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Dieses Thema hat 28 Antworten
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 freies linkes Forum
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BüBro Offline



Beiträge: 1.510

14.12.2011 21:29
Die Bibel ohne Weihrauch mit 2. Teil Antworten

Können Linke Weihnachten feiern?

"Jetzt hebt er seine gewaltigen Arme und fegt die Stolzen weg samt ihren Plänen. Jetzt stürtzt er die Mächtigen vom Thron und richtet die Unterdrückten auf. Den Hungernden giebt er reichlich zu essen und schickt die Reichen mit leeren Händen fort."

"Ihr verkauft ehrliche Leute als Sklaven, nur weil sie ihre Schulden nicht bezahlen können, ja, ihr verkauft einen Armen schon, wenn er euch eine Kleinigkeit wie ein Paar Sandalen schuldet. Ihr giert sogar nach der Asche auf dem Kopf der Verzweifelten und wendet jeden Trick an, um die Schwachen um ihr Recht zu bringen."

So weit zwei Sprüche aus der Bibel. Könnten sie nicht heute geschrieben sein? Dabei ist der obere Adwent-Spruch etwa 1500 Jahre alt und wurde von der Jungfrau Maria gesprochen. Der zweite mag sogar 3 000 Jahre alt sein und wurde von dem Propheten Amos ausgerufen.

Karl Marx aber hinterließ uns den Spruch "Religion ist das Opium für das Volk". Wie passt das zusammen?

Jürgen Offline



Beiträge: 2

15.12.2011 08:00
#2 RE: Die Bibel ohne Weihrauch Antworten

Nach meiner Erinnerung hat Marx geschrieben "Relegion ist wie Opium für das Volk" und erleutert später wie die Relegion von den Herrschenden missbraucht wird damit das Volk sich nicht auflehnt und auf ein besseres Leben nach dem Tod hofft.

Einer solchen Auslegung kann ich folgen, müsste aber noch einmal nachlesen. Weiß jemand wo das Zitat steht?

mit lieben Weihnachtsgrüßen
Jürgen .....

BüBro Offline



Beiträge: 1.510

15.12.2011 10:43
#3 RE: Die Bibel ohne Weihrauch Antworten

Hallo Jürgen,
Leider hat Marx das nicht so schon deutlich geschrieben.
'Die Folge ist gewesen, dass in der ganzen Zeit des Sozialismus unsere Einstellung zum Christlichen Glaugen und zu gläubigen Christen völlig falsch war. Richtig korrigiert haben wir diesen stalinistischen Fehler bis heute noch nicht.

Ach so, hier noch zu deiner Frage:

Religion als „das Opium des Volkes“ ist eine Aussage von Karl Marx. Das Zitat stammt aus der um die Jahreswende 1843/44 verfassten Einleitung zu seiner Schrift Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Diese Einleitung hat er 1844 in der zusammen mit Arnold Ruge herausgegebenen Zeitschrift Deutsch-Französische Jahrbücher veröffentlicht. Häufig wird das Zitat mit der späteren leninschen Variante Religion ist Opium für das Volk[1] verwechselt (Wikipedia).


BüBro

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BüBro Offline



Beiträge: 1.510

21.12.2011 19:33
#4 RE: Die Bibel ohne Weihrauch Antworten

Zum Thema "Ist Religion eine geistige Verirrung" hatte ich in einem der größten Politikforen (Forum-net)gestern forgendes Duill:


Zitat von Unschlagbarer
Weshalb schreibst du als angeblicher Atheist ein solches Buch??

dazu ich:
Ja, ich bin Atheist und sogar ein Roter. Das Buch "Die Bibel ohne Weihrauch" (Verlag Reinhard Thon, Schwerin) habe ich geschrieben, um den materiellen sachlichen Inhalt vom religiösen Weihrauch" mal zu trennen, der ja nur Erscheinungsform damaliger Denkweise ist. Dabei kam heraus, dass das Buch von vorn bis hinten den Kampf eines noch heute existierenden Volkes um seine Freiheit schildert und somit höchst wertvoll für den Kampf ist, den wir heute noch führen. Glauben tu ich dabei eigentlich nur, dass dieses Buch tatsächlich in der Zeit geschrieben wurde, als die "Kinder Israel" zuerst gegen die ägyptische und später gegen die römische Sklavenhalterei aufgestanden sind. Ob da alle Einzelheiten wissenschaftlich belegt sind, glaube ich nur zeilweise.

Zitat von Unschlagbarer
Glaubst du an Prophetie, durch Gott suggeriert, glaubst du an die Geburt eines Gottessohnes, glaubst du all den Käse aus dem Neuen Testament??

dazu ich:
Es ist erwiesen, und im alten Testament sowie auch noch in der Offenbarung des Johannes gibt es Beweise dafür, dass die Menschen der damaligen Zeit Träume als Anweisungen, ja sogar Befehle Gottes, sog. Prophezeihungen verstanden. Ich glaube daran natürlich nicht, ebensowenig wie an Käse-Weisheit.


Zitat von Unschlagbarer
N.S.:
Ich sehe gerade, dass du dich als "Urchrist" ausweist. Ich hatte auf meinem Spickzettel Atheist stehn. Hab ich mich da verguckt oder hast du deine Anschauung geändert?

dazu ich:
Die Urchristen waren Kommunisten. Sie bewirkten im Verlaufe von 300 Jahren den politischen Verfall des Sklavenhaltertums. Der Übergang zum Feudalismus vollzug sich in Rom, an die Stelle des Sklavenhaltertums trat die Halbfreiheit der Flonarbeiter. Ein kolossaler gesellslchaftspolitischer Fortschritt. Diesen revolutionären Gehalt des Urchristentums untergrub dann die Kirche, deren Führer zu Handlangern des Feudalismus mutierten.


Tja, man glaubt nicht, wieviel falsche Anschauungen es über das Christentum gibt. Unsere Partei muss dagegen, besonders unter jungen Menschen, viel tun. Denn - immer mehr Menschen suchen fälschlicher weise Trost bei der Kirche, anstatt bei uns, die wir die wahren Christen sind. Auch dazu ist so ein Forum eine echte Chance. Gerade auf der geistigen Arena dürfen wir nicht länger dermaßen faul sein.

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Step Offline



Beiträge: 8

26.12.2011 13:01
#5 RE: Die Bibel ohne Weihrauch Antworten

Ich bin in einer atheistischen Familie aufgewachsen. Bereits mein Großvater ist 1905 (damals war er katholischer Hilfsprediger in Bayern) aus der katholischen Kirche ausgetreten. Die religiösen Gefühle eines jeden Menschen respektiere ich und habe volles Verständnis dafür, dass viele das ideelle Konstrukt "Gott" als Fixpunkt ihrer ethischen Überzeugungen und Grundsätze benötigen, auch als Halt in einer zu großen Teilen nicht durchschaubaren Umwelt.
Ich halte aber nichts davon, politische Entscheidungen mit Zitaten aus religiösen Schriften zu begründen. Mit sochen Zitaten ließ und lässt sich in vielen Religionen einschließlich des Christentums alles Mögliche rechtfertigen, von aufopfernder Sorge für Andere bis hin zu Verbrechen.
In den vergangenen 1000 Jahren deutscher Geschichte war die christliche Religion zwar auch Leitfaden für zivilisatorischen Fortschritt (z.B. Epoche der "Aufklärung") bis hin zu revolutionären Bestrebungen (z.B. Bauernkriege), überwiegend aber Instrument der Machtausübung der jeweils Herrschenden. Die Bemerkung vom "Opium des Volkes" kennzeichnete die letztere Tendenz, die Nutzung der Religion dazu, die unterdrückten, ausgebeuteten Schichten davon abzuhalten, die wahren gesellschaftlichen Verhältnisse zu erkennen und selbst für die Verbesserung ihrer Lage zu kämpfen.

BüBro Offline



Beiträge: 1.510

26.12.2011 14:01
#6 RE: Die Bibel ohne Weihrauch Antworten

Was Du schreibst, kann ich voll nachempfinden.
Mehr noch, ich könnt eine ähnliche eigene Erfahrung auf dem Gebiet nachzeichnen.
Mir geht es aber seit langer Zeit speziell um die Einstellung unserer Partei zuder christlichen Lehre und zu den echt Gläubigen aus dem einfachen Volk, also zu den Menschen, die wir für denselben Kampf gewinnen müssen, den Christus (so es ihn überhaupt gegeben hat, was ich wenig bezweifle)in den Evangelien geführt hat. Dazu muss man ganz streng das Christentum bis zum Jahr 330 n.Chr. und die Kirche danach trennen. Die Führer des Christentums mutierten damals von Revolutionären zu Handlangern der damals entstandenen Feudalherrschaft. Diesen radikalen Verrrat an der eigentlichen christlichen Lehre müssn wir viel deutlicher machen. In der westeuropäischen Welt ist das ja dem Normalverbraucher fast nicht mal bekannt.
Du stößt dich (wie viele) daran, dass man die Bibel für politische Aussagen gebrauchen kann. Das wäre aber für uns als Linke sehr richtig. Unser Gegner macht das, und zwar mit Geschick zur Verdrehung der kristlichen Lehre. hier ein Beispiel: Sehr bezeichnend die Weihnachtsausgabe der "Bild"-Zeitung: Titel "Die Weihnachtsgeschichte nach Lukas": "Heute ist euch...der Retter geboren." Gerissen wie immer, lässt das Springerblatt natürlich weg, gegen wen und gegen was denn da ein Retter geborebn sei!!! Ein gutes, ich meine ein mitten im Kapitalismus wirklich angekommenes "Neues Deutschland" müsste das sofort aufgreifen und die von mir hier ganz oben dargebotenen Verse daneben stellen. Leider aber kann man sich solcher schlagfertiger Entlarvung der Medienpolitik nur selten erfreuen.

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BüBro Offline



Beiträge: 1.510

03.12.2012 20:20
#7 RE: Die Bibel ohne Weihrauch, Adwent in Wismar und KPF Rostock Antworten

Unser Sprachrohr, "Die Linke MV", hat dieser Tage folgende Nachricht gesendet:

"Die Landtagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion, Simone Oldenburg, hatte zu einem Advents- und Weihnachtsbasteln in Wismar eingeladen. Bei einem gemütlichen "Plausch" haben die Großen und Kleinen hübsche individuelle Überraschungen angefertigt. Sie haben sich damit eine persönliche Freude für die vorweihnachtliche Zeit gemacht, wollten aber auch ihre kleinen "Kunstwerke" zur Ausgestaltung z.B. für den Klassenraum nutzen."

