einst waren sie selbst ein Weltreich, hatten Wissenschaft und Kultur auf ein hohes Niveau gehoben und riesige Schätze angehäuft. All das hatten sie an die Römer verloren, und die Oberschicht, vor allem die Priester, sannen nach Rache. Ebenso gab es aber, wie aus dem Evangelium ersichtlich, auch in der Oberschicht des Volkes Israel nationalbewusste Kräfte, die ihr Land von der Sklavenhalterei der Römer befreien wollten. Zu ihnen gehörte beispielsweise ein hochgeachtetes Ratsmitglied Jerusalems, das auf den Namen Joseph aus Arimathäus hörte. Dies war ein wohlhabender Mann und lebte von der Hoffnung, Gott möge sein Volk von den Römern und ihren inländischen Handlangern befreien. Zu denen zählten vor allem die Pharisäer, eine Priesterkaste, die gemeinsam mit den sogenannten Schriftgelehrten und mit ideologischem Druck ihre Herrschaft über das israelische Volk aufrechterhielten. Indem sie die Moseschen Gesetze aus dem alten Testament als formale Dogmen behandelten und auch noch zusätzliche, mündlich überlieferte Lehrsätze hinzufügten, konnten sie den einfachen Menschen pausenlos Sünden nachweisen und sie demütigen. Während sie dem Volk Reinheit, Gottesfurcht und Bescheidenheit predigten, schwelgten sie selbst im Reichtum und im Machtrausch und besorgten der römischen Besatzung das schmutzige Handwerk der Gewaltausübung. Am meisten litten darunter die auf den wahren Glauben bedachten Vertreter des Patriziats wie z. B. der schon erwähnte Priester Joseph. Abgesondert von den Pharisäern lebte aber auch ein alter jüdischer Volksstamm, die Essener, an der Mündung des Jordan ins Tote Meer. Wie ja aus den von ihnen verfaßten Qamrun-Rollen hervorgeht, lebten sie streng nach den Geboten des Alten Testaments und waren davon überzeugt, dass ein "Lehrer der Gerechtigkeit" kommen und das Volk erlösen werde. Er werde aber vom "Priester der Lüge" vor dem Volk verleumdet und vom "Priester des Frevels" umgebracht. Am Ende der Tage aber würde der Lehrer der Gerechtigkeit wiederauferstehen von den Toten. Kapitel: Doch es ergab sich, dass weder die Ägypter noch die nationalbewussten und rechtgläubigen Kräfte aus dem Volke, also beispielsweise der Israeliten, Kraft und Gelegenheit erhielten, die Römer und die Pharisäer zu vertreiben. Da hatte das ehrwürdige Ratsmitglied Joseph eine Idee: Warum nicht dem Herrgott ein wenig ins Handwerk pfuschen und der Geschichte voran eilen? Gedacht - getan. Der einflussreiche Priester verhandelte, nehme ich mal an, mit den Ägyptern und mit den Herrschern einiger östlicher Stämme, möglicherweise auch mit den Essenern. Mittel wurden zusammengelegt und Spezialisten vorbereitet, die in technischer, wissenschaftlicher, medizinischer, pyrotechnischer, astronomischer und militärischer Materie bewandert waren, und das Experiment konnte beginnen.
Kapitel: Die Grundidee lautete: "Wir lassen den Erlöser schon jetzt kommen, und zwar nach einem von den Weissagungen und unseren Plänen bestimmten Szenarium: Wir finden eine gottesfürchtige Jungfrau, die in Bethlehem den Heiland zur Welt bringt, wir bilden ihn aus und schicken ihn zum richtigen Zeitpunkt auf den Weg." Eines mußte sich glaubhaft aus dem anderen ergeben. Der Zeitpunkt. Der Zeitpunkt war günstig. Vor dreißig Jahren war in Bethlehem ein Knabe namens Jesus Christus geboren worden, den Hirten, drei "Könige aus dem Morgenland", die weit berühmte greise Prophetin Hanna und vor allem ein ebenfalls legendärer Heiliger Namens Simeon als den von Gott gesandten Messias proklamiert hatten (Lk. 2,25 ff.). Der Knabe war ferner schon den Priestern in der Synagoge von Jerusalem aufgefallen und ist seitdem in Ägypten bestens geschult worden. Der ideale Führer für den Aufstand gegen die römische Fremdherrschaft Die handelnden Personen. In der Jungfrau Maria und ihrem Verlobten, dem biederen und gläubigen Joseph, Abkömmling aus dem Stamm des Königs David, fanden die Organisatoren nicht nur gottergebene, sondern auch entschlossene Mitkämpfer für die Befreiung