Sehr erfreulich so eine Aktivität der Wismarer Linken. Die "Linke MV" hat leider kein Wort von dem gemütlichen Plausch der großen und kleinen Teilnehmer hinzu gefügt. Sollte man nachholen, meine ich mal.
Auch wir Mitglieder der kommunistischen Plattvorm Rostock haben fast am selben Tag so etwas wie eine Advent-Stunde abgehalten. Natürlich war das alles andere als gemütlicher Plausch, aber bestimmt auch sehr nützlich. Es ging nämlich um die Frage, was ist an Christus und der Bibel glaubwürdig, wichtig für unsere Bildung und wertfoll für unsere Stellung zu den Christen von heute.
Ich werde mich dazu noch äußern.

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Horst S. ( Gast )
Beiträge:

03.12.2012 23:13
#8 RE: Die Bibel ohne Weihrauch, Adwent in Wismar und KPF Rostock Antworten

Grüß Gott GüBro. Das Sprachrohr der LINKEN M-V bist doch Du, oder???

BüBro Offline



Beiträge: 1.510

04.12.2012 00:53
#9 RE: Die Bibel ohne Weihrauch, Adwent in Wismar und KPF Rostock Antworten

Nein, ich meine immer die Homepage unseres Landesvorstandes

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BüBro Offline



Beiträge: 1.510

04.12.2012 01:19
#10 RE: Die Bibel ohne Weihrauch, Adwent in Wismar und KPF Rostock Antworten

Ich will jetzt erst einmal ein bisschen erklären, warum unsere Adventstunde in Lütten Klein so interessant und auch hitzig war:


Über dieses Thema zu diskutieren, ist ungeheuer schwer. Das liegt nicht am Wesen dieser beiden Erscheinungen, sondern daran, dass beide vom Menschen und von der Politik mißbraucht und dementsprechend hundertfach ausgelegt worden sind und auch noch werden.
Einer der Hauptfehler besteht darin, dass man die Bibel als Geschichtsbuch oder wissenschaftliches Werk ansieht. Beide Testamente sind weder von unmittelbaren Augenzeugen noch von Wissenschaftlern, Dichtern oder Forschern geschrieben. Beide Teile sind ganz einfach Agitation und Propaganda der „Kinder Israel“, die im alten Testament an der Flucht vor den Pharaonen und im Neuen Testament im Kampf gegen die römische Herrschaft viehisch gelitten haben.
Das aus der Bibel heraus zu erkennen, ist durch mehrere Faktoren erschwert. Erstens und vor allem durch den Irrtum, das Buch sei ein Religionskataster. Die Helden des Buches sowie auch die Verfasser kannten keinerlei Naturwissenschaft, konnten sich wie 30 000 Jahre lang alle Menschen Entstehung und Beschaffenheit von Himmel, Erde und Mensch nicht anders erklären als von einem oder mehreren übermenschlichen Kräften geschaffen. So konnten sie auch ihre Erlösung von den Sünden der Herrscherklasse nur von Gott und seinen Engeln erhoffen. Die Bibel hat also keinerlei neue Religion gebracht.

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BüBro Offline



Beiträge: 1.510

04.12.2012 13:14
#11 RE: Die Bibel ohne Weihrauch, Adwent in Wismar und KPF Rostock Antworten

Schon vor 12 Jahren habe ich eine Broschüre über die Bibel beim Reinhard Thon Verlag Schwerin drucken lassen "Die Bibel ohne Weihrauch"). Kein Bücherladen wollte sie verkaufen, im Internet-Forum wurde sie sehr schnell gesperrt, mein Kreisvorsitzender lies sie im Papierkorb. Jetzt habe ich die zweite Ausgabe fertig. Ich sende Euch, liebe User, das Schlusskapitel als Lektüre für die Feiertage. Es ist das spannendste Kapitel. Ach so - der Erzähler ist ein Lehrer, der behauptet, in seinem ersten Leben das Alte Testament verfasst hätte. Mehr als den folgenden Text nimmt des Forum nicht auf.




Und so ward also der scheintote oder vergiftete Jesus Christus vom Kreuze genommen.
Der reiche Patrizier Josef aus Arimathäa, der den anscheinend leblosen Körper in einer
Privat-Gruft unterbrachte und ihn dort vor den Augen selbst der nächsten Anverwandten
verborgen hielt, wäre der einzige Mensch auf Erden, der bezeugen könnte, dass Jesus
Christus nach Erfüllung seiner historischen Mission unbeschadet wieder erwacht sei oder
nicht. Leider werden wir das nie erfahren Alle vier Evangelisten beteuern stattdessen
übereinstimmend, dass die Anverwandten des Menschensohnes die Grotte nach drei Tagen
leer vorgefunden haben. Leer.
Wenig später (oder viel später, wegen der Heilperiode) soll Christus den Jüngern zwar noch
einmal erschienen sein und damit die These von der Wiederauferstehung nach dem Tode
belegt haben, aber das wird von der übereinstimmenden Aussage dieser Chronisten ins
Zweifelhafte gezogen, da nämlich die Jünger den "Herrn", als er sich ihnen zeigte, nicht
sofort erkannt haben. Und so liegt die Vermutung nahe, dass da jemand als Jesus Christus
eingesetzt worden war, um die These vom wiederauferstehenden Messias künstlich zu
belegen. Die alles entscheidende These. Die Glaubwürdigkeit der Wiederauferstehung war
sozusagen die Lackmus-Probe für das Christentum. Genau darauf spielten auch in allen vier
Evangelien die Zuschauer der Kreuzigung mit ihren Hohnrufen "Bist du Gottes Sohn, so hilf
dir selbst!" an, und siehe da, es ist den Organisatoren des Jesusschen .Leidensrnarsches"
gelungen, seine Identität mit dem prophezeiten Messias zu proklamieren! Er ist den Jüngern
erschienen, und die haben bekannt, dass sie ihn nach einem Augenblick der Ungewissheit-
dennoch wiedererkannt haben. Kapitel 10:
Da war er nun der Sohn Gottes, der Messias, der Erlöser, der Herr und Befreier!
Eine kolossale Leistung!
Und es vergingen nur wenige Jahrhunderte, da die jüdischen Pharisäer Recht erhielten mit
ihrer Annahme, dass der "König der Juden" der gefährlichste Gegner des römischen Kaisers
war. Denn es war das Ur-Christentum, das die ganze römische Gesellschaftsordnung Schritt
um Schritt untergrub, bis daraus nach 300 Jahren der erste feudalistische Staat der Welt
geboren wurde.
Schade, dass ich nicht auch zu jener Zeit "auferstanden" bin. Wenn man die
"Apostelgeschichte" liest, zieht man fast in jedem Kapitel den Hut vor den Ur-Christen, mit
welchem Mut, Glauben und welcher Klugheit sie vorgegangen sind. Ich habe
herausgelesen, dass es drei Säulen waren, auf denen ihr Kampfgeist, ihre Ausdauer und
Leidensstärke beruhten:
- Vor allem hatten Kreuzigung und Auferstehung Christi als Beweis gedient, dass es zur
Erschaffung einer neuen, besseren Zeit kommen wird, die sie sich natürlich nicht anders
vorstellen konnten als von einem Gott kommend.
- Kolossale Bedeutung hatte zweifellos die Masse der "Wunder", von denen der Auftritt
sowohl der Erzpriester im Alten, als auch des Jesus Christus im Neuen Testament begleitet
waren. Inwieweit sie tatsächlich so zahlreich und so vielfältig waren, muss kritisch betrachtet
werden. Wir Verfasser des Alten Testamentes waren erstens selber gläubig und trauten
einem göttlichen Wesen alles zu, prüften also kaum all die Wundertaten, die uns berichtet
wurden, wie es Kriminalisten getan hätten. Das verhielt sich zu Zeiten Christi nicht viel
anders. Ferner darf man annehmen, dass manches auch sowohl von dem unerkannt im
Hintergrund tätigen "Herrgott" im Alten Testament wie auch von den Organisatoren der
Revolution in Jerusalem gestellt wurde. Vor allem aber muss man ins Kalkül ziehen, dass es
ja zu Zeiten beider Testamente noch so gut wie gar kein Gesundheitswesen für das
einfache Volk gegeben hat, sodass jede Heilung wie ein Wunder wirkte. Und die hat es ganz
bestimmt gegeben, denn sowohl Christus als auch die Führer der Erhebung gegen den
Pharao hatten die Möglichkeit, die damals schon hoch entwickelte Heilkunst der ägyptischen
Priester zu studieren. Sehr oft erwähnt wird zum Beispiel die Genesung durch das Hand-
Auflegen. Das war auch bei den Essenern schon bekannt.
- Großen Eindruck auf die Bevölkerung des Römischen Reiches hatte ferner die
Lebensordnung der Urchristen, vor allem ihre Solidarität für alle Hungernden und
Leidenden. Sie teilten ihr Brot, Bessergestellte verkauften Eigentum, damit alle
Gemeindemitglieder zu essen und zu trinken hatten.
Fast übermenschliche seelsorgerische und agitatorische Überzeugungsarbeit leisteten die
hoch geehrten Sprecher der Gemeinden und vor allem die als Missionare im ganzen
Römerreich umher wandernden Apostel, die sich durch Überzeugungskraft, Mut,
Furchtlosigkeit, Aufopferung auszeichneten. Vorbildlich auch ihre Selbstlosigkeit und
Bescheidenheit. Rührend fand ich da, wie Paulus sein eigenes Verhalten in seinem Brief an
die Gemeinde Thessalonich geschildert hat:
"Ich habe keine Mühe gescheut und habe Tag und Nacht für meinen Lebensunterhalt
gearbeitet, um keinem von Euch zur Last zu fallen. Dabei hätte ich sehr wohl das Recht
gehabt, Unterstützung von Euch zu verlangen ... Ich habe es ausdrücklich gesagt: Wer nicht
arbeiten will, soll auch nicht essen." (3,7-8)
Der Apostel war es, der das wohl massenwirksamste erdachte:
"Vor Gott sind alle Menschen gleich"
Das ist jedenfalls seinem Ausspruch vor den Nicht juden in der Apostelgeschichte 10,34 zu
entnehmen:
"Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Jesus keine Unterschiede macht. Er liebt alle
Menschen, ganz gleich, zu welchem Volk sie gehören, wenn sie ihn nur ernst nehmen ... "
Wenn alle Menschen gleich sind vor Gott, dann können halt nicht die einen Sklaven
und die anderen die Herren sein. Und so mussten die Herren den Armen und
ehemaligen Sklaven vorerst wenigstens eine halbe Freiheit und einen Teil von Grund
und Boden zubilligen.
Jesus Christus allerdings konnte das nicht mehr erleben, auch wenn er am Kreuz
wirklich nicht gestorben sein sollte. Dafür ist es ihm aber auch erspart geblieben
zuzuschauen, wie aus seinem revolutionären Erbe die Staatskirche für eine neue
Generation von Ausbeutern konstruiert wurde. Womit denn auch die inzwischen
etablierten Kirchenherren den eigentlichen großen Sündenfall begingen, den Verrat
an der Sache des göttlichen Jesus Christus.
Und die Unsterblichkeit,das "Ewige Leben"?
Da gibt es drei Thesen. Allen dreien ist eines gemeinsam - die Menschen wollen die
Unsterblichkeit, Gott aber enthält sie ihnen vor.
Die erste These lautet: Irgendwo in der Natur gibt es ein Mittel, ein Kraut oder eine Tinktur,
die man einnehmen oder mit der man sich einreiben muß, und dann wird man unsterblich.
Nun ja, seit Tausenden von Jahren hat man diesen Stoff gesucht, aber nicht gefunden.
Trotzdem - es war bekanntlich nicht umsonst. Immerhin hat der Mensch durch Medizin aller
Art seine Lebenskraft und seine Lebensdauer beträchtlich vergrößert.
Die zweite These stammt von den Kybernetikern und Genetikern und lautet: Lasst uns erst
einmal den genetischen Code aufgeschlüsselt haben, dann werden wir lernen, das Altern
des Menschen (was ja auf die Abnutzung des genetischen Codes zurückzuführen ist)
aufzuhalten, wenn nicht ganz zu verhindern.
Die dritte These wird in der Bibel verkündet, und zwar im letzten und deshalb
aufregendsten Kapitel, in der "Offenbarung des Johannes" (in der modernisierten Ausgabe
"Gute Nachricht Bibel" von "Deutsche Bibelgesellschaft" 1997 wird die Überschrift richtiger
mit "Offenbarung an Johannes" wiedergegeben). Ich wurde darauf aufmerksam gemacht
von einem Menschen, den ich sehr hoch geachtet und nie vergessen habe. Er war unser
Katechet, als wir in den Nachkriegsjahren von der "Jungen Gemeinde" der Kirche unserer
Heimatstadt betreut wurden. Dieser Mann hat all seine Liebe und seinen Glauben
aufgewendet, um uns zu gläubigen Christen zu erziehen. Wie oft seilten wir mit ihm
Gottesdienste, fuhren in weit entfernte Kirchen, streiften durch Wälder und Felder,
übernachteten in Herbergen oder Scheunen! Nur unsere politischen Fragen verstand er
nicht oder wich ihnen absichtlich aus. So trennten sich noch vor dem Abitur unsere Wege
und Weltanschauungen. Darunter hat er unsäglich gelitten, und er ist sehr vorzeitig von
dieser Erde gegangen. Kurz zuvor habe ich aber noch ein langes Gespräch mit ihm gehabt.
Ich stellte ihm die Frage:
"Sag mir bitte, lieber Otto, was soll ich in der Bibel besonders aufmerksam lesen, um den
Kern der christlichen Lehre zu begreifen?"
Darauf antwortete er wie aus der Pistole geschossen: "Lies, auch wenn es mühsam ist, die
Offenbarung an Johannes!"
Das habe ich gemacht, und heute weiß ich, dass dieses Vermächtnis unseres Katecheten
Otto Boyn sehr tiefe Gründe hatte und warum er wohl der Politik aus dem Wege gegangen
ist. Er wird wohl die Konsequenzen gefürchtet haben, die sich aus einer politischen
Betrachtung der Bibel generell und vor allem auch für ihn persönlich ergeben hätten.
In diesem Kapitel schließt sich nämlich der Kreis, der vom ersten Bibel-Vers, den wir
Chronisten vor 3000 Jahren geschrieben haben, ausging: Der Apostel Johannes beschwört
die Menschheit, dass sie nicht ohne die harte Hand eines allmächtigen Gottes zur ewigen
Glückseligkeit gelangen kann und gelangen darf.
Es ist ein schauriges Kapitel, und wir sündigen Menschen der modernen Konsum-, Drogen-,
Krimi-, Horror- und Pornowelt müssten vor Angst erstarren, wenn wir lesen, was uns blüht,
wenn Gott alle Gestorbenen zum Jüngsten Gericht ruft, "wenn die Bücher geöffnet werden,
in denen alle Taten aufgeschrieben sind":
"Der Verzagten aber (bei "Gute Nachricht": im Sinne von "der Zweifler aber") und
Ungläubigen und Greulichen und Totschläger und Hurer und Zauberer und Abgöttischen
und aller Lügner, deren Teil wird sein in dem Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennt; das
ist der andere (in "Gute Nachricht. .. ": der zweite, der endgültige) Tod. "(Offb. 21, 8 nach
Luther))
Ja, da kann einem schon übel werden. Und - Hand aufs Herz - wer von uns wird sich da
schon zu denen zählen können, die "im Buch der Lämmer" eingetragen sind und in die
goldene Stadt Jerusalem einziehen darf, weil er ohne Fehl und Tadel durchgehalten hat?
Dabei wäre es ach so schön, zu den Seliggesprochenen zu gehören:
"Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen; und der Tod wird nicht mehr sein,
noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein ... "(Offb. 21, 4 nach Luther)
Da haben wir die Antwort auf die Frage, die wir Bibelschreiber damals im Alten Testament
aufgeworfen haben: Wer unsterblich wird, bestimmt Gott, und er bestimmt das nach unseren
Taten, und die bewertet er sehr, sehr streng ...
Bleibt also zu hoffen, dass die Kybernetiker und die Genetiker uns gnädiger gestimmt
sein werden.
Das "Jüngste Gericht" - eine blutige Revolution
Bei näherer Betrachtung der "Offenbarung" ergibt sich allerdings eine noch viel härtere
Auslegung dieses letzten Kapitels der Bibel. Dazu ist es allerdings notwendig, dass wir
Heutigen noch stärker von der religiösen Verbrämung des Stoffes abstrahieren als bis hier.
Dabei müssen wir noch bewusster von der Tatsache ausgehen, dass die Menschen sich vor
3000 Jahren Kosmos, Erde, Leben und Mensch gar nicht anders vorstellen konnten, als
dass diese schier unermessliche Wirklichkeit anders als von einem über allem schwebenden
Superwesen geschaffen worden sei. Erstens sahen sie ja, dass ihre eigenen Hütten,
Werkzeuge, Waffen und Felder auch erst einmal durch bewusste, also zielgerichtete Arbeit
geschaffen worden sind. Zweitens hatten sie keinerlei Erkenntnis davon, dass die
massenhaft vielfältige Materie, aus der ja alles besteht, ihr eigenes Leben führt, bestimmt
von den ebenfalls unermesslich vielfältigen Eigenschaften jedes Moleküls, vom
gegenseitigen Einwirken der Moleküle aufeinander und von den ewigen