Israels, des "finsteren Landes des Todes" (Lk., 1,79). Ihr Sohn Jesus und Sohn Gottes Christus war also in guten Händen. Nur ein halbes Jahr früher als Jesus wurde von der Priestergattin Elisabeth ein Junge namens Johannes geboren. Er erhielt die Aufgabe, Das Erscheinen des Messias im Volk vorzubereiten. Alles zuverlässige Leute Die passende Public Relation. Um die Geburt des Heilands richtig publik zu machen, hatten die drei "Könige aus dem Morgenland", wahrscheinlich Häuptlinge von drei ebenfalls unterdrückten Stämmen, bei Erscheinen des Kometen ziehen und mit Opfergaben und die Geburt des Heilands feierlich gewürdigt. Als Johannes der Täufer, erwies sich der Sohn der Elisabeth als ein Mann von kolossaler Bescheidenheit, der bereit war, zugunsten des angesagten Sohnes von Gott dem Herrn auf eigenen Ruhm zu verzichten. Der geeignete Hauptheld. Das war nun schon nicht ganz so einfach, denn: Man musste ja nun wohl oder übel den Knaben nehmen, der da von der Jungfrau Maria und dem befruchtungs-voreiligen Joseph gezeugt wurde. Aber siehe da - die Initiatoren der geplanten Erhebung hatten Glück: "Das Kind wuchs heran und wurde kräftig. Es hatte ein ungewöhnliches Verständnis für den Willen Gottes, und Gottes Liebe ruhte sichtbar auf ihm. "(Lk 2, 40) Die Angst des Königs Herodes, der König der Juden könnte ihn entthronen, gab der Familie den Anlass dazu, nach Ägypten zu emigrieren, wo der Junge bis zum 12. Lebensjahr in Lesen und Schreiben, Mathematik, und Religion ausgebildet wurde. So begab es sich, als die Familie zurückkam, dass der Bub bei seiner Vorstellung im Tempel einen überaus cleveren Eindruck machte und die Priester, unter ihnen wohl auch das Mitglied des Hohen Rates, erfreute: "Er saß mitten unter den Gesetzeslehrern, hörte ihnen zu, diskutierte mit ihnen. Alle, die dabei waren, staunten über sein Verständnis und seine Antworten. "(Lk. 2, 46) Damit hatte der junge Jesus seine Reifeprüfung bestanden und wurde zur weiteren Ausbildung möglicherweise nach Ägypten, vielleicht aber auch nur zu den Essenern, delegiert: Sie dauerte 18 Jahre, wenn man den Evangelisten glauben darf: Näheres haben ja die neuen Testamentschreiber über diese ganz schön lange Periode nicht verlauten lassen. Wenn man aber Revue passieren läßt, was Jesus Christus danach so alles vollbracht hat, so läßt sich leicht vermuten, daß er in den 18 Jahren die damals neuesten Erkenntnisse der medizinischen Wissenschaft, die Geheimnisse des Alten Testaments, der ägyptischen Magie und Astrologie erlernt haben muß. Aus den Qamrun-Rollen ist ja beispielsweise bekannt, daß die Essener bestimmte Krankheiten durch Handauflegen heilen konnten, die Wahrsagerei beherrschten und an die Wiederauferstehung des Menschen glaubten. Außerdem muß der junge Mann in dieser Zeit zum Haß auf die römische Fremdherrschaft und ihre einheimischen Handlanger, die Pharisäer und Schriftgelehrten, erzogen worden sein. Mehr noch - er muß zutiefst davon überzeugt worden sein, daß er sich selbst aufopfern muß, um eine neue, gegen die Herrscher dieser Welt gerichtete Denkweise unter die Menschen zu bringen. Eine neue Ideologie - Sozialstaat 5. Kapitel Die Organisatoren der Christusmission gingen offensichtlich auf zwei Optionen aus: Mit Erscheinen von Gottes Sohn auf Erden könnte eine so riesenhafte Volksbewegung ausgelöst werden, dass die etablierten Herrscher geradezu überrumpelt werden, dann würde sich alles erfüllen. "Gottes Reich" könnte in aller Ruhe und Ordnung errichtet werden. Daran glaubte schon fest Maria, als sie in Erwartung des Sohnes ausrief: " Jetzt erhebt ER (also Gott) seinen gewaltigen Arm Und fegt die Stolzen weg mitsamt ihren Plänen. Jetzt stürzt er die Mächtigen von ihrem Thron Und richtet die Unterdrückten auf. Den Hungernden gibt er reichlich zu essen Und schickt die Reichen mit leeren Händen fort". (Lk 1, 51) Und Zacharius ergänzte diesen Kampfruf an der Wiege von Johannes dem Täufer mit den Worten: "So hat ER (Gott) es schon vor langer Zeit durch