Bewegungsgesetzen der Natur. Dass also die Natur sich selbst schafft und formt.
Berücksichtigen müssen wir auch, dass es für viele Dinge, Erscheinungen, Umstände,
Prozesse und gesellschaftliche Kräfte und Probleme nur sehr verschwommene oder noch
gar keine Vokabeln gab. Die Menschen teilten die gesellschaftliche Wirklichkeit in Gute und
Böse, Arme und Reiche, Gläubige und Ungläubige, Sünder und Gerechte, Freie und
Sklaven, Könige, Priester, falsche und heilige Propheten ein. Bei näherem Hinschauen
waren aber fast immer oder sehr oft Dinge und Erscheinungen gemeint, die heute zu
unseren Erkenntnissen der Gesellschaftswissenschaften gehören:
Politik, Diktatur, Demokratie, Kapital, Mehrwert, Gewinn, Profit, Ausbeutung, Revolution,
Sklavenhalterei, Feudalismus, Privateigentum und sogar auch Klassenkampf.
Deshalb ist es total legitim, den Wortschatz der damaligen Menschen gelegentlich in die
heutige Sprache zu übersetzen. Nur so wird die Offenbarung auch für uns Heutige
verständlich, dass mit dem "Jüngsten Gericht", um das es in diesem Kapitel der Bibel geht,
nichts anderes als die Vision von einer gigantischen Revolution und dem damit verbundenen
Machtkampf gemeint war.
Die sog. "Offenbarung des Johannes" (von der "Deutschen Bibelgesellschaft" mit
"Offenbarung an Johannes" übersetzt) ist von Anfang an als Vision deklariert. Apostel
Johannes muss das als Traum "gesehen" und wohl selber als Offenbarung gedeutet haben,
die sein Gott ihm im Schlaf hat zukommen lassen.
" ... sofort nahm der Geist von mir Besitz, und ich sah: Im Himmel stand ein Thron ... " (Offb.
4,2)
Zuerst übermittelt der Hellseher je einen Brief an die damals (etwa 80 J n. Chr.) schon
gegründeten sieben Gemeinden, in denen die Urchristen sowohl gelobt als auch kritisiert
werden. Fast in jedem Brief wird erwähnt, wie die Menschen in dieser von der römischen
Sklavenhalterei bedrückten und verfolgten "Ordnung" leiden.
Sie sind es aber auch, die immer dann gemeint sind, wenn von "sieben goldenen Leuchtern,
sieben Sternen, sieben Engeln Gottes, sieben Siegeln, sieben Posaunen und schließlich
von den sieben Schalen mit dem Zorn Gottes" die Rede ist. Jedes der jeweils sieben
Machtinstrumente bedeutet einen erbarmungslosen Vernichtungsschlag gegen das "Große
Tier" und die "Große Hure", sprich die Babylonische Regierung der Reichen, gegen die
Armee und die falschen Propheten, heute würden wir vielleicht sagen Massenmedien.
Mehrmals fällt da die Maßangabe "ein Drittel", z. B. die Vernichtung eines Drittels der
Menschen, der Erde und sogar "der Meere". Zweifellos bildete damals wie heute die
herrschende Schicht und ihr Anhang ein Drittel des Volkes.
In den sieben Urgemeinden "sieht" Johannes die Schlachtkräfte des Jüngsten Gerichtes wie
auch den Kern der "gerechten" Menschheit, die in das "vom Himmel kommende", also
heilige Jerusalem einziehen werden.
Gegen wen sich, gemessen am Text der Bibel, der geradezu zerstörerische Hass der
damaligen "Mühseligen und Beladenen" richtete, ist damit schon gesagt.
Eine der reichsten Städte der damaligen Welt war Babyion. Sie erscheint dem Hellseher
Johannes als Zentrum von Handel und Wandel, von Reichtum und Schmarotzerleben,
Ausbeutung und Mord, Zügellosigkeit und Sünde, Heuchelei und Betrug - ein zweites
Sodom und Gomorra. Es wird beherrscht von dem "Großen Tier" und der "Großen Hure".
Dazu gehören die Könige der Erde, die hier "Unzucht getrieben und im Luxus gelebt" haben,
die einflussreichsten Kaufleute der Erde, die "durch ihre Geschäfte in dieser Stadt reich
geworden" sind und alle, "die Schiffe auf dem Meer haben" (Offb. 18).
Wir Heutigen würden zweifellos die Eigentümer von Konzernen, Banken, die
Börsenspekulanten, die Profitmacher, kurz die Ausbeuter, die Herrschende Klasse und ihre
Politiker nennen. Aber diese Worte gab es damals noch nicht. Und überhaupt: Als Quelle
der Wertschöpfung galt ja nicht die Arbeit der Millionen Sklaven, die ja nicht als Menschen
anerkannte waren und ja auch nicht bezahlt wurden, sondern gehalten wie Vieh. Für die
Besitzenden war, was ja rein äußerlich bis heute der Anschein ist, die Wertschöpfungs-
Quelle der Markt. Daher ja die mehrmalige Erwähnung der Kaufleute als Träger der
ökonomischen Macht und des Einflusses auf die Regierenden.
All das wird nun auf über zehn Bibelseiten, in der Vision des Johannes, als Rachefeldzug
geschildert, mit dem Gott das sündige Babyion dem Erdboden gleich machen lässt.
"Das Blut der Propheten und der Menschen aus Gottes heiligem Volk ist in dieser Stadt
geflossen. Sie ist für das Blut aller Menschen verantwortlich, die auf der Erde ermordet
worden sind." (Offb. Johannes, 18,24)
Unerbittlich und erbarmungslos lässt der göttliche Richter mit der Stadt auch alle Menschen
untergehen, die sich nicht bereit zeigten, dem Großen Tier den Rücken zu kehren und sich
dem göttlichen Führer der Revolution anzuschließen.
"Dann hob ein starker Engel einen Stein auf, der war so groß wie ein Mühlstein. Der Engel
warf ihn ins Meer und sagte: BabyIon, du mächtige Stadt! Genauso wirst du mit aller Kraft
hinunter geworfen, nichts wird von dir übrig bleiben!" (Offb. 18,21).
Des Öfteren hörte ich in heutigen Predigten und musste es sogar im .Brockhaus'' lesen,
dass die von Johannes beschriebene Revolution als Apokalypse bezeichnet und somit als
Untergang der Welt dargestellt wird. Das ist eine der größten und eindeutig tendenziösen
Fälschungen der Bibel. Ja, sie spricht dem weiteren Gang der Vision geradezu Hohn.
Der Inhalt der Vision ist das ganze Gegenteil: Der Beginn eines neuen Lebens auf Erden,
eines Lebens in Gerechtigkeit, Wohlstand für alle und des Friedens. Der Weg ist frei für den
Einzug der Menschenwürde in das neue Jerusalem, das Johannes nunmehr in schillernden
Farben beschreibt:
"In dem Licht, das von der Stadt ausgeht, werden die Völker leben ... Pracht und Reichtum
der Völker werden in diese Stadt gebracht ... Der Engel zeigte mir auch den Strom mit dem
Wasser des Lebens, der wie Kristall funkelt ... An beiden Seiten des Flusses wachsen
Bäume: der Baum des Lebens aus dem Paradies. Sie bringen zwölfmal im Jahr Frucht,
jeden Monat einmal, mit ihren Blättern werden die Völker geheilt. In der Stadt wird es nichts
mehr geben, was unter dem Fluch Gottes steht". (Ofb. 21 u. 22).
Fast alle Literatur, die sich seit Jahrhunderten in den Regalen wälzt, beschäftigt sich immer
nur mit Fragen wie:
"Ist das alles wirklich geschehen, was da geschrieben ist?"
"Stimmt es mit der Geschichtsschreibung überein?"
"Gibt es da nicht viele innere Widersprüche?"
"Gibt es einen Gott, gibt es Engel, einen Himmel?"
"Hat Jesus Christus wirklich gelebt, hat er all die Wunder vollbracht?"
Das ist sehr oberflächlich. Wir haben vor mehreren Jahrtausenden kein Geschichtsbuch
geschrieben. Die ganze große Bibel hat nur einen einzigen, durchgehenden
Dokumentationswert: Der heutige Leser erfährt, was WIR damals GEDACHT haben, welche
Sorgen die einfachen Menschen damals gehabt haben, wie sie gelitten haben und worin SIE
einen Ausweg sahen. Dafür ist die Offenbarung das schlagendste Beispiel. Eine Vision!
Und da wären also ganz andere Fragen zu stellen als die, die ich oben genannt habe:
Was war das damals für eine Gesellschaftsordnung?
Wie konnte es zu so einer himmelhohen Schere zwischen Arm und Reich kommen?
Warum sahen die Menschen keine andere Hilfe als eine himmlische?
Warum ersehnten sie sich ein göttliches "Jüngstes Gericht"?
Wie konnten sie sich wünschen, dass dieses Gericht ein Blutbad sein müsste?"
Was ist die Alternative für die offensichtlich grausame "Erlösung"?
Was muss man von einer neuen Welt und ihrer Führung verlangen?
Was für eine Einstellung zum Leben müssen die Menschen erlernen?
Haben wir es nicht heute mit ähnlichen Nöten, Sorgen und Problemen zu tun? Müssen wir
nicht unter "Befreiung von der Sünde" die Befreiung von Ausbeutung und Schmarotzertum,
oder wie es der wortgewaltige Marx ausdrückte - die Expropriation der Expropriateure,
verstehen?
Wenn wir über solche Fragen mehr nachdenken und für unser heutiges und künftiges
Erdenwandeln die richtigen Schlussfolgerungen ziehen, erfüllen wir auch in noch mal 3 000
Jahren das Vermächtnis der Bibel besser als mit noch so gelehrten
geschichtswissenschaftlichen Wortspaltereien. Trotz vieler Unstimmigkeiten zwischen den
Texten der unterschiedlichen Bibel-Autoren ergibt sich aus dem Ganzen Werk und speziell
aus der Bergpredigt des Haupthelden eine große und aktuelle Übereinstimmung: die
Menschen damals und heute wollen ein langes glückliches Leben in Eintracht,
Gerechtigkeit, Wohlstand und Frieden, eine Solidargemeinschaft in einem gesicherten
Sozialstaat.
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Sachliches Nachwort des Autors
Die vorliegende Streitschrift habe ich Fiktion genannt. Sie ist aber nicht eine reine Erfindung
oder willkürliche Auslegung, sondern auch Erkenntnis nach persönlicher Lektüre.
Vorausgesetzt, die in der Bibel geschilderten Aktionen hätten tatsächlich vor 3000 bzw.
2000 Jahren stattgefunden, so können sie meiner Prüfung nach nur verständlich und
glaubhaft sein, wenn man sie von der religiösen Umrahmung trennt, das Gesamtwerk also
ohne Weihrauch betrachtet.
Das erheischen sowohl die damaligen Erkenntnissen über die Entstehung des
Bewusstseins in der Genesis, als auch die Gewalttaten der "Kinder Israel" beim Einmarsch
in das "Gelobte Land", vor allem aber der Aufstand der Juden gegen das Römer-Imperium.
Zu dem Letzteren seien deshalb hier noch einige Belege genannt:
Zur Geburt Jesu Christi und Johannes des Täufers:
Beide Mütter (Elisabeth und Maria) hatten zuvor laut Lukas 1, 26 ff.) einen Traum. Ein Engel
verkündete ihnen, dass der "Geist Gottes über die gekommen" sei. Beide waren glücklich,
wurde doch dadurch Elisabeth von dem Gerücht, ihr Mann sei impotent und Maria von dem
Makel gefreit, ihre Empfängnis sei vorehelich. Hoch beachtlich die beiden Ansprachen der
Eltern, Maria bei Lk. 1, 51-54, Zacharias bei Lk. 1, 73-79. Und Simeon (Lk 1, 33-38) wusste
sogar schon, dass Maria "der Kummer um das Kind wie ein scharfes Schwert durchbohren"
wird. Alle schon eingeweiht?
Zur Verhaftung des Helden der Geschichte:
Alle vier Evangelisten sagen aus, dass Christus sich vorsätzlich verhaften und hinrichten
lässt, "damit die Schrift erfüllt werde". Folglich ist also auch sein mehrmaliger Hinweis auf
einen Verrat durch Judas als gewollte Denunziation, oder, wie es der Vatikan vor kurzem
selbst eingeräumt hat, als "Gottes Auftrag" aufzufassen. Ob Christus selbst nun aus
religiösem Glauben oder aus patriotischer Überzeugung gehandelt hat, sei dahin gestellt.
Anhaltspunkte gibt es für beide Varianten.
Das Gleiche kann man bedenkenlos für sein Verhalten vor Pilatus und den Pharisäern
sagen. Typisch dafür in Mt. 27, 11 und Mk. 15,2 seine Antwort "Du sagst es" auf die Frage:
"Bist du der König der Juden" oder auch in Joh., 18: "Ich bin ein König, aber mein Reich ist
nicht von dieser Weit". Er verteidigt sich nicht, sondern bewirkt absichtlich (Mt, 27,11), dass
er ans Kreuz kommt und die Schuld die Pharisäer trifft. Dazu Joh. 19,12-15: "Unser einziger
König ist der Kaiser", woraufhin Pilatus nicht umhin kann, Jesus auszuliefern.
Zum Vorgang der Kreuzigung:
Es verläuft alles minutiös nach "der Schrift" in nahezu allen vier Evangelien: römische
Soldaten nageln Christus an, verteilen und verlosen die Kleidung, Sonnenfinsternis,
Erdbeben, Verspottungen, und schließlich: Essig statt Wasser auf die Bitte nach Getränk
(Mt. 27,48, Mk. 15,27, Joh. 19,30 .Jesus nahm davon ... ")
Zum Letzten Wort:
Sehr unterschiedlich: .Lerna sabachtani"= "Warum hast du mich verlassen" bei Matthäus,
Aufschrei bei Markus, "Mein Leben in deine Hand" bei Lucas. Nur bei Johannes: "Es ist
vollbracht". Guter Beweis dafür, dass jeder Evangelist einen anderen Zeugen befragt hat.
03.11.12