seine heiligen Propheten angekündigt: ER wollte uns retten vor unseren Feinden, aus der Gewalt all derer, die uns hassen ... "(Lk. 1,70) Würde aber der Zustrom des Volkes nicht groß genug, um eine Revolution auszulösen, dann müsste man auf eine allmähliche, langfristige Veränderung der bestehenden Ordnung setzen. Das hieß, man müßte überzeugende Zeichen setzen und dann auf dem schwierigen Weg der Überzeugung, sprich mit Verbreitung einer neuen Ideologie, die Veränderungen herbeiführen, unter denen man sich das "Reich Gottes" vorstellte. Was die Gründer der Bewegung unter dem Reich Gottes verstanden, ist mit Leichtigkeit aus den Reden abzulesen, die Jesus Christus nach seinem Erscheinen im Jahr 30 vor seinen Jüngern und vor dem Volke hielt und wie er für das Volk und gegen die Etablierten vorging. Dem Inhalt nach war es ein gegen die Sklavenhaltergesellschaft gerichtetes Programm. Kernpunkt: Vor Gott sind alle Menschen gleich, er unterscheidet nur nach Gut und Böse. Eine zutiefst revolutionäre und deshalb ketzerische Lehre. Denn - zu jener gegebenen Zeit galten die Sklaven nicht als Menschen, und die armen Freien lebten nicht viel besser als die Sklaven. Die Organisatoren meinten zu Recht, dass sie mit einem solchen Kampfprogramm die Volksmassen hochreißen könnten. Aber trotz wirksamer Vorbereitung, z. B. durch den Verkünder des Messias-Auftritts, also durch Johannes den Täufer, und trotz zahlreicher Wundertaten und Kundgebungen wurde sehr rasch deutlich, dass die erste Option, der Blitzsieg, nicht möglich war. Daran änderte auch die berühmte Bergpredigt nichts, obwohl sie, wie es Mathäus in Kapitel 4,23 bis 7,28 optimistisch folgendermaßen schildert. Große Menschenmassen aus Galiläa, aus den zehn Städten, aus Jerusalem und Judäa sollen der Rede aufmerksam zugehört haben. Zweifellos ist es die bedeutendste Darlegung aller Ziele der geplanten Revolution. Wenn man sie eingehend analysiert, verkündet der auf einem Berg sitzende Messias nicht nur, wie Mathäus schreibt, "was Gott jetzt von seinem Volk erwartet". Keine bloße Sammlung von Geboten, sondern ohne Übertreibung auch die Grundzüge des göttlichen Sozialstaates, den die Führer der Revolution planten. Und so ist mehrmals die Rede von einer .neuen Weit". Was die Kirche als "Seligpreisung" hinstellt, ist in Wirklichkeit eine geschickte Kombination von Forderungen an die künftigen Einwohner des Sozialstaates mit der zu erwartenden Sicherheit für die Menschen. "Freuen dürfen sich alle, die unter der heutigen heillosen Welt leiden, Gott wird ihrem Leiden für immer ein Ende bereiten. " Und: " ... alle, die auf Gewalt verzichten, Gott wird ihnen die Erde zum Besitz geben. " Und: " ... alle, die danach hungern und dürsten, dass sich auf der Erde Gottes gerechter Wille durchsetzt. " Und: " ... alle, die Frieden stiften Es folgt der Aufruf an die Jünger, die neue Weitsicht einem Lampenständer gleich überall zu verbreiten. Dazu rechnet der Bergprediger (natürlich in der Form von Glaubensgeboten) Verhaltensmaßregeln wie zum Beispiel: nicht zu töten mit guten Taten nicht zu prahlen im Anhäufen von Schätzen nicht den Sinn des Lebens zu sehen Perlen nicht vor die Säue zu werfen Den Balken im eigenen Auge zu sehen, bevor man andere verurteilt Unbedingt muss man die Bergpredigt als Kritik an der damaligen Gesellschaftsordnung und als einen Blick in die Zukunft der Völker, in "eine neue Welf', verstehen. Nachdem das Christentum nach 330 u. Z. zur Staatskirche ernannt wurde und wie ich immer wieder bei Besuchen in den heutigen Kirchen feststellen musste, werden stattdessen bestimmte Forderungen der Bergpredigt für die Unterordnung der Gläubigen unter die heutigen Staatsgebote ausgenutzt. Das ist ein schwerer Frevel. So hat Christus zum Beispiel tatsächlich zum Einhalten aller Gesetze aufgerufen. Weggelassen wird aber oft seine Bemerkung: "Denkt nicht, dass ich gekommen bin, um das Gesetz und die Weisungen der Propheten außer Kraft zu setzen, sondern um ihnen volle Geltung