Seite 34 von 34
Zu den beteiligten Personen:
Die öffentliche Erklärung des Jesus als Erlöser nahm ein gewisser Simeon vor, der schon
lange "auf die Errettung Israels wartete"(Lucas 2, 25 ff.). Beherrschende Nebenfigur, wenn
nicht Führer der gesamten Geschichte ist zweifellos der von allen Evangelisten gleich
beschriebene hochgestellte, wohlhabende, "heimliche Jünger" Josef von Arimathäa (Mt.
2757, Mk. 1542, Lk. 23,50, Joh. 19,38). Hinzu kommen ein Nikodemus (Joh., 3), ein
namenloser junger Jünger (Joh., 19,26), den Jesus "besonders geliebt hat".

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07.12.2012 19:20
#12 RE: Die Bibel ohne Weihrauch, mit 2. Teil Antworten

75 Mal ist nunn schon von den Lesern geklickt wordeen. Istder Text zu kompliziert? Wie schon gesagt, ist die "Offenbarkung" der letzte und wohl auch der erregendste Teil der ganzen Bibel. Gleichzeitig aber auch das Kontra zu dem vorhergegangenen, nämlich dem "2. Testament". Beide sind zwei mögliche, aber total unterschiedliche Handlungen, über die es speziell für uns nachzudenken nötig ist. Gute Lektüre, wünscht Euch Günter Brock.
Ach so, der Erzählerler ist wieder der von mir erfundene Lehrer, der angibt, in seinem ersten Leben das 1. Testament geschrieben zu haben.

Das Neue Testament - Erfüllung des Alten?
Im Alten Testament haben wir Bibelschreiber verkündet, dass den Kindern Israel Rettung
kommen wird durch einen Sendboten Gottes. Es war geweissagt, dass dieser Messias in
Bethlehem geboren wird und die Errichtung des Reiches Gottes vorbereiten soll. Mehr
haben wir im Alten Testament nicht versprochen. Propheten nach uns müssen sich da
genauer ausgekannt haben: dieser Messias sei Gottes Sohn, werde von einer Jungfrau
Maria geboren, deren Verlobter, ein Zimmermann und Bauleiter Joseph nie mit ihr
geschlafen habe. Die Familie werde nach Ägypten fliehen, Jahre später zurückkehren. Der
Messias werde sich als König der Juden an die Spitze des Volkes stellen, auf einem Esel in
Jerusalem einziehen, um das Volk zu befreien. Die herrschenden Pharisäer und
Schriftgelehrten würden aber das Volk verwirren, den Messias ans Kreuz heften und töten.
Der aber werde vom Tode auferstehen und in den Himmel fahren, Platz nehmen zur
Rechten Gottes und am Jüngsten Gericht teilnehmen, wo zwischen Spreu und Weizen, d. h.
zwischen den Schuldigen und den Unschuldigen geschieden werde. Die Schuldigen würden
ins Fegefeuer verdammt, die Unschuldigen ins Ewige Leben überführt.
Kapitel: Eintausend Jahre nach solcherart Prophezeiungen ergab es sich, daß die
ganze damalige Welt unter dem Joch der allmächtigen Römerherrschaft stöhnte.
Hunderte von kleinen und größeren Völkern mußten den Römern Ablaß- und
Sklavendienste leisten. Not, Verzweiflung, Unmut und Haß, soweit man sehen konnte.
Da war der Wunsch groß, der versprochene Heiland möge endlich kommen.
Die ärgsten Feinde der Römer waren die Ägypter. Einst waren sie selbst ein Weltreich,
hatten Wissenschaft und Kultur auf ein hohes Niveau gehoben und riesige Schätze
angehäuft. All das hatten sie an die Römer verloren, und die Oberschicht, vor allem die
Priester, sannen nach Rache.
Ebenso gab es aber, wie aus dem Evangelium ersichtlich, auch in der Oberschicht des
Volkes Israel nationalbewusste Kräfte, die ihr Land von der Sklavenhalterei der Römer
befreien wollten. Zu ihnen gehörte beispielsweise ein hochgeachtetes Ratsmitglied
Jerusalems, das auf den Namen Joseph aus Arimathäus hörte. Dies war ein wohlhabender
Mann und lebte von der Hoffnung, Gott möge sein Volk von den Römern und ihren
inländischen Handlangern befreien. Zu denen zählten vor allem die Pharisäer, eine
Priesterkaste, die gemeinsam mit den sogenannten Schriftgelehrten und mit ideologischem
Druck ihre Herrschaft über das israelische Volk aufrechterhielten. Indem sie die Moseschen
Gesetze aus dem alten Testament als formale Dogmen behandelten und auch noch
zusätzliche, mündlich überlieferte Lehrsätze hinzufügten, konnten sie den einfachen
Menschen pausenlos Sünden nachweisen und sie demütigen. Während sie dem Volk
Reinheit, Gottesfurcht und Bescheidenheit predigten, schwelgten sie selbst im Reichtum und
im Machtrausch und besorgten der römischen Besatzung das schmutzige Handwerk der
Gewaltausübung. Am meisten litten darunter die auf den wahren Glauben bedachten
Vertreter des Patriziats wie z. B. der schon erwähnte Priester Joseph. Abgesondert von den
Pharisäern lebte aber auch ein alter jüdischer Volksstamm, die Essener, an der Mündung
des Jordan ins Tote Meer. Wie ja aus den von ihnen verfaßten Qamrun-Rollen hervorgeht,
lebten sie streng nach den Geboten des Alten Testaments und waren davon überzeugt,
dass ein "Lehrer der Gerechtigkeit" kommen und das Volk erlösen werde. Er werde aber
vom "Priester der Lüge" vor dem Volk verleumdet und vom "Priester des Frevels"
umgebracht. Am Ende der Tage aber würde der Lehrer der Gerechtigkeit wiederauferstehen
von den Toten.
Kapitel:
Doch es ergab sich, dass weder die Ägypter noch die nationalbewussten und rechtgläubigen
Kräfte aus dem Volke, also beispielsweise der Israeliten, Kraft und Gelegenheit erhielten,
die Römer und die Pharisäer zu vertreiben. Da hatte das ehrwürdige Ratsmitglied Joseph
eine Idee: Warum nicht dem Herrgott ein wenig ins Handwerk pfuschen und der Geschichte
voran eilen?
Gedacht - getan. Der einflussreiche Priester verhandelte, nehme ich mal an, mit den
Ägyptern und mit den Herrschern einiger östlicher Stämme, möglicherweise auch mit den
Essenern. Mittel wurden zusammengelegt und Spezialisten vorbereitet, die in technischer,
wissenschaftlicher, medizinischer, pyrotechnischer, astronomischer und militärischer Materie
bewandert waren, und das Experiment konnte beginnen.

Kapitel:
Die Grundidee lautete: "Wir lassen den Erlöser schon jetzt kommen, und zwar nach einem
von den Weissagungen und unseren Plänen bestimmten Szenarium: Wir finden eine
gottesfürchtige Jungfrau, die in Bethlehem den Heiland zur Welt bringt, wir bilden ihn aus
und schicken ihn zum richtigen Zeitpunkt auf den Weg." Eines mußte sich glaubhaft aus
dem anderen ergeben.
Der Zeitpunkt. Der Zeitpunkt war günstig. Vor dreißig Jahren war in Bethlehem ein
Knabe namens Jesus Christus geboren worden, den Hirten, drei "Könige aus dem
Morgenland", die weit berühmte greise Prophetin Hanna und vor allem ein ebenfalls
legendärer Heiliger Namens Simeon als den von Gott gesandten Messias proklamiert
hatten (Lk. 2,25 ff.). Der Knabe war ferner schon den Priestern in der Synagoge von
Jerusalem aufgefallen und ist seitdem in Ägypten bestens geschult worden. Der ideale
Führer für den Aufstand gegen die römische Fremdherrschaft
Die handelnden Personen. In der Jungfrau Maria und ihrem Verlobten, dem biederen
und gläubigen Joseph, Abkömmling aus dem Stamm des Königs David, fanden die
Organisatoren nicht nur gottergebene, sondern auch entschlossene Mitkämpfer für die
Befreiung Israels, des "finsteren Landes des Todes" (Lk., 1,79). Ihr Sohn Jesus und
Sohn Gottes Christus war also in guten Händen. Nur ein halbes Jahr früher als Jesus
wurde von der Priestergattin Elisabeth ein Junge namens Johannes geboren. Er erhielt
die Aufgabe, Das Erscheinen des Messias im Volk vorzubereiten. Alles zuverlässige
Leute
Die passende Public Relation. Um die Geburt des Heilands richtig publik zu machen,
hatten die drei "Könige aus dem Morgenland", wahrscheinlich Häuptlinge von drei
ebenfalls unterdrückten Stämmen, bei Erscheinen des Kometen ziehen und mit
Opfergaben und die Geburt des Heilands feierlich gewürdigt. Als Johannes der Täufer,
erwies sich der Sohn der Elisabeth als ein Mann von kolossaler Bescheidenheit, der
bereit war, zugunsten des angesagten Sohnes von Gott dem Herrn auf eigenen Ruhm
zu verzichten.
Der geeignete Hauptheld. Das war nun schon nicht ganz so einfach, denn: Man
musste ja nun wohl oder übel den Knaben nehmen, der da von der Jungfrau Maria und
dem befruchtungs-voreiligen Joseph gezeugt wurde. Aber siehe da - die Initiatoren
der geplanten Erhebung hatten Glück:
"Das Kind wuchs heran und wurde kräftig. Es hatte ein ungewöhnliches Verständnis für den
Willen Gottes, und Gottes Liebe ruhte sichtbar auf ihm. "(Lk 2, 40)
Die Angst des Königs Herodes, der König der Juden könnte ihn entthronen, gab der Familie
den Anlass dazu, nach Ägypten zu emigrieren, wo der Junge bis zum 12. Lebensjahr in
Lesen und Schreiben, Mathematik, und Religion ausgebildet wurde. So begab es sich, als
die Familie zurückkam, dass der Bub bei seiner Vorstellung im Tempel einen überaus
cleveren Eindruck machte und die Priester, unter ihnen wohl auch das Mitglied des Hohen
Rates, erfreute:
"Er saß mitten unter den Gesetzeslehrern, hörte ihnen zu, diskutierte mit ihnen. Alle, die
dabei waren, staunten über sein Verständnis und seine Antworten. "(Lk. 2, 46)
Damit hatte der junge Jesus seine Reifeprüfung bestanden und wurde zur weiteren
Ausbildung möglicherweise nach Ägypten, vielleicht aber auch nur zu den Essenern,
delegiert: Sie dauerte 18 Jahre, wenn man den Evangelisten glauben darf: Näheres haben
ja die neuen Testamentschreiber über diese ganz schön lange Periode nicht verlauten
lassen. Wenn man
aber Revue passieren läßt, was Jesus Christus danach so alles vollbracht hat, so läßt sich
leicht vermuten, daß er in den 18 Jahren die damals neuesten Erkenntnisse der
medizinischen Wissenschaft, die Geheimnisse des Alten Testaments, der ägyptischen
Magie und Astrologie erlernt haben muß. Aus den Qamrun-Rollen ist ja beispielsweise
bekannt, daß die Essener bestimmte Krankheiten durch Handauflegen heilen konnten, die
Wahrsagerei beherrschten und an die Wiederauferstehung des Menschen glaubten.
Außerdem muß der junge Mann in dieser Zeit zum Haß auf die römische Fremdherrschaft
und ihre einheimischen Handlanger, die Pharisäer und Schriftgelehrten, erzogen worden
sein. Mehr noch - er muß zutiefst davon überzeugt worden sein, daß er sich selbst
aufopfern muß, um eine neue, gegen die Herrscher dieser Welt gerichtete Denkweise unter
die Menschen zu bringen.
Eine neue Ideologie - Sozialstaat
5. Kapitel
Die Organisatoren der Christusmission gingen offensichtlich auf zwei Optionen aus:
Mit Erscheinen von Gottes Sohn auf Erden könnte eine so riesenhafte Volksbewegung
ausgelöst werden, dass die etablierten Herrscher geradezu überrumpelt werden, dann
würde sich alles erfüllen. "Gottes Reich" könnte in aller Ruhe und Ordnung errichtet
werden.
Daran glaubte schon fest Maria, als sie in Erwartung des Sohnes ausrief:
" Jetzt erhebt ER (also Gott) seinen gewaltigen Arm
Und fegt die Stolzen weg mitsamt ihren Plänen.
Jetzt stürzt er die Mächtigen von ihrem Thron
Und richtet die Unterdrückten auf.
Den Hungernden gibt er reichlich zu essen
Und schickt die Reichen mit leeren Händen fort". (Lk 1, 51)
Und Zacharius ergänzte diesen Kampfruf an der Wiege von Johannes dem Täufer mit
den Worten:
"So hat ER (Gott) es schon vor langer Zeit
durch seine heiligen Propheten angekündigt:
ER wollte uns retten vor unseren Feinden,
aus der Gewalt all derer, die uns hassen ... "(Lk. 1,70)
Würde aber der Zustrom des Volkes nicht groß genug, um eine Revolution
auszulösen, dann müsste man auf eine allmähliche, langfristige Veränderung der
bestehenden Ordnung setzen. Das hieß, man müßte überzeugende Zeichen setzen
und dann auf dem schwierigen Weg der Überzeugung, sprich mit Verbreitung einer
neuen Ideologie, die Veränderungen herbeiführen, unter denen man sich das "Reich
Gottes" vorstellte.
Was die Gründer der Bewegung unter dem Reich Gottes verstanden, ist mit Leichtigkeit aus
den Reden abzulesen, die Jesus Christus nach seinem Erscheinen im Jahr 30 vor seinen
Jüngern und vor dem Volke hielt und wie er für das Volk und gegen die Etablierten vorging.
Dem Inhalt nach war es ein gegen die Sklavenhaltergesellschaft gerichtetes Programm.
Kernpunkt: Vor Gott sind alle Menschen gleich, er unterscheidet nur nach Gut und Böse.
Eine zutiefst revolutionäre und deshalb ketzerische Lehre. Denn - zu jener gegebenen Zeit
galten die Sklaven nicht als Menschen, und die armen Freien lebten nicht viel besser als die
Sklaven.
Die Organisatoren meinten zu Recht, dass sie mit einem solchen Kampfprogramm die
Volksmassen hochreißen könnten. Aber trotz wirksamer Vorbereitung, z. B. durch den
Verkünder des Messias-Auftritts, also durch Johannes den Täufer, und trotz zahlreicher
Wundertaten und Kundgebungen wurde sehr rasch deutlich, dass die erste Option, der
Blitzsieg, nicht möglich war.
Daran änderte auch die berühmte Bergpredigt nichts, obwohl sie, wie es Mathäus in Kapitel
4,23 bis 7,28 optimistisch folgendermaßen schildert.
Große Menschenmassen aus Galiläa, aus den zehn Städten, aus Jerusalem und Judäa
sollen der Rede aufmerksam zugehört haben. Zweifellos ist es die bedeutendste Darlegung
aller Ziele der geplanten Revolution. Wenn man sie eingehend analysiert, verkündet der auf
einem Berg sitzende Messias nicht nur, wie Mathäus schreibt, "was Gott jetzt von seinem
Volk erwartet". Keine bloße Sammlung von Geboten, sondern ohne Übertreibung auch die
Grundzüge des göttlichen Sozialstaates, den die Führer der Revolution planten.
Und so ist mehrmals die Rede von einer .neuen Weit". Was die Kirche als "Seligpreisung"
hinstellt, ist in Wirklichkeit eine geschickte Kombination von Forderungen an die künftigen
Einwohner des Sozialstaates mit der zu erwartenden Sicherheit für die Menschen.
"Freuen dürfen sich alle, die unter der heutigen heillosen Welt leiden, Gott wird ihrem Leiden
für immer ein Ende bereiten. "
Und: " ... alle, die auf Gewalt verzichten, Gott wird ihnen die Erde zum Besitz geben. "
Und: " ... alle, die danach hungern und dürsten, dass sich auf der Erde Gottes gerechter Wille
durchsetzt. "
Und: " ... alle, die Frieden stiften
Es folgt der Aufruf an die Jünger, die neue Weitsicht einem Lampenständer gleich überall zu
verbreiten.
Dazu rechnet der Bergprediger (natürlich in der Form von Glaubensgeboten)
Verhaltensmaßregeln wie zum Beispiel:
nicht zu töten
mit guten Taten nicht zu prahlen
im Anhäufen von Schätzen nicht den Sinn des Lebens zu sehen
Perlen nicht vor die Säue zu werfen
Den Balken im eigenen Auge zu sehen, bevor man andere verurteilt
Unbedingt muss man die Bergpredigt als Kritik an der damaligen Gesellschaftsordnung und
als einen Blick in die Zukunft der Völker, in "eine neue Welf', verstehen. Nachdem das
Christentum nach 330 u. Z. zur Staatskirche ernannt wurde und wie ich immer wieder bei
Besuchen in den heutigen Kirchen feststellen musste, werden stattdessen bestimmte
Forderungen der Bergpredigt für die Unterordnung der Gläubigen unter die heutigen
Staatsgebote ausgenutzt. Das ist ein schwerer Frevel. So hat Christus zum Beispiel
tatsächlich zum Einhalten aller Gesetze aufgerufen. Weggelassen wird aber oft seine
Bemerkung:
"Denkt nicht, dass ich gekommen bin, um das Gesetz und die Weisungen der Propheten
außer Kraft zu setzen, sondern um ihnen volle Geltung zu verschaffen ... Ihr werdet niemals
in Gottes neue Welt kommen, wenn ihr seinen Willen nicht besser erfüllt als die
Gesetzeslehrer und Pharisäer. " (Mt. 4, 17).
Mit anderen Worten, die Moseschen Gesetze waren schon in Ordnung, sie wurden aber
gefälscht und auf den Kopf gestellt, um den "Kräften des Bösen" zu dienen.
Ähnlich verhält es sich auch mit der berühmten Losung "Liebe deinen Feind ... Bete für ihn."
Damit sind nicht die Feinde des Sozialstaates gemeint, sondern persönliche "Feinde",
besser gesagt, Menschen die uns nur persönlich bedrohen oder übel wollen.
Breiten Raum nimmt auch die Frage des persönlichen Reichtums und des Geldes ein. Hier
werden vor rund 2 000 Jahren Forderungen geäußert, die nur in der Wortwahl altmodisch
oder antik klingen, in ihrem Sinn aber durchaus sozialistisches Denken ausdrücken.
"Ihr könnt nicht beiden gleich dienen: Gott und dem Mammon ... " und: "Fragt nicht: was
sollen wir essen, was sollen wir trinken, was sollen wir anziehen? Mit all dem plagen sich
Menschen, die Gott nicht kennen ... tut, was er verlangt, dann wird er euch schon mit all dem anderen versorgen. "
Auf einen Staat, in dem das Privateigentum und die Macht der Reichen herrschen, sind
diese Worte aus der Bergpredigt nicht gemünzt.
Mit der Warnung vor den "falschen Propheten", die man nicht nach ihren Worten, sondern
nach ihren Taten erkennen und meiden muss, und mit dem Gleichnis vom Bau unserer
Häuser - auf Sand oder felsigem Grund - entließ Christus seine Zuhörer in die Zukunft, die
auch heute noch nicht Gegenwart ist.
Die größte Massenveranstaltung, die Speisung der 5 000, wenn es wirklich so viele waren,
war auch für damalige Verhältnisse eine recht mittelmäßige Einschaltquote.
Jesus Christus muss das erkannt haben, denn er drängte die Jünger nach seinem Auftritt zu 03.11.2012
Seite 23 von 34
einer eiligen Abfahrt, schickte sie allein voraus, selber stieg er auf einen Berg und "betete
lange". Es ist anzunehmen, dass es in Wirklichkeit ein Treffen mit den Organisatoren der