zu verschaffen ... Ihr werdet niemals in Gottes neue Welt kommen, wenn ihr seinen Willen nicht besser erfüllt als die Gesetzeslehrer und Pharisäer. " (Mt. 4, 17). Mit anderen Worten, die Moseschen Gesetze waren schon in Ordnung, sie wurden aber gefälscht und auf den Kopf gestellt, um den "Kräften des Bösen" zu dienen. Ähnlich verhält es sich auch mit der berühmten Losung "Liebe deinen Feind ... Bete für ihn." Damit sind nicht die Feinde des Sozialstaates gemeint, sondern persönliche "Feinde", besser gesagt, Menschen die uns nur persönlich bedrohen oder übel wollen. Breiten Raum nimmt auch die Frage des persönlichen Reichtums und des Geldes ein. Hier werden vor rund 2 000 Jahren Forderungen geäußert, die nur in der Wortwahl altmodisch oder antik klingen, in ihrem Sinn aber durchaus sozialistisches Denken ausdrücken. "Ihr könnt nicht beiden gleich dienen: Gott und dem Mammon ... " und: "Fragt nicht: was sollen wir essen, was sollen wir trinken, was sollen wir anziehen? Mit all dem plagen sich Menschen, die Gott nicht kennen ... tut, was er verlangt, dann wird er euch schon mit all dem anderen versorgen. " Auf einen Staat, in dem das Privateigentum und die Macht der Reichen herrschen, sind diese Worte aus der Bergpredigt nicht gemünzt. Mit der Warnung vor den "falschen Propheten", die man nicht nach ihren Worten, sondern nach ihren Taten erkennen und meiden muss, und mit dem Gleichnis vom Bau unserer Häuser - auf Sand oder felsigem Grund - entließ Christus seine Zuhörer in die Zukunft, die auch heute noch nicht Gegenwart ist. Die größte Massenveranstaltung, die Speisung der 5 000, wenn es wirklich so viele waren, war auch für damalige Verhältnisse eine recht mittelmäßige Einschaltquote. Jesus Christus muss das erkannt haben, denn er drängte die Jünger nach seinem Auftritt zu 03.11.2012 Seite 23 von 34 einer eiligen Abfahrt, schickte sie allein voraus, selber stieg er auf einen Berg und "betete lange". Es ist anzunehmen, dass es in Wirklichkeit ein Treffen mit den Organisatoren der Verschwörung gab, auf dem die Weichen neu gestellt wurden, und zwar auf die zweite Option, auf den mühsamen langen Weg von langfristiger Agitation und Propaganda zur allmählichen Veränderung der gesellschaftlichen Bedingungen. Beweis dafür: schon zwei Bibel-Seiten nach dieser Begebenheit schreibt Matthäus: "Von der Zeit an fing Jesus an und zeigte seinen Jüngern, wie er müßte hin gen Jerusalem ziehen und viel leiden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und am dritten Tage auferstehen." Und als der Jünger Nr. 1, Petrus, ihn von solch dummen Gedanken abbringen will, fährt der ihn an: "Hebe dich, Satan, von mir! Du bist mir ärgerlich; denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist. "(Mt. 16, 21 ff) Der Gang nach Golgatha 6. Kapitel: Was war nach der Speisung der 5 000, nach der mißlungenen Massenerhebung, beschlossen worden? Entweder hat Christus es sich selbst oder es haben ihm die Organisatoren gesagt - sinngemäß, versteht sich: "Die Zeit für einen sofortigen Umbruch ist nicht reif. Zu viele Menschen zweifeln daran, daß du der von den Propheten angekündigte Sohn Gottes bist, der sie erlösen wird. Man wird dir und deiner Lehre erst glauben, wenn du alle Weissagungen erfüllt hast, die zur Person und zum Erscheinen des Messias verkündet wurden." Und das hieß: auf einem Esel nach Jerusalem reiten, schlimmste Hetze, Schmähungen und Folter durch die herrschenden Machthaber erleiden, Verurteilung zum Tod, Kreuzigung und Wiederauferstehung am dritten Tage. Als günstigsten Tag für die Kreuzigung sahen die Organisatoren das bevorstehende Passah-Fest an. Da kam viel Volks nach Jerusalem, und außerdem war für diesen Tag eine Sonnenfinsternis angesagt. Sie werde einerseits dem Volk die außerordentliche Bedeutung des Ereignisses klarmachen und außerdem bestimmte, notwendige Aktionen der Organisatoren erleichtern. Christus muß geahnt haben, was an Qualen ihm bevorstand. Er hatte offensichtlich die Hoffnung nicht aufgegeben, vielleicht doch noch eine Wende im Sinne der Option Nr. 1 herbeizuführen. So ist es wohl zu erklären, dass er in der Zeit bis zum Einzug nach Jerusalem unermüdlich Reden hielt und Wunder der Heilung an Menschen vollbrachte. Aber er mußte feststellen, dass nicht einmal seine Jünger ihm restlos vertrauten. So verkündete er noch zweimal, dass sein Tod bevorstünde. In dieser Situation predigt er auch das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg, denen unabhängig von den geleisteten Arbeitsstunden der gleiche Lohn gezahlt wird. Ferner fordert er einen reichen Jüngling auf, seine Habe zu verkaufen und das Geld an die Armen zu verteilen, wenn er, wie er gesagt hatte, die ewige Seligkeit erreichen will, und als der das zu tun nicht bereit war, bringt Christus den Kern der neuen Lehre auf den Punkt: "Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, denn daß ein Reicher ins Reich Gottes komme. " Phänominal dieser Spruch! Da frage ich mich als Zeuge von 3 000 Jahren Menschheitsgeschichte nur eines: Warum haben die Kommunisten diesen Mann nicht posthum in ihre Partei aufgenommen. Das ist wohl einer der großen Fehler, die sie gegenwärtig zu bereuen haben. Auf jeden Fall: mit dieser These vom Kamel im Nadelöhr war alles gesagt: Der Gang nach Golgatha war vorgezeichnet. (Und das hieß für Jesus dreierlei: Ich, Jesus Christus, muss durch ein Jammertal, durch Blut und Wunden ... Die herrschenden Potentaten, die Römer oder ihre örtlichen Handlanger, müssen mich verurteilen und ans Kreuz nageln ... Meine Leute müssen mich dann retten, damit meine Auerstehung stattfinden kann.) Der gewollte Märtyrer 7. Kapitel: Als Verfasser des 5. Evangeliums, der im Gegensatz zu den anderen vier Autoren die Geschichte seit den geschilderten oder auch erdachten Ereignissen in Ruhe studieren konnte, kann ich mit Fug und Recht sagen: Was jetzt begann, ist eine der aufregendsten, prinzipientreuesten und somit radikalsten ideologischen Missionen, die ein einzelner Mensch je auf seine Schultern genommen hat. Vergleichbar wohl nur mit solchen Giganten der Weltgeschichte wie Spartakus, Galilei, Luther, Münzer, Mohrus, Pugatschow, Robespierre, Liebknecht, Kirow, Thälmann, Stauffenberg, Dutschke und Havemann. Der "Menschensohn" ging das Risiko ein, für seine missionarische Weltanschauung einen sicheren und quaifolIen Tod zu erleiden. Mit einem kleinen Unterschied allerdings: Er hatte eine Truppe hinter sich, die ihn, wenn es gut lief, vor dem Schlimmsten erretten konnte. Aber so weit war es noch nicht. Noch kam es darauf an, alles so zu organisieren, daß der Weg bis zum Kreuz klappte. Einer war schon "belehrt", Petrus. Der wußte nun schon, daß es der Wille des Chefs war, ans Kreuz zu kommen. Um auch die anderen zu überzeugen, dass sie nichts zur Abwendung des "Unheils" tun dürfen, berief Christus ein Abendmahl, eine Art Parteiversammlung, ein. Auf dieser Zusammenkunft machte Christus noch einmal den Kern seiner Lehre klar: Indem er seinen Jüngern als Meister die Füße wusch, versinnbildlichte er die Idee: Vor ihm, sprich vor Gott, sind alle Menschen gleich. Zweitens aber gab er ihnen zu verstehen, daß er den nun folgenden Weg allein gehen muß. Er schickt offiziell seinen Jünger Judas hinaus, um den Römern zu verraten, wo er sich befindet. Als die Polizei erscheint, liefert er sich freiwillig aus und kritisiert Paulus, der Widerstand gegen die Verhaftung leistet. Vor den Untersuchungsrichtern tritt er so provokant auf, daß sie seine Verurteilung fordern. Der kritischste Punkt wird erreicht, als der römische Statthalter keine Ursache sieht, ihn zum Tode zu verurteilen. Da droht der ganze Plan zusammenzubrechen. Aber Christus hat Glück im Unglück: es sind die örtlichen Lakaien der Fremdherrschaft, die in ihm den gefährlichen Feind klarer sehen als der römische Statthalter. Sie sind es, die den Römer belehren, daß einer, der sich König der Juden nennt, ein Feind des römischen Kaisers ist. Da muss, ja - muss, der Statthalter