Verschwörung gab, auf dem die Weichen neu gestellt wurden, und zwar auf die zweite
Option, auf den mühsamen langen Weg von langfristiger Agitation und Propaganda zur
allmählichen Veränderung der gesellschaftlichen Bedingungen. Beweis dafür: schon zwei
Bibel-Seiten nach dieser Begebenheit schreibt Matthäus:
"Von der Zeit an fing Jesus an und zeigte seinen Jüngern, wie er müßte hin gen Jerusalem
ziehen und viel leiden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet
werden und am dritten Tage auferstehen."
Und als der Jünger Nr. 1, Petrus, ihn von solch dummen Gedanken abbringen will, fährt der
ihn an:
"Hebe dich, Satan, von mir! Du bist mir ärgerlich; denn du meinst nicht, was göttlich,
sondern was menschlich ist. "(Mt. 16, 21 ff)
Der Gang nach Golgatha
6. Kapitel:
Was war nach der Speisung der 5 000, nach der mißlungenen Massenerhebung,
beschlossen worden?
Entweder hat Christus es sich selbst oder es haben ihm die Organisatoren gesagt -
sinngemäß, versteht sich:
"Die Zeit für einen sofortigen Umbruch ist nicht reif. Zu viele Menschen zweifeln daran, daß
du der von den Propheten angekündigte Sohn Gottes bist, der sie erlösen wird. Man wird dir
und deiner Lehre erst glauben, wenn du alle Weissagungen erfüllt hast, die zur Person und
zum Erscheinen des Messias verkündet wurden."
Und das hieß: auf einem Esel nach Jerusalem reiten, schlimmste Hetze, Schmähungen
und Folter durch die herrschenden Machthaber erleiden, Verurteilung zum Tod,
Kreuzigung und Wiederauferstehung am dritten Tage.
Als günstigsten Tag für die Kreuzigung sahen die Organisatoren das bevorstehende
Passah-Fest an. Da kam viel Volks nach Jerusalem, und außerdem war für diesen Tag eine
Sonnenfinsternis angesagt. Sie werde einerseits dem Volk die außerordentliche Bedeutung
des Ereignisses klarmachen und außerdem bestimmte, notwendige Aktionen der
Organisatoren erleichtern.
Christus muß geahnt haben, was an Qualen ihm bevorstand. Er hatte offensichtlich die
Hoffnung nicht aufgegeben, vielleicht doch noch eine Wende im Sinne der Option Nr. 1
herbeizuführen.
So ist es wohl zu erklären, dass er in der Zeit bis zum Einzug nach Jerusalem unermüdlich
Reden hielt und Wunder der Heilung an Menschen vollbrachte. Aber er mußte feststellen,
dass nicht einmal seine Jünger ihm restlos vertrauten. So verkündete er noch zweimal, dass
sein Tod bevorstünde. In dieser Situation predigt er auch das Gleichnis von den Arbeitern im
Weinberg, denen unabhängig von den geleisteten Arbeitsstunden der gleiche Lohn gezahlt
wird. Ferner fordert er einen reichen Jüngling auf, seine Habe zu verkaufen und das Geld an
die Armen zu verteilen, wenn er, wie er gesagt hatte, die ewige Seligkeit erreichen will, und
als der das zu tun nicht bereit war, bringt Christus den Kern der neuen Lehre auf den Punkt:
"Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, denn daß ein Reicher ins Reich
Gottes komme. "
Phänominal dieser Spruch! Da frage ich mich als Zeuge von 3 000 Jahren
Menschheitsgeschichte nur eines: Warum haben die Kommunisten diesen Mann nicht
posthum in ihre Partei aufgenommen. Das ist wohl einer der großen Fehler, die sie
gegenwärtig zu bereuen haben.
Auf jeden Fall: mit dieser These vom Kamel im Nadelöhr war alles gesagt: Der Gang nach
Golgatha war vorgezeichnet. (Und das hieß für Jesus dreierlei:
Ich, Jesus Christus, muss durch ein Jammertal, durch Blut und Wunden ...
Die herrschenden Potentaten, die Römer oder ihre örtlichen Handlanger, müssen mich
verurteilen und ans Kreuz nageln ...
Meine Leute müssen mich dann retten, damit meine Auerstehung stattfinden kann.)
Der gewollte Märtyrer
7. Kapitel:
Als Verfasser des 5. Evangeliums, der im Gegensatz zu den anderen vier Autoren die
Geschichte seit den geschilderten oder auch erdachten Ereignissen in Ruhe studieren
konnte, kann ich mit Fug und Recht sagen:
Was jetzt begann, ist eine der aufregendsten, prinzipientreuesten und somit radikalsten
ideologischen Missionen, die ein einzelner Mensch je auf seine Schultern genommen hat.
Vergleichbar wohl nur mit solchen Giganten der Weltgeschichte wie Spartakus, Galilei,
Luther, Münzer, Mohrus, Pugatschow, Robespierre, Liebknecht, Kirow, Thälmann,
Stauffenberg, Dutschke und Havemann.
Der "Menschensohn" ging das Risiko ein, für seine missionarische Weltanschauung einen
sicheren und quaifolIen Tod zu erleiden.
Mit einem kleinen Unterschied allerdings: Er hatte eine Truppe hinter sich, die ihn, wenn es
gut lief, vor dem Schlimmsten erretten konnte. Aber so weit war es noch nicht. Noch kam es
darauf an, alles so zu organisieren, daß der Weg bis zum Kreuz klappte.
Einer war schon "belehrt", Petrus. Der wußte nun schon, daß es der Wille des Chefs war,
ans Kreuz zu kommen. Um auch die anderen zu überzeugen, dass sie nichts zur
Abwendung des "Unheils" tun dürfen, berief Christus ein Abendmahl, eine Art
Parteiversammlung, ein. Auf dieser Zusammenkunft machte Christus noch einmal den Kern
seiner Lehre klar: Indem er seinen Jüngern als Meister die Füße wusch, versinnbildlichte er
die Idee: Vor ihm, sprich vor Gott, sind alle Menschen gleich. Zweitens aber gab er ihnen zu
verstehen, daß er den nun folgenden Weg allein gehen muß.
Er schickt offiziell seinen Jünger Judas hinaus, um den Römern zu verraten, wo er sich
befindet. Als die Polizei erscheint, liefert er sich freiwillig aus und kritisiert Paulus, der
Widerstand gegen die Verhaftung leistet. Vor den Untersuchungsrichtern tritt er so
provokant auf, daß sie seine Verurteilung fordern.
Der kritischste Punkt wird erreicht, als der römische Statthalter keine Ursache sieht, ihn zum
Tode zu verurteilen. Da droht der ganze Plan zusammenzubrechen. Aber Christus hat Glück
im Unglück: es sind die örtlichen Lakaien der Fremdherrschaft, die in ihm den gefährlichen
Feind klarer sehen als der römische Statthalter. Sie sind es, die den Römer belehren, daß
einer, der sich König der Juden nennt, ein Feind des römischen Kaisers ist. Da muss, ja -
muss, der Statthalter zustimmen, und er gibt den Delinquenten "zum Abschuß" frei, sprich
zum Aufhängen am Kreuz. Christus atmet auf.
Wo hat es so etwas in der Weltgeschichte je gegeben - ein Mann muß sich seine
Hinrichtung regelrecht selbst organisieren.
Von nun an lief die Sache wie am Schnürchen. Die Pharisäer und Schriftgelehrten, sprich
die jüdischen Erfüllungsgehilfen der römischen Sklaverei und Fremdherrschaft, die sich
durch den "Menschensohn" entlarvt fühlten, in ihrer erschlichenen Macht bedroht waren und
deshalb diesen "Heiland" hassten wie die Sünde, besorgten die Hinrichtung und erfüllten
damit, ohne es zu wissen, das Ziel der ganzen revolutionären Mission.
Da hing Jesus Christus nun am Kreuz, denn
"es muß die Schrift erfüllt werden. "( Johannes 13/18)
8. Kapitel:
Jetzt waren die Organisatoren an der Reihe. Alles war bis ins kleinste vorbereitet. Christus
hatte alles Geplante getreulich erfüllt. Einer der Evangelisten will sogar gesehen haben,
dass der Delinquent das Schmerzmittel abgelehnt hatte, das die Henker ihm
traditionsgemäß angeboten hatten - offenbar aus Angst, davon einzuschlafen. In Johannes
19 wird die Kreuzigung haargenau beschrieben. Danach übernahmen Soldaten Jesus und
nagelten ihn ans Kreuz. Dieselben Soldaten taten dann etwas, was ebenfalls "in den
Heiligen Schriften vorausgesagt" war: Sie verlosten sein Untergewand. Es wird nicht
verraten, wo das geweissagt war und was die Soldaten davon haben konnten, aber die
Soldaten taten das! Muss einen doch stutzig machen und wirft die Frage auf, was waren das
für Soldaten? Der Gedanke liegt nahe, dass auch sie zum Organisationsstab der
inszenierten Märtyrer-Aktion gehörten, bei der auch die kleinsten Kleinigkeiten beachtet
werden mussten, die zur Glaubwürdigkeit des geweissagten Messias beitrugen. Ins Bild
passt auch, dass laut Johannes nahe bei dem Kreuz vier Frauen standen und ein Jünger
(namenlos), den Jesus besonders liebte. Die durften da so einfach stehen. Gleich wird klar,
warum. Jesus, der offensichtlich nicht von Schmerzen halb irrsinnig war, wie man erwarten
müsste, wenn ellenlange Nägel durch Hände und Füße geschlagen waren und der Körper
mit seinem ganzen Gewicht daran hing. Nein, er verfügte noch, dass der besonders geliebte
Jüngling an Sohnes statt bei Maria sein sollte.
Dann wurde es spannend. Um auch wieder ausdrücklich etwas zu erfüllen, was in den
Schriften prophezeit war, nimmt Jesus eine Gnade in Anspruch, die einem Gekreuzigten
zustand: er bat um Stillung seines Durstes. Da traten wieder die Soldaten in Aktion, tauchten
einen Schwamm in ein Gefäß, steckten ihn an einen Ysop-Stengel und hielten ihn Jesus an
die Lippen, der gierig daraus saugte. Das bestätigen auch zwei weitere Evangelisten, nur
Matthäus meint, der Soldat sei zurückgerufen worden. Alle vier aber beteuern, dass danach
Jesus noch etwas gesagt hätte und dann starb. Drei Evangelisten behaupten, Jesus hätte
als letzte Worte gesagt:
"Es ist vollbracht!"
Wenn die Berichte stimmen, ist dies die wohl wunderlichste Stelle der ganzen Bibel. Jeder
andere Mensch hätte doch wohl gespuckt und geschimpft, denn wie alle Evangelisten
darlegen, war an dem Schwamm nicht etwa Durst stillendes Wasser, sondern - Essig.
Stattdessen Jesus Christus: "Es ist vollbracht!"
Wie reimt sich das zusammen?
Apostel Johannes fährt fort:
Jesus ließ danach den Kopf sinken und "gab sein Leben an Gott zurück". Marcus und Lukas
bestätigen: Er starb. Sehr verwunderlich das Ganze! Was war es, das da mit einem
Essigschwamm "vollbracht" wurde? Seit dem Geschilderten sind 2 000 Jahre vergangen,
und nirgends konnte ich eine Aufklärung über diese Frage finden. Wie kann nach dem
Genuss von einem bisschen Essig der Tod eintreten? Eines ist ziemlich sicher: Die Frist, die
einer gewöhnlich brauchte, um durch Kreuzigung zu sterben, war zu dem Zeitpunkt noch
nicht abgelaufen. Das ergibt sich aus folgender Schilderung der weiteren Ereignisse. Es wird
nämlich die Forderung erhoben, Jesus und die zwei mit ihm gleichzeitig gekreuzigten
Verbrecher wegen des bevorstehenden Sabbats vom Kreuz zu nehmen, sprich: zu
begnadigen .. Während man den beiden Übeltätern, wie es in solch einem Fall üblich war,
die Beine brach, verzichtete man auf diesen Akt bei Christus, weil er "schon tot" war, wie die
Soldaten glaubten oder auch nur vorgaben.
Man kommt aus dem Staunen nicht heraus. Mehr noch: Einer der Soldaten stach laut
Johannes 19,34 dem Christus einen Speer in die Seite, und siehe - es traten Blut und
Wasser aus. Und der Berichterstatter freut sich, auch d ami t sei eine Voraussage der
"Heiligen Schriften" in Erfüllung gegangen! Keiner stutzte offenbar, dass das Blut noch nicht
geronnen und die Blase nicht entleert war!!!
Es liegt also sehr nahe, dass Christus zu diesem Zeitpunkt nicht "schon tot", sondern eher
wohl scheintot war. Es gibt dafür eine Erklärung: An dem Schwamm war nicht Essig,
sondern ein Betäubungsmittel. Eine zweite Möglichkeit ist allerdings, dass die Organisatoren
es bewerkstelligt hatten, Christus von seinen Leiden zu befreien, indem sie Gift an den
Schwamm brachten. Aber das ist sehr unwahrscheinlich, denn dann hätte der Messias ja
nicht die letzte Verpflichtung erfüllen und nach drei Tagen wiederauferstehen können.