zustimmen, und er gibt den Delinquenten "zum Abschuß" frei, sprich zum Aufhängen am Kreuz. Christus atmet auf. Wo hat es so etwas in der Weltgeschichte je gegeben - ein Mann muß sich seine Hinrichtung regelrecht selbst organisieren. Von nun an lief die Sache wie am Schnürchen. Die Pharisäer und Schriftgelehrten, sprich die jüdischen Erfüllungsgehilfen der römischen Sklaverei und Fremdherrschaft, die sich durch den "Menschensohn" entlarvt fühlten, in ihrer erschlichenen Macht bedroht waren und deshalb diesen "Heiland" hassten wie die Sünde, besorgten die Hinrichtung und erfüllten damit, ohne es zu wissen, das Ziel der ganzen revolutionären Mission. Da hing Jesus Christus nun am Kreuz, denn "es muß die Schrift erfüllt werden. "( Johannes 13/18) 8. Kapitel: Jetzt waren die Organisatoren an der Reihe. Alles war bis ins kleinste vorbereitet. Christus hatte alles Geplante getreulich erfüllt. Einer der Evangelisten will sogar gesehen haben, dass der Delinquent das Schmerzmittel abgelehnt hatte, das die Henker ihm traditionsgemäß angeboten hatten - offenbar aus Angst, davon einzuschlafen. In Johannes 19 wird die Kreuzigung haargenau beschrieben. Danach übernahmen Soldaten Jesus und nagelten ihn ans Kreuz. Dieselben Soldaten taten dann etwas, was ebenfalls "in den Heiligen Schriften vorausgesagt" war: Sie verlosten sein Untergewand. Es wird nicht verraten, wo das geweissagt war und was die Soldaten davon haben konnten, aber die Soldaten taten das! Muss einen doch stutzig machen und wirft die Frage auf, was waren das für Soldaten? Der Gedanke liegt nahe, dass auch sie zum Organisationsstab der inszenierten Märtyrer-Aktion gehörten, bei der auch die kleinsten Kleinigkeiten beachtet werden mussten, die zur Glaubwürdigkeit des geweissagten Messias beitrugen. Ins Bild passt auch, dass laut Johannes nahe bei dem Kreuz vier Frauen standen und ein Jünger (namenlos), den Jesus besonders liebte. Die durften da so einfach stehen. Gleich wird klar, warum. Jesus, der offensichtlich nicht von Schmerzen halb irrsinnig war, wie man erwarten müsste, wenn ellenlange Nägel durch Hände und Füße geschlagen waren und der Körper mit seinem ganzen Gewicht daran hing. Nein, er verfügte noch, dass der besonders geliebte Jüngling an Sohnes statt bei Maria sein sollte. Dann wurde es spannend. Um auch wieder ausdrücklich etwas zu erfüllen, was in den Schriften prophezeit war, nimmt Jesus eine Gnade in Anspruch, die einem Gekreuzigten zustand: er bat um Stillung seines Durstes. Da traten wieder die Soldaten in Aktion, tauchten einen Schwamm in ein Gefäß, steckten ihn an einen Ysop-Stengel und hielten ihn Jesus an die Lippen, der gierig daraus saugte. Das bestätigen auch zwei weitere Evangelisten, nur Matthäus meint, der Soldat sei zurückgerufen worden. Alle vier aber beteuern, dass danach Jesus noch etwas gesagt hätte und dann starb. Drei Evangelisten behaupten, Jesus hätte als letzte Worte gesagt: "Es ist vollbracht!" Wenn die Berichte stimmen, ist dies die wohl wunderlichste Stelle der ganzen Bibel. Jeder andere Mensch hätte doch wohl gespuckt und geschimpft, denn wie alle Evangelisten darlegen, war an dem Schwamm nicht etwa Durst stillendes Wasser, sondern - Essig. Stattdessen Jesus Christus: "Es ist vollbracht!" Wie reimt sich das zusammen? Apostel Johannes fährt fort: Jesus ließ danach den Kopf sinken und "gab sein Leben an Gott zurück". Marcus und Lukas bestätigen: Er starb. Sehr verwunderlich das Ganze! Was war es, das da mit einem Essigschwamm "vollbracht" wurde? Seit dem Geschilderten sind 2 000 Jahre vergangen, und nirgends konnte ich eine Aufklärung über diese Frage finden. Wie kann nach dem Genuss von einem bisschen Essig der Tod eintreten? Eines ist ziemlich sicher: Die Frist, die einer gewöhnlich brauchte, um durch Kreuzigung zu sterben, war zu dem Zeitpunkt noch nicht abgelaufen. Das ergibt sich aus folgender Schilderung der weiteren Ereignisse. Es wird nämlich die Forderung erhoben, Jesus und die zwei mit ihm gleichzeitig