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BüBro Offline



Beiträge: 1.510

09.12.2012 15:22
#13 RE: Die Bibel ohne Weihrauch, mit 2. Teil Antworten

Warum, liebe Freunde in der Linkspartei, habe ich wohl die Weihnachtszeit benutzt, um auf den sachlich eigentlichen Gehalt der Bibel hinzuweisen?
Einiges habe ich schon blicken lassen. Mein Hauptanliegen ist aber vorzuführen, dass es in der Revolutionsgeschichte nicht erst heute im Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus, sondern schon vor 2 000 Jahren den friedlichen, langen, hartnäckigen und den gewalttätigen, blutigen Weg geben kann. Als ich zum ersten Mal ganz gründlich die Offenbarung an Johannes gelesen habe, war ich zutiefst erschüttert, denn – mein Gott, das hast du doch schon alles nicht nur gehört oder gelesen, sondern praktisch ERLEBT! Und mir fiel ein, wie ausführlich mir in Tbilissi die Genossen erzählt haben, dass dort jemand an der zaristischen Priesterschule studiert hat. Natürlich wurde da auch die Offenbarung durchgenommen. Und die hat wohl der junge Jugaschwilli besonders genau studiert, und als er dann an die Macht kam. Seine ganze Regierungsart strotzte von Ähnlichkeit mit der Offenbarung. Beispielsweise die enge Verbindung zwischen Erbarmungslosigkeit einerseits und Versprechung von Himmel auf Erden andererseits – sagenhaft.
Nun kann das ja alles Hirngespinst sein wie die ganze „Offenbarung“ selbst, aber es ist ein wertvoller Stoff zum Nachdenken, Nachdenken unbedingt über unseren Weg zum Sozialismus. Und dafür sind genauso wertvoll die Evangelien im 2. Testament. Ich habe meine Entdeckungen und Schlussfolgerungen aus diesem Teil der Bibel absichtlich ans Ende geschoben. Ob es diesen Jesus gegeben hat oder nicht, ist eigentlich uninteressant. Wichtig ist es zu wissen, was vor 2 000 Jahren Menschen gedacht und geplant haben, die in der selben Hölle sassen wie wir heute. Dieser Christus ist den friedlichen Wer gegangen: Überzeugung der Menschen, wirksame Aufklärung, Hilfe für die Menschen, täglich neue Anhänger finden, Selbstlosigkeit, Ehrlichkeit und Offenheit – Glasnost, wie Gorbatschow es nannte. GB

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LIAM Offline



Beiträge: 59

10.12.2012 10:16
#14 RE: Die Bibel ohne Weihrauch, mit 2. Teil Antworten

Interesantes Thema, regt zum Nachdenken an! Gruss: Liaz! Kann aber leider zu diesem Thema nichts beitragen.

Lothar Ratai ( Gast )
Beiträge:

11.12.2012 11:54
#15 RE: Die Bibel ohne Weihrauch mit 2. Teil Antworten

12.12.12 Christengeschichte

Ach Bübro, ich möchte rufen: Oh Gott, erlöse mich von der Versuchung, Dir eine freche oder ungebührliche Antwort zu geben. Fällt Dir kein besseres Thema ein? In unserer LPG gab es ein Dorf mit einer Christengemeinschaft, die sich tatsächlich bemühte, nach den Geboten Gottes zu leben. Es waren sehr gute und zuverlässige Genossenschaftsmitglieder. Ich habe vergeblich versucht, sie von der Richtigkeit unserer Theorie und dem entsprechenden Weg in eine gute Zukunft zu überzeugen. Umgedreht haben sie immer wieder versucht mich zu bekehren mit dem gleichen Nichterfolg. Nach dem Zusammenbruch unseres großen Versuches haben viele Christen - meine gehörten nicht dazu - plötzlich erkannt, wie diktatorisch das DDR- Regime gewesen war, sie haben es immer gesagt und sie wussten ganz genau, was jetzt zu tun war. Ihre Vorausahnungen gaben mir doch zu denken, war ich doch ziemlich unvorbereitet in den Zusammenbruch gerasselt. Ich habe den Marx weggelegt und begonnen die Bibel zu studieren. Dazu kam, in Neustrelitz war ein Stammtisch eingerichtet worden als Diskussionsforum in dem auch einer der Briebrüder gesprochen hat. Er sprach zur christlichen Morallehre und ihre Anwendbarkeit auf unsere politische Arbeit. Schließlich aber hatte ich genug davon und habe Bücher moderner westdeutscher Autoren zu christlichen Dingen gelesen: Franz Buggle: „Denn sie wissen nicht, was sie glauben“ und schließlich Karl Heinz Deschners vielbändige „Kriminalgeschichte der Christentums“. Dann war mir endgültig klar: Über das Christentum gibt es keinen Sonderweg in die Zukunft.
Ich habe begonnen, den Marxismus „rückwärts“ zu lesen. Von den letzten Ergüssen des Politbüros zurück, über einige Seitensprünge zu KPdSU und UdSSR, über Franz Mehring und Marx zu den berühmten drei Quellen des Marxismus.
Und irgendwann dann kam mir in einer schlaflosen Nacht die Erleuchtung, wie wohl auch meinem unvergessenen Genossen und Freund Alfred Granowski, ein Vorgang, wie ihn Thomas S. Kuhn so wunderbar beschrieben hat: Als ich mir morgens die Augen ausgewischt habe wusste ich: Entweder ist die auf materialistischer Grundlage gemachte große Entdeckung von Marx und Engels richtig: Gesellschaften entstehen, entwickeln sich und vergehen auf der Grundlage ihrer materiellen Produktionsgrundlagen, der Produktionsverhältnisse oder Gesellschaften entstehen und vergehen auf der Grundlage der Gedankenkonstruktionen der Philosophen gleich welcher Farbe oder religiöser Vorstellungen. Einen Kompromiss gibt es bei der Entscheidung über richtig und falsch nicht. Und ich bin bei Materialismus und Atheismus geblieben. Für mich ist die Vorstellung, das eine Idee, eine revolutionäre, die die Massen ergreift und zur materiellen Gewalt wird und dann die Grundlage bildet für den Aufbau einer vernünftigen Gesellschaftsordnung reiner Idealismus. Und demnach ist die marxistische Gesellschaftstheorie so utopisch wie all die Weltverbesserungsideen vor Marx und nach Marx.
Und es ist eben ein Unsinn zu glauben, dass das römische Weltreich an dem langjährigen Kampf der Christengemeinden um ihre Anerkennung als akzeptierte Religion unter anderen Religionen zu Grunde gegangen ist. Das antike Rom ist wie die Antike in ihrer Gesamtheit am Energiemangel zu Grunde gegangen. Die fast ausschließliche Energiequelle neben der menschlichen Arbeit war in der Antike das Holz. Und als die letzten Wälder geschlagen waren konnte die Metallurgie nur noch auf einem ganz niedrigen Niveau produzieren. Und ganz ähnlich erging es der Baustoffindustrie: Woher das Holz nehmen für das Brennen von Baukalk, Zement, Ziegelsteinen und Glas. Und welche Unmengen an Holz wurden für den Schiffsbau benötigt. 1000 Jahre später, als sich die Wälder vom Raubbau erholt hatten auf der iberischen Halbinsel stiegen Portugal und Spanien für 200 Jahre zur Weltmacht auf und sanken dahin, als die Wälder wieder aufgebraucht waren. Der Zusammenbruch der meisten großen Wirtschafts- und Kulturkreise kann über den Energiemangel aufgeklärt werden. Wir sind nur blind, weil Marx in dieser Beziehung blind war. England ist dem wirtschaftlichen Zusammenbruch damals entgangen durch die Entdeckung, dass die damals bis zur Oberfläche reichende Kohle durch ihre Verkokung die Holzkohle vollständig zu ersetzen vermag. Plötzlich war es möglich, bis dahin unvorstellbare Mengen an Eisen und Stahl zu produzieren und die riesigen Wasserpumpen mit Dampfkraft zu betreiben, erzeugt über Kohle. So konnte England innerhalb zweier Generationen zu Werkstatt der Welt werden.
Nein Bübro, mit Deinen Christen ist kein Blaumenpott zu gewinnen. Es sei denn, Du willst für einen komfortablen Platz im Himmel vorsorgen.

Mit freundlichen Grüßen Lothar Ratai aus Feldberg

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