gekreuzigten Verbrecher wegen des bevorstehenden Sabbats vom Kreuz zu nehmen, sprich: zu begnadigen .. Während man den beiden Übeltätern, wie es in solch einem Fall üblich war, die Beine brach, verzichtete man auf diesen Akt bei Christus, weil er "schon tot" war, wie die Soldaten glaubten oder auch nur vorgaben. Man kommt aus dem Staunen nicht heraus. Mehr noch: Einer der Soldaten stach laut Johannes 19,34 dem Christus einen Speer in die Seite, und siehe - es traten Blut und Wasser aus. Und der Berichterstatter freut sich, auch d ami t sei eine Voraussage der "Heiligen Schriften" in Erfüllung gegangen! Keiner stutzte offenbar, dass das Blut noch nicht geronnen und die Blase nicht entleert war!!! Es liegt also sehr nahe, dass Christus zu diesem Zeitpunkt nicht "schon tot", sondern eher wohl scheintot war. Es gibt dafür eine Erklärung: An dem Schwamm war nicht Essig, sondern ein Betäubungsmittel. Eine zweite Möglichkeit ist allerdings, dass die Organisatoren es bewerkstelligt hatten, Christus von seinen Leiden zu befreien, indem sie Gift an den Schwamm brachten. Aber das ist sehr unwahrscheinlich, denn dann hätte der Messias ja nicht die letzte Verpflichtung erfüllen und nach drei Tagen wiederauferstehen können.
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Warum, liebe Freunde in der Linkspartei, habe ich wohl die Weihnachtszeit benutzt, um auf den sachlich eigentlichen Gehalt der Bibel hinzuweisen? Einiges habe ich schon blicken lassen. Mein Hauptanliegen ist aber vorzuführen, dass es in der Revolutionsgeschichte nicht erst heute im Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus, sondern schon vor 2 000 Jahren den friedlichen, langen, hartnäckigen und den gewalttätigen, blutigen Weg geben kann. Als ich zum ersten Mal ganz gründlich die Offenbarung an Johannes gelesen habe, war ich zutiefst erschüttert, denn – mein Gott, das hast du doch schon alles nicht nur gehört oder gelesen, sondern praktisch ERLEBT! Und mir fiel ein, wie ausführlich mir in Tbilissi die Genossen erzählt haben, dass dort jemand an der zaristischen Priesterschule studiert hat. Natürlich wurde da auch die Offenbarung durchgenommen. Und die hat wohl der junge Jugaschwilli besonders genau studiert, und als er dann an die Macht kam. Seine ganze Regierungsart strotzte von Ähnlichkeit mit der Offenbarung. Beispielsweise die enge Verbindung zwischen Erbarmungslosigkeit einerseits und Versprechung von Himmel auf Erden andererseits – sagenhaft. Nun kann das ja alles Hirngespinst sein wie die ganze „Offenbarung“ selbst, aber es ist ein wertvoller Stoff zum Nachdenken, Nachdenken unbedingt über unseren Weg zum Sozialismus. Und dafür sind genauso wertvoll die Evangelien im 2. Testament. Ich habe meine Entdeckungen und Schlussfolgerungen aus diesem Teil der Bibel absichtlich ans Ende geschoben. Ob es diesen Jesus gegeben hat oder nicht, ist eigentlich uninteressant. Wichtig ist es zu wissen, was vor 2 000 Jahren Menschen gedacht und geplant haben, die in der selben Hölle sassen wie wir heute. Dieser Christus ist den friedlichen Wer gegangen: Überzeugung der Menschen, wirksame Aufklärung, Hilfe für die Menschen, täglich neue Anhänger finden, Selbstlosigkeit, Ehrlichkeit und Offenheit – Glasnost, wie Gorbatschow es nannte. GB
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Ach Bübro, ich möchte rufen: Oh Gott, erlöse mich von der Versuchung, Dir eine freche oder ungebührliche Antwort zu geben. Fällt Dir kein besseres Thema ein? In unserer LPG gab es ein Dorf mit einer Christengemeinschaft, die sich tatsächlich bemühte, nach den Geboten Gottes zu leben. Es waren sehr gute und zuverlässige Genossenschaftsmitglieder. Ich habe vergeblich versucht, sie von der Richtigkeit unserer Theorie und dem entsprechenden Weg in eine gute Zukunft zu überzeugen. Umgedreht haben sie immer wieder versucht mich zu bekehren mit dem gleichen Nichterfolg. Nach dem Zusammenbruch unseres großen Versuches haben viele Christen - meine gehörten nicht dazu - plötzlich erkannt, wie diktatorisch das DDR- Regime gewesen war, sie haben es immer gesagt und sie wussten ganz genau, was jetzt zu tun war. Ihre Vorausahnungen gaben mir doch zu denken, war ich doch ziemlich unvorbereitet in den Zusammenbruch gerasselt. Ich habe den Marx weggelegt und begonnen die Bibel zu studieren. Dazu kam, in Neustrelitz war ein Stammtisch eingerichtet worden als Diskussionsforum in dem auch einer der Briebrüder gesprochen hat. Er sprach zur christlichen Morallehre und ihre Anwendbarkeit auf unsere politische Arbeit. Schließlich aber hatte ich genug davon und habe Bücher moderner westdeutscher Autoren zu christlichen Dingen gelesen: Franz Buggle: „Denn sie wissen nicht, was sie glauben“ und schließlich Karl Heinz Deschners vielbändige „Kriminalgeschichte der Christentums“. Dann war mir endgültig klar: Über das Christentum gibt es keinen Sonderweg in die Zukunft. Ich habe begonnen, den Marxismus „rückwärts“ zu lesen. Von den letzten Ergüssen des Politbüros zurück, über einige Seitensprünge zu KPdSU und UdSSR, über Franz Mehring und Marx zu den berühmten drei Quellen des Marxismus. Und irgendwann dann kam mir in einer schlaflosen Nacht die Erleuchtung, wie wohl auch meinem unvergessenen Genossen und Freund Alfred Granowski, ein Vorgang, wie ihn Thomas S. Kuhn so wunderbar beschrieben hat: Als ich mir morgens die Augen ausgewischt habe wusste ich: Entweder ist die auf materialistischer Grundlage gemachte große Entdeckung von Marx und Engels richtig: Gesellschaften entstehen, entwickeln sich und vergehen auf der Grundlage ihrer materiellen Produktionsgrundlagen, der Produktionsverhältnisse oder Gesellschaften entstehen und vergehen auf der Grundlage der Gedankenkonstruktionen der Philosophen gleich welcher Farbe oder religiöser Vorstellungen. Einen Kompromiss gibt es bei der Entscheidung über richtig und falsch nicht. Und ich bin bei Materialismus und Atheismus geblieben. Für mich ist die Vorstellung, das eine Idee, eine revolutionäre, die die Massen ergreift und zur materiellen Gewalt wird und dann die Grundlage bildet für den Aufbau einer vernünftigen Gesellschaftsordnung reiner Idealismus. Und demnach ist die marxistische Gesellschaftstheorie so utopisch wie all die Weltverbesserungsideen vor Marx und nach Marx. Und es ist eben ein Unsinn zu glauben, dass das römische Weltreich an dem langjährigen Kampf der Christengemeinden um ihre Anerkennung als akzeptierte Religion unter anderen Religionen zu Grunde gegangen ist. Das antike Rom ist wie die Antike in ihrer Gesamtheit am Energiemangel zu Grunde gegangen. Die fast ausschließliche Energiequelle neben der menschlichen Arbeit war in der Antike das Holz. Und als die letzten Wälder geschlagen waren konnte die Metallurgie nur noch auf einem ganz niedrigen Niveau produzieren. Und ganz ähnlich erging es der Baustoffindustrie: Woher das Holz nehmen für das Brennen von Baukalk, Zement, Ziegelsteinen und Glas. Und welche Unmengen an Holz wurden für den Schiffsbau benötigt. 1000 Jahre später, als sich die Wälder vom Raubbau erholt hatten auf der iberischen Halbinsel stiegen Portugal und Spanien für 200 Jahre zur Weltmacht auf und sanken dahin, als die Wälder wieder aufgebraucht waren. Der Zusammenbruch der meisten großen Wirtschafts- und Kulturkreise kann über den Energiemangel aufgeklärt werden. Wir sind nur blind, weil Marx in dieser Beziehung blind war. England ist dem wirtschaftlichen Zusammenbruch damals entgangen durch die Entdeckung, dass die damals bis zur Oberfläche reichende Kohle durch ihre Verkokung die Holzkohle vollständig zu ersetzen vermag. Plötzlich war es möglich, bis dahin unvorstellbare Mengen an Eisen und Stahl zu produzieren und die riesigen Wasserpumpen mit Dampfkraft zu betreiben, erzeugt über Kohle. So konnte England innerhalb zweier Generationen zu Werkstatt der Welt werden. Nein Bübro, mit Deinen Christen ist kein Blaumenpott zu gewinnen. Es sei denn, Du willst für einen komfortablen Platz im Himmel vorsorgen.